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# taz.de -- Ergebnis des Volksentscheids: Am Stadtrand wurde gewässert
> Die Berliner am Stadtrand haben dafür gesorgt, dass das Quorum beim
> Volksentscheid erfüllt wurde. Vor allem Treptow-Köpenick,
> Steglitz-Zehlendorf und Reinickendorf.
Bild: Am Ende hat es doch gereicht - für den ersten erfolgreichen Volksentsche…
Da musste Ulrike Rockmann dann doch ein bisschen lachen: Ob sie sich zur
Aussage hinreißen lasse, dass der idealtypische Jasager beim
Wasser-Volksentscheid ein älterer SPD-Wähler mit Eigenheim sei, war die
Präsidentin des Berlin-Brandenburger Statistikamts gefragt worden. Eine
Zuspitzung, die sie offensichtlich originell fand, sich aber nicht zu eigen
machen wollte: "Zu so etwas lasse ich mich nicht hinreißen, bevor ich es
nicht ausgerechnet habe."
Zusammen mit der Landesabstimmungsleiterin Petra Michaelis-Merzbach
präsentierte Rockmann am Montag das vorläufige Ergebnis des ersten
erfolgreichen Volksentscheids der Berliner Geschichte. Dass es zugleich der
Entscheid mit der bisher geringsten Teilnahme war (27,5 Prozent der
Stimmberechtigten), ist nur scheinbar widersprüchlich, denn der
"Nein"-Anteil war durchweg marginal. Wer am Sonntag abstimmte, tat dies mit
extrem hoher Wahrscheinlichkeit im Sinne der Initiatoren.
Ein ganz anderes Randphänomen offenbarten die von Rockmann und
Michaelis-Merzbach vorgestellten Grafiken: Sichtlich am stärksten war die
Teilnahme an der Abstimmung in den städtischen Außenbereichen. Betrachtet
man die zwölf Bezirke, stechen Treptow-Köpenick, Steglitz-Zehlendorf und
Reinickendorf mit hohen Teilnahmezahlen hervor. Die
Mitbestimmungs-Goldmedaille dürfen sich die Treptow-Köpenicker an die Brust
heften: 33,3 Prozent der Stimmberechtigten gingen hier an die Urnen, nach
Abzug der Neinsager kreuzten immer noch 32,8 Prozent aller
stimmberechtigten Einwohner das "Ja" auf dem Abstimmungszettel an.
Regelrecht lethargisch dagegen: die BürgerInnen der Bezirke Mitte (22,5
Prozent Teilnahme), Lichtenberg (23,4) und Charlottenburg-Wilmersdorf
(24,4).
Noch klarer wird die disparate räumliche Verteilung beim Blick auf die nach
den 1.174 Stimmbezirken gegliederte Karte: Es sind fast nur Kieze außerhalb
des S-Bahn-Rings, die mit mehr als 25 Prozent Teilnahme und Jastimmen an
den Stimmberechtigten das Gesamtergebnis über das notwendige Quorum heben
konnten. Die Hochburgen in diesem Szenario liegen im Norden und im Südosten
der Stadt.
Michaelis-Merzbach und Rockmann ließen noch ein paar demografische
Korrelationen zart durchschimmern: Stärker sei die Beteiligung in Gegenden
mit überdurchschnittlich vielen alten Menschen gewesen, niedriger in
Gebieten mit vielen Migranten und Hartz-IV-Empfängern. Einen positiven
Zusammenhang gebe es zwischen der Beteiligung und der Stärke der
Sozialdemokratie: Wo die SPD bei der Parlamentswahl 2006 gut abschnitt,
gingen auch mehr Menschen zum Volksentscheid.
Der Rest ist Rätselraten: Ob es einen Zusammenhang zwischen dem
Abstimmungsverhalten und dem verkaufsoffenen Sonntag gab, wollte Thomas
Rudek wissen. Der Mitinitiator des Volksentscheids nutzte die
Pressekonferenz des Statistikamts als Plattform in eigener Sache - eine
Antwort auf seine Frage blieben ihm die Einladenden aber schuldig. Auch
Rudeks Vermutung, neben den Bewohnern von Eigenheimen seien die
Kleingärtner in Scharen an die Urnen geströmt, wollten sie weder bestätigen
noch dementieren. "Da hätten wir ja die Bürger beim Verlassen der
Abstimmungslokale befragen müssen", sagte Rockbach. Solche "Exit-Polls"
habe es aber nicht gegeben. Weshalb hier auch weiteres Rechnen wenig
Erkenntnisgewinn verspricht.
Mehr Infos unter [1][http://www.wahlen-berlin.de/]
14 Feb 2011
## LINKS
[1] http://www.wahlen-berlin.de/
## AUTOREN
Claudius Prösser
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