# taz.de -- Reproduktion in Grossbritannien: Bezahlte Eizellen | |
> Wieviel ist ein Leben wert? In Grossbritannien gibt es zu wenige Eizell- | |
> und Samenspender. Nun wird geprüft, ob das die finanzielle Entschädigung | |
> dafür erhöht werden kann. | |
Bild: Wo sind die Eizellen? Eine Laboringenieurin der Universitätsfrauenklinik… | |
In Großbritannien wird derzeit darüber gestritten, ob Eizellspenderinnen | |
und Samenspender mehr Geld für ihre Bemühungen bekommen sollen. Mitte | |
Januar eröffnete dazu die für künstliche Befruchtung und Embryonenforschung | |
zuständige Behörde, die Human Fertilisation and Embryology Authority | |
(HFEA), ein öffentliches Konsultationsverfahren. Bis 8. April können | |
Betroffene oder auch nur Interessierte ihre Meinung dazu bei der HFEA | |
vorbringen. Die Behörde will dann bis Mitte Juli eine Entscheidung treffen. | |
Die HFEA sieht in der besseren Bezahlung eine Möglichkeit, dem Mangel an | |
Eizellen und Spermien in Großbritannien entgegenzuwirken. Besonders | |
Kinderwunschpaare, die auf eine Eizellspende für eine künstliche | |
Befruchtung angewiesen sind, müssen zum Teil mehrere Monate warten. | |
Ein Grund dafür ist, so sieht es zumindest die HFEA, eine EU-Regelung, die | |
den gewerblichen Handel mit Eizellen oder Spermien verbietet. | |
Reproduktionskliniken oder Forschungseinrichtungen dürfen lediglich eine | |
Aufwandsentschädigung zahlen. Diese Regelung wird jedoch in der EU | |
unterschiedlich ausgelegt. In Dänemark gibt es für eine Spermienspende 50 | |
bis 150 Euro. In Spanien erhalten Samenspender laut HFEA 45 Euro, | |
Eizellspenderinnen hingegen können dort sogar bis zu 900 Euro erhalten. In | |
Großbritannien gibt es für die Eizellspende lediglich ein Drittel davon, | |
300 Euro. Diesen Betrag kann man in Deutschland schon als Samenspender | |
erhalten. Eine Eizellspende für eine künstliche Befruchtung hingegen ist | |
hierzulande nicht erlaubt. | |
In ihrem Aufruf zur öffentlichen Konsultation hat die HFEA noch weitere | |
Probleme angeführt, die eventuell neu geregelt werden sollen. So nutzen | |
einige britische Reproduktionskliniken die Möglichkeit, mit | |
Kinderwunscheltern, die nicht auf fremde Keimzellen angewiesen sind, ein | |
Kompensationsgeschäfte abzuschließen. Wenn sie ihre überzähligen Eizellen | |
als "Spende" für andere Paare zur Verfügung stellen, müssen sie die eigene | |
In-vitro-Fertilisation nur zum Teil bezahlen. | |
Kritisiert wird schon seit längerem, dass bei diesen | |
Kompensationsgeschäften oftmals die Grenze zur nicht erlaubten Bezahlung | |
überschritten werde. Eine Kontrolle ist jedoch schwierig. Die HFEA will | |
auch hier eine Lösung finden. Sollte jedoch die Bezahlung für die | |
Fortpflanzungszellen erlaubt werden, ist dieser Punkt auch so vom Tisch. | |
Erörtert werden soll unter anderem auch, ob die Begrenzung bei der Nutzung | |
der Eizell- beziehungsweise der Samenspende weiter gefasst werden sollte. | |
Derzeit dürfen in Großbritannien die Keimbahnzellen einer Spenderin oder | |
eines Spenders bei maximal zehn Familien eingesetzt werden. Damit soll die | |
Wahrscheinlichkeit reduziert werden, dass zwei Nachkommen eines Spenders | |
zufällig eine Beziehung eingehen. | |
Nicht auf dem Prüfstand steht die seit 2005 gültige Vorschrift, dass Kinder | |
spätestens mit Erreichen der Volljährigkeit das Recht haben, die Identität | |
ihrer genetischen Eltern zu erfahren. Ein Samenspender oder eine | |
Eizellspenderin muss also immer damit rechnen, dass nach 18 Jahren | |
plötzlich ein oder auch mehrere der eigenen Nachkommen an der Tür klingeln. | |
Vor allem nach der Einführung dieser Regelung ging in Großbritannien die | |
Spendenbereitschaft drastisch zurück. | |
4 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Wolfgang Löhr | |
## TAGS | |
Eizellspende | |
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