| # taz.de -- Hartz-IV-Reform: Neuer Streit ums Bildungspaket | |
| > Die Regierung will den Kommunen doch nicht das Bildungspaket erstatten, | |
| > sondern Kosten für die Grundsicherung im Alter. Der Städtebund findet das | |
| > "nicht akzeptabel". | |
| Bild: Sie will jetzt selbst sagen, wo es hingeht mit Hartz IV. | |
| BERLIN taz | Jetzt will die Kanzlerin ran: Nach einer weiteren | |
| gescheiterten Verhandlungsrunde hat Angela Merkel (CDU) die Verhandlungen | |
| zur Hartz-IV-Reform am Montag zur Chefsache erklärt. Sie will sich vor der | |
| nächsten offiziellen Gesprächsrunde zwischen Regierung und Opposition am | |
| Dienstagabend mit den Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Koalition | |
| abstimmen. | |
| Zuvor waren Union, FDP, SPD und Grüne nach zehnstündigen nächtlichen | |
| Verhandlungen ohne Ergebnis auseinandergegangen. In der Frage, wie das | |
| Bildungspaket finanziert wird, tauchte sogar neuer Streit auf. | |
| Die Union will den Kommunen, die für die Umsetzung des Bildungspakets für | |
| Kinder sorgen sollen, nun doch nicht mehr eins zu eins die anfallenden | |
| Kosten von rund 1,4 Milliarden Euro ersetzen - und verabschiedet sich damit | |
| laut SPD von einer bereits gemachten Zusage. Stattdessen soll nun der Bund | |
| die langfristig steigenden Kosten der Grundsicherung im Alter, die derzeit | |
| aus kommunalen Kassen bezahlt wird, übernehmen. | |
| "Wir haben ein großzügiges Angebot an die Kommune gemacht", sagte | |
| Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) über den neuen | |
| Vorschlag. Insgesamt werde man die Kommunen bis zum Jahr 2015 um 12 | |
| Milliarden Euro entlasten. Jährlich kostet die Grundsicherung derzeit 4 | |
| Milliarden Euro. | |
| Doch die SPD sperrt sich dagegen. "Es ist wichtig, dass die Kommunen für | |
| neue Aufgaben auch extra mit Geld ausgestattet werden", sagte | |
| SPD-Verhandlungsführerin Manuela Schwesig. Auch Gerd Landsberg, | |
| Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, bezeichnete das Angebot | |
| der Regierung als "nicht akzeptabel". Er verwies darauf, dass | |
| Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bereits im Herbst im Zuge einer | |
| Gemeindefinanzreform angeboten habe, dass der Bund die Grundsicherung | |
| übernimmt. | |
| Die Regierung will das Ganze gegenfinanzieren, indem die Bundesagentur für | |
| Arbeit künftig auf den Zufluss eines halben Mehrwertsteuerpunkts pro Jahr, | |
| rund 4 Milliarden Euro, verzichtet. Das sei durch die "verbesserte | |
| Konjunktur und steigende Rücklagen in der Bundesagentur gerechtfertigt", | |
| sagte von der Leyen. | |
| Bei der Leiharbeit liegen Opposition und Regierung nach wie vor über Kreuz. | |
| Während die SPD die gleiche Entlohnung von Leiharbeitern und | |
| Stammbelegschaft nach spätestens vier Woche fordert, beharren CDU und FDP | |
| auf neun Monate. Von der Leyen warnte in dem Zusammenhang davor, die | |
| "Verhandlungen mit sachfremden Forderungen zu überfrachten und ein | |
| Scheitern zu riskieren." | |
| Auch beim Regelsatz bewegen sich Opposition und Koalition keinen Millimeter | |
| aufeinander zu. Die Koalition beharrt darauf, die Erhöhung des Regelsatzes | |
| für Erwachsene von 359 auf 364 Euro sei verfassungskonform berechnet. SPD | |
| und Grüne wollen jedoch zumindest erreichen, dass Hartz-IV-Empfänger, die | |
| monatlich 100 Euro dazu verdienen, nicht zur Berechnung des Regelsatzes | |
| herangezogen werden. Der stiege dann um 11 Euro statt um 5 Euro an. Von der | |
| Leyen sieht darin jedoch keine "plausible Forderung". Sie appellierte an | |
| die Verhandlungspartner, sich nicht bis zum "Sankt Nimmerleinstag" zu | |
| vertagen. | |
| Ursprünglich sollte eine Einigung bis Freitag stehen, der nächsten | |
| regulären Sitzung des Bundesrats. Das wird immer unwahrscheinlicher. | |
| 7 Feb 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Eva Völpel | |
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