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# taz.de -- Kommentar Klonfleisch: Verspätetes Entsetzen
> Die Mehrheit der Verbraucher will keine Klonprodukte auf dem Tisch haben.
> Die EU-Kommission hat das bislang galant ignoriert. Doch damit muss jetzt
> Schluss sein.
Bei Verbrauchern und Politikern ist jetzt die Empörung groß. Denn in
Großbritannien sind Fleisch und Milch von geklonten Tieren erstmals
nachweislich in den Handel gekommen. Alarm geschlagen hat die britische
Lebensmittelbehörde Food Standards Agency.
Überraschend kommt diese Nachricht allerdings nicht - und gerade die
britische Lebensmittelbehörde musste mit dieser Entwicklung rechnen. Denn
bereits vor etwas mehr als zwei Jahren, als man in den USA über die
Zulassung von Klontieren nachzudenken begann, wurde erstmals öffentlich,
dass Embryonen von geklonten Kühen aus den USA nach Großbritannien
importiert worden waren. Wozu wohl? Wohl kaum, um Zuschauer in einen
Klonzoo zu locken. Nein, schon damals war völlig klar, dass damit eine Kuh-
oder Rinderherde zur Erzeugung von Lebensmitteln aufgebaut werden sollte.
Wundern muss man sich vielmehr darüber, dass erst jetzt der Ruf nach
gesetzlichen Regelungen laut wird: Da drängt sich der Verdacht auf, dass
dies bisher bewusst vermieden wurde. Dabei zeigen Umfragen, dass die
Mehrheit der Verbraucher keine Klonprodukte möchte. An ein Verbot traut
sich die EU-Kommission aber nicht heran: Erst vor kurzem hat sie das Thema
wieder auf die lange Bank geschoben.
Dabei gibt es bislang keinen guten Grund, Tiere zu Klonen. Dafür gibt es
eine Menge gute Gründe, dem Klonen von Nutztieren ein Ende zu setzen.
Allein schon aus Tierschutzgründen gehört es verboten, denn es führt häufig
zu Fehlbildungen, die Tiere sterben bei der Geburt oder leiden unter
Krankheiten. Selbst Ian Wilmut, der als erster Mensch ein Tier klonte - das
Schaf Dolly nämlich - spricht sich deshalb heute gegen Klonfleisch und
Klonmilch aus.
5 Aug 2010
## AUTOREN
Wolfgang Löhr
## TAGS
klonen
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