# taz.de -- NRW-FDP mag nicht mehr: Die Ampel zeigt Rot | |
> Die FDP in der Schmollecke: Die Liberalen wollen in die Opposition – weil | |
> SPD und Grüne auch mit den Linken reden. Die wären "kommunistische | |
> Verfassungsgegner". | |
Bild: Grüne und Rote allein zu Haus. Die FDP will nicht mehr mitspielen. | |
Die FDP verweigert nach den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen jegliche | |
Verhandlungen mit SPD und Grünen. Nur Minuten nach Abschluss erster | |
Sondierungsgespräche zwischen dem echten und dem gefühlten Wahlsieger am | |
Mittwochabend in Düsseldorf erklärte der Landesvorsitzende der Liberalen, | |
Andreas Pinkwart: Gespräche könne es erst geben, wenn "SPD und Grüne eine | |
Koalition mit extremistischen Parteien wie der Linkspartei ausschließen". | |
Der Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, Gerhard Papke, ging sogar noch | |
weiter. "Parteien, die sich mit kommunistischen Verfassungsgegnern | |
verbünden" wollten, kämen "nicht als Gesprächspartner in Frage", erklärte | |
er - und "erst recht nicht als mögliche Koalitionspartner." Die FDP werde | |
"einer Linksregierung als Opposition entgegentreten". | |
Im größten Bundesland wird damit ein rot-rot-grünes Bündnis | |
wahrscheinlicher. SPD und Grünen fehlt im 181 Sitze zählenden Düsseldorfer | |
Landtag nur eine Stimme zur Mehrheit. Beide Parteien geben sich deshalb für | |
die FDP ebenso offen wie für die Linkspartei. "Rot-Grün plus" nennt das die | |
grüne Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann. | |
Noch hoffen aber vor allem die Sozialdemokraten, die FDP trotz der Absagen | |
Pinkwarts und Papkes doch noch ins rot-grüne Lager herüberziehen zu können. | |
Das Trauma der SPD-Frau Andrea Ypsilanti, die in Hessen mit der Bildung | |
einer rot-rot-grünen Regierung scheiterte, sitzt tief. Außerdem fürchten | |
SPD wie Grüne das Trommelfeuer der NRW-Regionalpresse. SPD-Bundesvize Olaf | |
Scholz warnte die Liberalen deshalb vor einem "schweren Fehler", und | |
erinnerte an die sozialliberale Koalition, die die Republik von 1969 bis | |
1982 regierte. | |
Die Linkspartei aber soll keineswegs verprellt werden. SPD und Grüne gingen | |
"ohne Tendenz" in die Gespräche, sagte Nordrhein-Westfalens | |
stellvertretender SPD-Landesvorsitzender Marc Herter zur taz. "FDP und | |
Linkspartei müssen sich gleichermaßen ideologisch entrümpeln." | |
Viele Grüne machen dagegen Druck für Verhandlungen mit der Linken: Nach den | |
Kreisverbänden Köln und Duisburg haben sich auch die Gelsenkirchener klar | |
für Rot-Rot-Grün ausgesprochen. | |
Denn inhaltlich sind die Schnittmengen mit der Linken groß. | |
Sozialdemokraten und Grüne wollten NRW "wieder zum sozialen Gewissen der | |
Republik" machen, sagte SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft nach den | |
ersten Sondierung mit den Grünen. Auch die Grüne Löhrmann lobte den "großen | |
Vorrat an Gemeinsamkeiten" mit der SPD - von der Bereitstellung eines | |
Schulessens bis hin zu einem Entschuldungsfonds für hunderte von Städten, | |
die allein in NRW vor der Pleite stehen. Die FDP hatte mit ihrer Parole | |
"Privat vor Staat" und der Bekämpfung erneuerbarer Energien dagegen die | |
Kernklientel beider Parteien verprellt. | |
Die Linke jedenfalls gibt sich gesprächsbereit. Voraussetzung sei aber "ein | |
grundlegender Politikwechsel im Interesse der Mehrheit der Bevölkerung", so | |
Landesparteichef Wolfgang Zimmermann. Mit einem ersten Treffen rechnet | |
Linken-Sprecher Ralf Michalowsky schon Anfang kommender Woche. | |
Unterstützung kommt auch aus dem Berliner Karl-Liebknecht-Haus. | |
"Grundgesetzwidrig" sei die Erteilung von Sprechverboten durch die FDP, | |
tönte Gregor Gysi - und klang dabei wie die grüne Landeschefin Daniela | |
Schneckenburger und der Chef der nordrhein-westfälischen | |
SPD-Bundestagsabgeordneten, Axel Schäfer. Beide hielten die Verweigerung | |
der FDP schlicht für "Erpressung". | |
14 May 2010 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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