# taz.de -- Neuer Innenminister Hans-Peter Friedrich: Nehmt ihm die Islamkonfer… | |
> Kaum im Amt, will die FDP ihm schon die ersten Zuständigkeiten entziehen. | |
> Denn für den neuen Innenminister Friedrich gehört der Islam nicht zu | |
> Deutschland. | |
Bild: Steht irgendwie blöd da: Der neue Innenminister Hans-Peter Friedrich (CS… | |
BERLIN taz | Der neue Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), gerade mal | |
zwei Tage im Amt, sorgt schon für Ärger in der schwarz-gelben | |
Regierungskoalition. Die FDP wies am Freitag Friedrichs Behauptung zurück, | |
der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Justizministerin Sabine | |
Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte, sie gehe davon aus, dass sich | |
Friedrich "für den Zusammenhalt und nicht für Ausgrenzung" einsetze. Ihr | |
Parteikollege Serkan Tören forderte, Friedrich die Zuständigkeit für die | |
Islamkonferenz zu entziehen und diese dem Justizressort zuzuschlagen. | |
Friedrich hatte am Donnerstag bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als | |
Innenminister seine Kritik an Bundespräsident Christian Wulff (CDU) | |
erneuert, der vergangenen Herbst den Islam als Teil Deutschlands bezeichnet | |
hatte. Dies sei "eine Tatsache, die sich auch aus der Historie nirgends | |
belegen" lasse, so Friedrich. Zugleich räumte er ein, Muslime in | |
Deutschland gehörten als Bürger selbstverständlich zu diesem Land. | |
Friedrich machte damit deutlich, dass er in seinem neuen Amt als | |
inoffizieller Integrationsminister einen ähnlichen Kurs wie als | |
CSU-Landesgruppenchef fahren dürfte. In dieser Funktion stimmte er etwa in | |
den Chor der Wulff-Kritiker ein. "Dass der Islam Teil unserer Kultur ist, | |
unterschreibe ich nicht", sagte er im Oktober. Und weiter: "Die Leitkultur | |
in Deutschland ist die christlich-jüdisch-abendländische Kultur. Sie ist | |
nicht die islamische und wird es auch nicht in Zukunft sein." | |
Regierungssprecher Steffen Seibert betrieb am Freitag Schadensbegrenzung: | |
"Da wird ein Gegensatz in Äußerungen des Bundespräsidenten und des neuen | |
Innenministers hineingedeutet, den es so gar nicht gibt." | |
Die FDP versetzte Friedrichs Auftritt dennoch in Aufregung. "Ich bin schon | |
etwas überrascht, dass sich der neue Innenminister gleich mit einer Aussage | |
zu Wort meldet, die ausgrenzt, statt zu integrieren", sagte | |
FDP-Innenexperte Hartfrid Wolff der taz. Seine Äußerungen seien "für den | |
interkulturellen Austausch ein eher schlechter Start". "Es wäre gut, wenn | |
Herr Friedrich schnell von dieser Position abrücken, keine historischen | |
Betrachtungen vornehmen, und im modernen Deutschland 2011 ankommen würde", | |
so Wolff. | |
Auch Serkan Tören, integrationspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, | |
kritisierte gegenüber der taz Friedrichs Auslassungen: "Mit solch | |
unbedachten Äußerungen leistet man keinen sinnvollen Beitrag für das | |
Zusammenleben in Deutschland." Friedrich müsse sich ins Thema Integration | |
wohl "erst einmal ein bisschen einarbeiten". Bleibe er allerdings bei | |
seiner Auffassung, "dann sollte er die Zuständigkeit für die Islamkonferenz | |
an das Justizministerium abgeben" - da es ebenso Verfassungsministerium | |
sei. Die angesprochene Ministerin gab sich moderater: "Ich gehe davon aus, | |
dass der neue Bundesinnenminister wie seine Vorgänger die | |
Integrationsverantwortung in seinem Ressort wahrnimmt", sagte | |
Leutheusser-Schnarrenberger. Sie betonte auch: "Der Islam gehört | |
selbstverständlich zu Deutschland." | |
Mitglieder der Islamkonferenz - 2006 von Friedrichs Vorvorgänger Wolfgang | |
Schäuble (CDU) als Dialogforum zwischen Staat und Muslimen eingerichtet - | |
reagierten ebenfalls enttäuscht auf Friedrichs Start. Dieser sei "nicht | |
sehr glücklich gewesen", so Kenan Kolat, der Vorsitzender der Türkischen | |
Gemeinde in Deutschland, gegenüber der taz. | |
4 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
N. Wirminghaus | |
W. Schmidt | |
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