# taz.de -- Donald Rumsfeld über Guantanamo: "Eines der besten Gefängnisse" | |
> Folter und Verletzungen? Das alles gibt es im Gefangenenlager Guantanamo | |
> nicht. Sagt der frühere US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Er | |
> findet, das Lager hätte Lob verdient. | |
Bild: Nur Donald Rumsfeld hat offenbar den geschärften Blick auf das Gefangene… | |
WASHINGTON afp/dpa | Der frühere US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld | |
hat das umstrittene US-Gefangenenlager Guantanamo in Kuba als "eines der | |
besten Gefängnisse der Welt" bezeichnet. Aus ihm unbekannten Grund sei es | |
aber der US-Regierung nicht gelungen, den Menschen zu vermitteln, dass in | |
Guantanamo "nicht gefoltert wurde, dass niemand verletzt wurde", sagte | |
Rumsfeld laut Abschrift in einem Interview mit dem US-Fernsehsender Fox. | |
Das für das Lager verantwortliche Militärpersonal habe "unfairer Weise" im | |
Kreuzfeuer der Kritik gestanden, es verdiene im Gegenteil "sehr viel Lob" | |
für seine Leistung, fügte der 2006 zurückgetretene Rumsfeld hinzu, der | |
derzeit seine am Dienstag erschienen Memoiren "Known and Unknown" bewirbt. | |
Zugleich kritisierte er die Ankündigung des heutigen US-Präsidenten Barack | |
Obama, das Anfang 2002 unter seinem Vorgänger George W. Bush im Zuge des | |
Anti-Terror-Kampfes eröffnete Lager in Guantanamo schließen zu wollen. | |
Während des Wahlkampfes 2008 habe Obama die unbefristete Inhaftierung von | |
"illegalen Kombattanten" und die "Sondermilitärtribunale" scharf | |
kritisiert, sagte Rumsfeld. Zwei Jahre nach Obamas Wahl existierten alle | |
diese Dinge noch. "Nicht weil irgendwer möchte, dass sie noch da sind, | |
sondern weil es die beste Lösung ist." | |
Obama hatte bei seinem Amtsantritt im Januar 2009 angekündigt, er werde das | |
Lager binnen eines Jahres schließen. Es fanden sich aber nicht genügend | |
Möglichkeiten, die Insassen in anderen Ländern unterzubringen, während der | |
US-Kongress einen Transfert auf US-Boden unterband. In Guantanamo sind | |
heute noch 173 Terrorverdächtige in Haft. Nur drei von ihnen wurden in | |
einem Prozess verurteilt. | |
Rumsfeld hat in seinen Memoiren auch mit den entschiedenen | |
Irakkriegsgegnern Gerhard Schröder und Jacques Chirac abgerechnet. Der | |
Ex-Pentagonchef lastet dem damaligen Bundeskanzler und dem französischen | |
Ex-Präsidenten an, mit ihrer Opposition die amerikanische Androhung einer | |
Militäraktion weniger glaubwürdig gemacht zu haben. Dadurch hätten Schröder | |
und Chirac dem irakischen Diktator Saddam Hussein "ein falsches | |
Sicherheitsgefühl" vermittelt und letztendlich den Irakkrieg | |
"wahrscheinlicher" gemacht. | |
Rumsfeld schreibt weiter, dass die deutsche und französische Position es | |
Kritikern der USA erlaubt habe zu behaupten, dass "Europa" gegen eine | |
Militäraktion sei. Dabei habe eine "große Mehrheit" europäischer Länder die | |
USA unterstützt. "Noch besorgniserregender ist, dass die Franzosen und | |
Deutschen Saddams Regime, absichtlich oder nicht, den Eindruck vermittelt | |
haben, dass sie eine militärische Konfrontation verhindern könnten", so der | |
heute 78-Jährige. "Indem sie Saddam ein falsches Sicherheitsgefühl gegeben | |
und dadurch den Anreiz für ihn zum Einlenken (...) verringert haben, haben | |
die Franzosen und Deutschen zweifellos einen Krieg wahrscheinlicher und | |
nicht weniger wahrscheinlich gemacht." | |
Rumsfeld war Ende 2006 von Präsident George W. Bush gefeuert worden - | |
nachdem die Republikaner bei der Kongresswahl wegen des zunehmend | |
unpopulären Irakkriegs eine verheerende Niederlage erlitten hatten. In den | |
815 Seiten umfassenden Memoiren verteidigt der Ex-Pentagonchef Rumsfeld die | |
Kriegsentscheidung ohne Wenn und Aber, räumt allerdings ein, dass in der | |
Anfangsphase ein größeres Truppenaufgebot möglicherweise besser gewesen | |
wäre. | |
9 Feb 2011 | |
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