# taz.de -- Alternativer Nobelpreis: "Wahrer Wandel beginnt von unten" | |
> Die Träger des Alternativen Nobelpreises stehen fest. Geehrt wird unter | |
> anderem der nigerianische Umweltschützer Nnimmo Bassey und die | |
> nepalesische Organisation SAPPROS. | |
Bild: Ölquelle in Goi Creek, Nigeria. | |
"Wahrer Wandel beginnt von unten: Mediziner, die nicht auf Politiker | |
warten, bevor sie handeln, um unnötiges Leiden im Nahen Osten zu beenden. | |
Arme Dorf-Einwohner, die sich selbst aus der Armut helfen und | |
Umweltbewegungen, die es ermöglichen, dass Opfer ökologischer Zerstörung | |
sich wehren können." So begründete Jakob von Uexküll, Gründer der | |
[1][Alternativen Nobelpreise] ("Right Livelihood Award"), die Auswahl der | |
am Donnerstag in Stockholm präsentierten diesjährigen Preisträger. Man | |
wolle damit "Vorbilder präsentieren, deren Arbeit und Engagement weltweit | |
bespielhaft sind". | |
Die Jury des 1980 gegründeten Preises ehrt mit ihren Preisen und einer | |
Preissumme von zusammen 200.000 Euro in diesem Jahr den nigerianischen | |
Umweltschützer [2][Nnimmo Bassey], "weil er die ökologischen und | |
menschlichen Kosten der Ölforderung aufzeigt und mit seinem Einsatz | |
Umweltbewegungen in Nigeria und der ganzen Welt stärkt". Der studierte | |
Architekt und seine 1993 gegründete Umwltschutz-Organisation "Environmental | |
Rights Action" (ERA), die nigerianische Sektion von "Friends of the Earth", | |
haben es sich zur Aufgabe gemacht, die gewaltigen Schäden anzuprangern, | |
welche internationale Ölkonzerne wie Shell durch die Ölförderung in Nigeria | |
und anderen Staaten Afrikas verursacht haben und verursachen. ERA bietet | |
den von den Umweltschäden Betroffenen auch Rechtshilfe an. Es wird | |
geschätzt, dass allein das im Niger-Delta in den letzten 50 Jahren | |
ausgelaufene Öl in etwas der Grössenordnung der | |
Exxon-Valdez-Katastrophe1989 vor Alaska entspricht, bei der rund 40.000 | |
Tonnen Öl ausgelaufen waren. | |
Ausgezeichnet wird auch der aus Österreich stammende und seit 1978 in | |
Brasilien lebende Bischof [3][Erwin Kräutler], "für ein Leben, das den | |
Rechten indigener Völker gewidmet ist, und für sein unermüdliches | |
Engagement, den Urwald des Amazonas vor der Zerstörung zu bewahren". Der | |
jetzt 71-jährige war 1980 zum Bischof von Xingu ernannt worden und ist seit | |
2006 Präsident des "Indigenous Missionary Council" der katholischen Kirche | |
Brasiliens. Er setzte sich dafür ein, dass die Rechte der indigenen | |
Bevölkerung in der Verfassung verankert wurden und ist Gegner des | |
Belo-Monte-Staudamms, eines umstrittenen Wasserkraftprojekts, bei dem mit | |
dem weltweit drittgrössten Staudamm der Xingu, ein Nebenfluss des Amazonas, | |
aufgestaut werden soll. 1000 Quadratkilometer Wald würden überflutet und | |
30.000 Menschen müssten umgeseiedelt werden. | |
Geehrt wird außerdem [4][die nepalesische Organisation SAPPROS] und ihr | |
Gründer Shrikrishna Upadhyay "weil sie selbst im Angesicht der Bedrohung | |
durch politische Gewalt und Instabilität der Welt zeigen, wie die | |
Mobilisierung von Dorfgemeinschaften Armut überwinden kann". Verschiedene | |
SAPPROS-Selbsthilfeprogramme haben seit 1991 rund 250.000 Haushalte bei der | |
Schaffung von grundlegender Infrastruktur wie Wasser- und | |
Abwasserleitungen, Brücken, Gesundheitsstationen, Bewässerungssystemen oder | |
