# taz.de -- BayernLB-Debakel: Sieger und Verlierer | |
> Die Zeugenbefragung im Landesbank-Untersuchungsausschuss ist vorbei. | |
> Einige CSU-Größen demontieren ihr eigenes Denkmal. Andere müssen wohl | |
> zahlen. | |
Bild: Neun Monate, 80 Zeugen und 297 durchgearbeitete Aktenordner. | |
MÜNCHEN taz | Nach neun Monaten, 80 Zeugen und 297 durchgearbeiteten | |
Aktenordnern ging in dieser Woche mit der Befragung von Ministerpräsident | |
Horst Seehofer der Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtags zum | |
verlustreichen Kauf und Verkauf der österreichischen Skandalbank Hypo Group | |
Alpe Adria (HGAA) durch die Bayerische Landesbank zu Ende. Gesucht wurden | |
die Verantwortlichen für den Verlust von 3,7 Milliarden Euro Steuergeld. | |
Wir zeigen die Gewinner und Verlierer. | |
Horst Seehofer, Ministerpräsident und CSU-Chef: | |
Er hatte das Milliardenloch HGAA 2008 beim Amtsantritt übernommen und Ende | |
2009 für einen Euro an Österreich verkauft. Seehofer gelang es geschickt, | |
sich von den Fehlern seiner Vorgänger zu distanzieren, ohne seine | |
CSU-Parteifreunde an den Pranger zu stellen. Bei seiner Aussage vergangenen | |
Mittwoch erklärte er, wie intensiv er und sein Kabinett den Verkauf der | |
HGAA begleiteten. Als die BayernLB 2007 unter Edmund Stoiber die Bank für | |
über 1,6 Milliarden Euro kaufte, hatten sich weder Ministerpräsident noch | |
Kabinett mit dem Deal befasst. | |
Fazit: Taktisch raffinierter Punktsieg. | |
Edmund Stoiber, Exministerpräsident, Ex-CSU-Chef | |
Mit dem HGAA-Kauf habe er nichts zu tun gehabt, nur seine Minister im | |
Verwaltungsrat, so Stoiber: "Der Ministerpräsident ist nicht der | |
Kontrolleur der Kontrolleure." Juristisch ist der Exregierungschef damit | |
aus dem Schneider. Dafür opferte er seinen eigenen Mythos. Als Landesvater | |
und Bundeskanzlerkandidat pflegte er das Image des detailversessenen | |
Aktenfressers. Doch nach eigener Aussage interessierte er sich nicht einmal | |
für den 1,6-Milliarden-Euro-Deal. | |
Fazit: Selbstdemontage des eigenen Denkmals. | |
Erwin Huber, ehemaliger Chef derCSU: | |
Kaum ein verantwortlicher CSU-Politiker hatte so viele Hinweise auf das | |
drohende BayernLB-Desaster. Hans Spitzner, damals Staatssekretär, warnte: | |
"Erwin, das ist eine ganz heiße Kiste." In einem Vermerk aus Hubers | |
Ministerium heißt es, eine genaue Prüfung der Unterlagen sei in der kurzen | |
Zeit nicht möglich gewesen. | |
Fazit: Das peinliche Finale einer Politikerkarriere. | |
Georg Schmid, CSU-Fraktionschef im Landtag: | |
Schmid gibt sich gern als Vordenker und Macher, in seiner Zeit als | |
Staatssekretär im Innenministerium hielt er es mit der Kontrolle der | |
Landesbank nicht zu streng. Am 20. April 2007, als den Verwaltungsräten die | |
Pläne zum Kauf der HGAA präsentiert wurden, weihte Schmid in Unterfranken | |
einen Autobahnabschnitt ein. Seine Begründung: Nichts sei wichtiger | |
gewesen. | |
Fazit: Schmid muss langsam um seinen Posten fürchten. | |
Georg Fahrenschon, Finanzminister: | |
Er war in Bedrängnis geraten, weil er eine Wirtschaftsprüferin überredet | |
haben soll, den HGAA-Kauf wenig kritisch zu beurteilen. Das tat sie dann | |
auch. Seitdem Fahrenschon die Alternativlosigkeit des Verkaufs der | |
3,7-Milliarden-Bank für einen Euro begründete, gibt es nur noch wenig | |
Kritik an seinem Krisenmanagement. | |
Fazit: Eine Landesbankkrise als Karrieresprungbrett. | |
Im Januar 2011 wollen CSU und Opposition ihre Berichte im | |
Untersuchungsausschuss vorlegen. Sollte den Exverwaltungsräten grobe | |
Fahrlässigkeit nachgewiesen werden, drohen ihnen Haftungsansprüche durch | |
die Landesbank. | |
12 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Hübner | |
## TAGS | |
BayernLB | |
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