# taz.de -- Druck auf Korrespondenten im Iran: Spanische Journalistin ausgewies… | |
> Die Korrespondentin der spanischen Zeitung "El País" muss den Iran | |
> verlassen. Grund ist wohl ein unliebsames Interview. Zudem wurden zwei | |
> deutsche Journalisten festgenommen. | |
Bild: Drei iranische Journalistinnen zünden symbolisch Kerzen an - wegen des d… | |
MADRID taz/afp | Die iranischen Behörden haben vergangenen Sonntag der | |
Korrespondentin der größten spanischen Tageszeitung [1][El País], Ángeles | |
Espinosa, die Aufenthaltsgenehmigung entzogen. Die Journalistin, die seit | |
fünf Jahren von Teheran aus berichtet, hat zwei Wochen Zeit, um das Land zu | |
verlassen. | |
"Niemand hat mir erklärt warum", beschwert sich Espinosa auf den Seiten der | |
El País. Nur über Dritte habe sie erfahren, dass ihr wohl ein Interview mit | |
Ahmad Montazeri zum Verhängnis geworden ist. Das Gespräch mit dem Sohn des | |
2009 verstorbenen, regimekritischen Großayatollahs Hossein Ali Montazeri | |
fand im Juli in der heiligen Stadt Ghom statt. Espinosa wurde damals | |
festgenommen. | |
"Wir Journalisten dürfen Teheran nur mit ausdrücklicher Genehmigung der | |
Regierung verlassen. Für dieses Interview hätte ich diese nie bekommen", | |
erklärt die 47-jährige Korrespondentin, warum sie ohne Genehmigung reiste. | |
Bei der Verhaftung wurden ihr der Presseausweis und Reisepass abgenommen. | |
Ihre ständige Nachfragen beim Büro für ausländische Presse blieben | |
unbeantwortet - bis jetzt die Ausweisung kam. | |
"Das Interview mit Montazeri war wohl der letzte Tropfen, der das Fass zum | |
überlaufen brachte, aber sie waren schon länger sehr unzufrieden mit meiner | |
Arbeit", ist sich Espinosa sicher. | |
Egal ob bei den Protesten nach den Parlamentswahlen im vergangenen Jahr | |
oder gegen die geplante Steinigung Sakineh Ashtianis - Espinosa, die 2002 | |
den prestigereichsten Journalistenpreis Ortega y Gasset in Spanien erhielt, | |
nahm nie ein Blatt vor den Mund. "Die Toleranz gegenüber der Kritik ist mit | |
der Präsidentschaft von Mahmud Ahmadinedschad erheblich zurückgegangen", | |
erklärt Espinosa, die einst von Bagdad nach Teheran wechselte, in der "El | |
País". | |
Ebenfalls wegen eines Interviews sind im Iran zwei deutsche Journalisten | |
festgenommen worden, weil sie ein Interview mit dem Sohn der zum Tod durch | |
Steinigung verurteilten Iranerin Sakineh Ashtiani führten. Das bestätigte | |
der iranische Staatsanwalt Gholam Hossein Mohseni Edscheie am Montag | |
gegenüber örtlichen Medien. | |
Offenbar handelt es sich bei den Festgenommenen um einen Fotografen und | |
einen Reporter für ein Printmedium, die am Sonntagnachmittag ein Interview | |
mit dem Sohn der zum Tod durch Steinigung verurteilten Iranerin Sakineh | |
Ashtiani geführt hatten, wie die in Deutschland lebende Sprecherin des | |
Komitees gegen die Steinigung, Mina Ahadi, der Nachrichtenagentur AFP | |
sagte. Das Auswärtige Amt hatte bestätigt, Hinweisen auf eine Festnahme von | |
deutschen Journalisten "mit Hochdruck" nachzugehen. | |
Für [2][Reporter ohne Grenzen] ist der Iran eines der Länder, in dem die | |
Pressefreiheit am stärksten eingeschränkt wird. Bereits im vergangenen Jahr | |
wurde der Korrespondent des britischen Fernsehsenders BBC ausgewiesen. Alle | |
Reformblätter verschwanden von den Kiosken und das Internet wird ebenfalls | |
zensiert. Nach Angaben der internationalen Organisation mit Sitz in Paris | |
befinden sich derzeit neun Blogger und 26 Journalisten in Haft. Einigen von | |
ihnen droht die Todesstrafe. | |
12 Oct 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://www.elpais.com | |
[2] http://www.rsf.org | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Inhaftierte Spionageverdächtige: Iran führt Deutsche im Fernsehen vor | |
Im Oktober wurden sie verhaftet, jetzt sind die im Iran inhaftierten | |
deutschen Journalisten im TV gezeigt worden. Sie sollen Fehler eingeräumt | |
haben - zu hören waren sie aber im Beitrag nicht. | |
Iranische Aktivisten in Deutschland: Kampfeslust und bloß kein Mitleid | |
Geflohen, aber nicht versteckt: Vier iranische Aktivisten mobilisieren in | |
Deutschland weiter - gegen das Regime, für die Freiheit ihrer Freunde. | |
Irans Machthaber im Libanon: Ahmadinedschad sieht Israel | |
Irans Präsident tourt als Volksheld durch die schiitischen | |
Hisbollah-Hochburgen direkt an der libanesisch-israelischen Grenze. Israels | |
Rechte empfiehlt: abknallen. | |
Im Iran verhaftete deutsche Journalisten: Bei Recherche Knast | |
Wegen eines Interviews mit dem Sohn der zum Tod verurteilten Iranerin | |
Sakineh Mohammadi Aschtiani sitzen zwei deutsche Journalisten in Haft. | |
Ihnen droht ein Prozess. | |
Pressefreiheit in Südafrika: Effizienter kontrolliert | |
Der ANC beschließt harte Restriktionen für Journalisten. Wer als "geheim" | |
eingestufte Informationen veröffentlicht, soll für 25 Jahre ins Gefängnis. | |
Medien im Irak: Ein Land lernt Journalismus | |
Zwischen Tomatenpreisen und den vielen Wahrheiten ihres Staats: Irakische | |
Journalisten nutzen ihre neue Freiheit, stoßen dabei aber immer wieder an | |
Grenzen - auch an ihre eigenen. | |
Pressefreiheit in Weissrussland: Journalist tot aufgefunden | |
Der Journalist Oleg Bebenin soll sich erhängt haben. An einen Suizid | |
glauben viele nicht. Dass Kritiker des Lukaschenko-Regimes sterben oder | |
verschwinden, hat traurige Tradition. | |
Pressefreiheit in der Ukraine: Chefredakteur spurlos verschwunden | |
In der Ukraine hat sich der staatliche Druck auf kritische Journalisten | |
unter Wiktor Janukowitsch erhöht. Nun ist ein Chefredakteur spurlos | |
verschwunden. | |
Zensur in Venezuela: Abdruck von Gewaltfotos untersagt | |
Venezuela ist eines der Länder mit der höchsten Rate an Gewalttaten | |
weltweit. Die Zeitungen dürfen die Opfer fortan jedoch nicht mehr abbilden. |