Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- EU-Verhandlung gescheitert: Keine Label für Klonfleisch
> Auch in einer Marathonsitzung konnten sich EU-Rat und Parlament nicht auf
> eine Kennzeichnung von Klonfleisch einigen. Die Folge: Verbraucher müssen
> essen, was ihnen vorgesetzt wird.
Bild: Geklonte Kälber auf der Hadley Farm der Massachusetts-Universität.
BRÜSSEL afp | Fleisch und Milch geklonter Tiere und von deren Nachkommen
kann in der Europäischen Union weiterhin in den Handel geraten, ohne dass
der Verbraucher dies erfährt. Verhandlungen über eine EU-Regelung mit dem
Ziel eines Verbots oder zumindest einer Kennzeichungspflicht, sind in der
Nacht zum Dienstag nach einer fast elfstündigen Marathonsitzung in Brüssel
endgültig gescheitert. Die Frist für eine Einigung ist damit endgültig
abgelaufen.
Damit sei nun der Weg frei für "Klonfleisch auf dem Teller und Klonmilch in
der Tasse", kritisierte die SPD-Europaabgeordnete und
Verbraucherschutzexpertin Dagmar Roth-Behrendt. Nach ihren Angaben lehnten
Deutschland, Spanien, Großbritannien, Schweden und die Niederlande alle
Kompromissvorschläge der Verhandlungsführer des Europaparlaments ab.
Damit bleibt es nun bei der gegenwärtigen Rechtslage: Es gibt keine
EU-Vorschriften für Fleisch, Fleischprodukte und Milch von Klontieren und
deren Nachkommen. Sie können damit in der EU nach wie vor in den Handel
kommen, wie dies bereits 2009 in Großbritannien geschehen ist.
Bei den seit Wochen andauernden zähen Verhandlungen waren sich die
Vertreter von Parlament und EU-Staaten zwar darin einig, dass der Handel
mit Fleisch und Milch von Klontieren selbst verboten werden soll. Die
Parlamentarier hatten zunächst aber ein umfassendes Verbot auch für
Fleisch, Fleischprodukte und Milch der Klon-Nachfahren gefordert.
Gegner eines solchen Verbots hatten allerdings unter anderem argumentiert,
dies könnte zu einem weiteren Handelstreit mit den USA führen, wo
Klonfleisch bereits zugelassen ist.
## Deutschland "starsinnig, arrogant undf fast verachtungsvoll"
Angesichts der unnachgiebigen Haltung Deutschlands und mehrerer anderer
Länder schlug die Delegation des Parlaments zuletzt als Minimal-Kompromiss
eine sofortige Kennzeichnungspflicht zumindest für Rindfleisch vor.
Dies wäre leicht umzusetzen gewesen, weil es für Rindfleisch bereits eine
detaillierte Kennzeichnungspflicht gebe, erläuterte der CDU-Abgeordnete
Peter Liese. Doch selbst diese Minimallösung habe der Rat mehrheitlich
abgelehnt. "Offensichtlich sollen die Verbraucher Klonfleisch essen, ohne
dies zu erfahren."
Der Rat habe lediglich vorgeschlagen, die Frage in zwei Jahren erneut zu
prüfen. "Damit wäre alles auf den Sanktnimmerleinstag verschoben worden".
Roth-Behrendt und Liese warfen der Bundesregierung vor, maßgeblich am
Scheitern der Verhandlungen beteiligt gewesen zu sein. Deutschland habe
sich bis zuletzt "starrsinnig, arrogant und fast verachtungsvoll gegenüber
dem Verbraucherwillen gezeigt", kritisierte Roth-Behrendt. Liese übte
massive Kritik am Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP).
Im Gegensatz zur Bundesverbaucherministerin Ilse Aigner (CSU) habe er bis
zuletzt auch den Minimalkompromiss - kein Verbot, aber eine
Kennzeichnungspflicht für Rindfleisch - abgelehnt. Brüderles Verhalten in
der Klonfleisch-Frage sei "ein weiterer Grund für seinen Rücktritt".
29 Mar 2011
## ARTIKEL ZUM THEMA
EU-Parlament gegen Rat und Kommission: Streit über Klonfleisch
In deutschen und europäischen Supermärkten darf Milch und Fleisch der
Nachfahren geklonter Tiere verkauft werden - ohne Kennzeichnung. Das
Europaparlament will das nun ändern.
Kommentar Klonfleisch: Verspätetes Entsetzen
Die Mehrheit der Verbraucher will keine Klonprodukte auf dem Tisch haben.
Die EU-Kommission hat das bislang galant ignoriert. Doch damit muss jetzt
Schluss sein.
Skandal in Großbritannien: Klonsteaks à la carte
Der Skandal in Großbritannien beweist, dass auch in Europa geklontes
Fleisch verkauft wurde. Dabei sind die gesundheitlichen Folgen von
Klonfleisch unklar.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.