Biogasanlagen unterstützt. | |
Und schliesslich erhält die Organisation "Physicians for Human | |
Rights-Israel" (PHRI) ("Mediziner für Menschenrechte-Israel") den Preis | |
"für ihren unbezähmbaren Geist, mit dem sie für das Recht auf Gesundheit | |
für alle Menschen in Israel und Palästina einsteht". PHRI wurde 1988 zu | |
Beginn der Intifada von Dr. Ruchama Marton und israelischen wie | |
palästinensischen Ärzten gegründet. Sie bemüht sich zum einen darum, allen | |
Menschen Zugang zum Gesundheitswesen zu verschaffen und führt ausserdem | |
eine Kampagne gegen bürokratische Hürden und die Repression von | |
Bevölkerungsgruppen vor allem in den besetzten palästinensischen Gebieten. | |
Die Preise werden am 6. Dezember im Stockholmer Parlament überreicht. | |
30 Sep 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://www.rightlivelihood.org/summary_german.html | |
[2] http://www.rightlivelihood.org/bassey.html | |
[3] http://www.rightlivelihood.org/krautler.html | |
[4] http://www.rightlivelihood.org/upadhyay.html | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
## TAGS | |
Alternativer Nobelpreis | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Verleihung des Alternativen Nobelpreises: Vier ausgezeichnete Männer | |
2013 werden nur Männer geehrt. Sie kämpfen gegen Chemiewaffen, | |
Menschenrechtsverletzungen, Vergewaltigung – und Schädlinge. | |
Nepalesische Premierminister-Wahlen: "Zurück auf Los!" in Kathmandu | |
Nach 16 vergeblichen Versuchen, einen neuen nepalesischen Premier zu | |
wählen, gibt auch der letzte Kandidat auf. Der politische Stillstand | |
gefährdet das Land. | |
Alternativer Nobelpreisträger Erwin Kräutler: "Es geht um ihr Recht auf Leben" | |
Bischof Erwin Kräutler bekommt am Montag den Alternativen Nobelpreis. Im | |
Interview spricht er über Streit mit Brasiliens Präsident Lula, | |
Polizeischutz und Geld vom Papst. | |
Wegen unflexibler Stromnetze: Biogas als Klimakiller | |
Strom aus Großkraftwerken blockiert die Netze, mit zum Teil drastischen | |
Nebeneffekten: So werden durch diesen Effekt Biogas-Kraftwerke zu | |
Klimakillern. | |
Chemie-Nobelpreis vergeben: Lebensverbessernde Moleküle | |
Der Chemie-Nobelpreis geht in diesem Jahr an einen Amerikaner und zwei | |
Japaner. Sie erhalten die Auszeichnung für neue Verbindungen von | |
Kohlenstoff-Atomen. | |
Alternativ-Nobelpreis für Erwin Kräutler: Einheit von Mensch und Natur | |
Der austrobrasilianische Bischof Erwin Kräutler kämpft gegen die Ausbeutung | |
der Menschen und engagiert sich für die Indigenen. Ihr Denken prägte seine | |
Theologie der "Mit-Welt". | |
Alternativ-Nobelpreis für Shrikrishna Upadhya: Der politischen Gewalt trotzen | |
Den Armen helfen, sich selbst zu helfen: Die nepalesische | |
Nichtregierungsorganisation Sappros vergibt Mikrokredite und gewinnt damit | |
den Alternativen Nobelpreis. | |
Portrait "Ärzte für Menschenrechte": "Das geht auf unser Konto" | |
Die israelischen "Ärzte für Menschenrechte" werden mit dem alternativen | |
Nobelpreis ausgezeichnet. Seit 23 Jahren engagiert sich die Organisation um | |
Ruchama Marton. | |
Portrait Alternativ-Nobelpreisträger Bassey: Unterschätzter Kämpfer | |
Er zitierte Shell vor Gericht, gründete "Friends of the Earth" Nigeria und | |
wurde ins Gefängnis geworfen. Jetzt wird Nnimmo Bassey mit dem Alternativen | |
Nobelpreis ausgezeichnet. |