# taz.de -- Geheimverträge zu den Wasserbetrieben: Die Wasserlügen von Rot-Rot | |
> SPD und Linke haben bei der Neufassung der Renditegarantie für die | |
> Wasserbetriebe die Öffentlichkeit getäuscht - und die Wasserpreise | |
> erhöht. | |
Bild: Die Verzinsungsklausel in der Änderungsvereinbarung zu den Wasserverträ… | |
Die rot-rote Koalition hat im Dezember 2003 im Abgeordnetenhaus über die | |
Entwicklung der Wasserpreise gelogen. Damals diskutierte das Parlament über | |
eine Änderung des Gesetzes zur Teilprivatisierung der Wasserbetriebe. Ein | |
besonders wichtiger Punkt war die Frage, wie hoch die fiktiven Zinsen sind, | |
die die Wasserbetriebe auf die Tarife berechnen können. „Da ist für 2004 | |
ein Zinssatz von 6 Prozent festgelegt, der wird auch im Durchschnitt weiter | |
sinken“, sagte damals der SPD-Abgeordnete Günther Krug. Dies hätte | |
bedeutet, dass auch die Wasserpreise sinken. | |
Das Gegenteil ist richtig. In einer bisher geheimen, nun aber [1][von der | |
taz veröffentlichten] Änderungsvereinbarung zu den Wasserverträgen | |
vereinbarte der rot-rote Senat mit den privaten Anteilseignern RWE und | |
Veolia: Der Zinssatz wird nicht sinken, sondern steigen. Für das Jahr 2005 | |
soll der Zinssatz „zwischen 6,2 und 6,9 Prozent“ betragen, für das Jahr | |
2006 „zwischen 6,9 und 7,3 Prozent“ und für das Jahr 2007 „zwischen 7,3 … | |
7,7 Prozent“. Doch diese Vereinbarung blieb geheim - bis die taz die | |
Wasserverträge am Samstag veröffentlichte. Tatsächlich erhöhte sich der | |
Zinssatz in den folgenden Jahren genau so stark wie in dem Geheimvertrag | |
vereinbart - und als direkte Folge stiegen auch die Wasserpreise. | |
Warum hat die SPD in der Parlamentsdebatte die Öffentlichkeit belogen? Der | |
Partei- und Fraktionsvorsitzende Michael Müller lehnte es am Montag ab, | |
dazu Stellung zu nehmen. | |
Der Linkspartei-Vorsitzende Klaus Lederer hatte bei der Parlamentsdebatte | |
behauptet, die Höhe des Zinssatzes „kann jetzt überhaupt erst wieder | |
politisch entschieden werden“ - sie sei also gerade nicht mehr festgelegt. | |
Der taz sagte er am Montag, er habe nicht gewusst, dass der Senat in der | |
Geheimvereinbarung sehr wohl genau festgelegt hatte, wie die Zinssätze | |
steigen sollen. | |
Lederer verteidigte das Steigen der Zinssätze und damit der Wasserpreise: | |
„Es gab kaum einen Spielraum angesichts der 1999 vereinbarten Garantien.“ | |
Wären die Zinssätze nicht gestiegen, hätte das Land Berlin einen | |
finanziellen Ausgleich an RWE und Veolia zahlen müssen. Dafür war die | |
Koalition aus CDU und SPD verantwortlich, die diese Gewinngarantie im Jahr | |
1999 gegeben hatte. Angesichts eines hoch verschuldeten Haushalts sei es | |
nicht verantwortbar gewesen, die Gewinne von RWE und Veolia aus dem | |
Landeshaushalt zu zahlen und dafür an anderer Stelle sparen zu müssen, | |
sagte Lederer. Ziel der Linken sei stattdessen, die Gewinngarantie als | |
solche zu bekämpfen. | |
2 Nov 2010 | |
## LINKS | |
[1] /wasservertrag | |
## AUTOREN | |
Sebastian Heiser | |
## TAGS | |
Landwirtschaft | |
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