Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Japan-Ticker vom 17.3.2011: Stromkabel an Reaktor angelegt
> Die japanische Selbstverteidigungsarmee bespritzt die Reaktoren 2 und 3
> des AKW Fukushima I mit Wasser, um es zu kühlen. An Reaktor 2 ist
> gelungen, ein externes Stromkabel anzulegen.
Bild: Von Reaktor 3 des AKW Fukushima I steigt weißer Rauch auf.
23:22 Uhr: Kehrtwende in China
Erst am Montag hatte der chinesische Volkskongress einen gigantischen
Ausbau der Kernenergie in China beschlossen - trotz Fukushima I. Ein paar
Tage später kommt die Kehrtwende: Peking setzte die Genehmigung neuer
Kernkraftwerke zunächst aus und will jetzt die Freigabe von weiteren
Sicherheitstests abhängig machen. Nicht klar ist, ob auch die 25 derzeit im
Bau befindlichen Reaktoren von den Sicherheitsprüfungen betroffen sein
werden. In Betrieb befindliche Akw werden nicht abgeschaltet. Jedoch sollen
alle laufenden Reaktoren und Reaktorbaustellen auf die Sicherheit hin
überprüft werden. Bisher sind 13 Reaktoren mit 10,8 Gigawatt Leistung im
Betrieb, 25 im Bau und 50 in Planung.
23:02 Uhr: Strahlenmessungen in den USA
Auch die US-Behörden überprüfen jetzt alle aus Japan einreisenden Personen
und sämtliche Fracht besonders gründlich auf eine mögliche
Strahlenbelastung hin. Die zuständige Zoll- und Grenzschutzbehörde (CBP)
sei in dieser Woche angewiesen worden, Passagieren und Frachteingängen aus
Japan besondere Beachtung zu schenken, sagte US-Heimatschutzministerin
Janet Napolitano in Washington. Selbst die geringste Menge an
Radioaktivität solle erfasst werden.
An einigen Frachtstücken aus Japan wurde Berichten zufolge an mehreren
US-Flughäfen - darunter Chicago, Dallas und Seattle - eine Strahlung
gemessen, wie die CBP mitteilte. Es habe sich jedoch nicht um gefährliche
oder schädliche Dosen gehandelt. Bei Passagieren oder Gepäckstücken sei
keine Radioaktivität festgestellt worden.
22:45 Uhr: Anti-AKW-Demos in Spanien
Mehrere tausend Demonstranten haben am Donnerstag in rund 30 Städten
Spaniens die Schließung der acht Kernkraftwerke des Landes gefordert. An
der zentralen Kundgebung in Madrid nahmen am Abend nach Angaben der
Veranstalter rund 2.000 Menschen teil. Zu dem Protest unter dem Motto
"Keine Atomkraft - weder hier noch in Japan" hatte die
Umweltschutzorganisation "Ecologistas en Acción" aufgerufen. Die
Demonstranten erinnerten daran, dass es in Spanien zwei
Siedewasserreaktoren gebe, die mit denen der japanischen Unglücksanlage in
Fukushima fast baugleich seien. Dabei handelt es sich um die Kraftwerke von
Garoña nahe Burgos und Cofrentes bei Valencia.
22:33 Uhr: Japan bittet um ferngesteuerte Roboter
Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten hat Japan ferngesteuerte
Roboter angefragt, um sie in der havarierten Atomanlage Fukushima
einzusetzen. "In Deutschland stehen solche Roboter in den kerntechnischen
Anlagen zur Verfügung", sagte Christoph Unger, Präsident des Bundesamts für
Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Sobald genaue Anforderungen
aus Tokio vorlägen, werde in den Bundesländern nachgefragt, wer solche
Roboter liefern könnte, sagt Unger.
22:10 Uhr: Schärfere Sicherheitsnormen
Die Bundesregierung will die Sicherheitsnormen für die 17 deutschen
Atomkraftwerke nach einem Bericht des ARD-Magazins Kontraste drastisch
verschärfen. Das gehe aus einem bislang geheimen Papier des
Bundesumweltministeriums hervor, das als Entscheidungsgrundlage für das
dreimonatige Atommoratorium diente. Die Hürden seien nach Angaben aus
Betreiberkreisen so hoch, dass ein völliges Ende des deutschen
Atomzeitalters eingeläutet werden könnte. Auch neuere Kernkraftwerke
dürften angesichts der Nachbesserungen ihre Rentabilität verlieren.
21:26 Uhr: US-Reaktoren werden überprüft
US-Präsident Barack Obama hat eine Sicherheitsüberprüfung für die
amerikanischen Reaktoren angeordnet. Die US-Atomkraftwerke seien in der
Vergangenheit immer wieder "intensiv geprüft" und für sicher befunden
worden, sagte Obama in Washington. Die US-Regierung habe jedoch eine
Verpflichtung, aus den Vorgängen in Japan zu lernen. Aktuell sind in den
USA 104 Reaktoren in 65 Atomkraftwerken am Netz, sie produzieren etwa 20
Prozent des Stroms.
20:45 Uhr: Bundesrat soll abstimmen
Der Bundesrat berät am Freitagmorgen über die Folgen der Atomkatastrophe in
Japan. SPD-geführte Bundesländer wollen einen Antrag einbringen, in dem die
Bundesregierung aufgefordert wird, die Laufzeitverlängerung für
Atomkraftwerke auf Dauer zurückzunehmen.
20:27 Uhr: Hohe Strahlendosis
Dreißig Kilometer nordwestlich von dem havarierten Kraftwerk
Fukushima-Daiichi entfernt wurde am Donnerstag offenbar eine hohe
Strahlendosis gemessen. Der japanische Fernsehsender NHK berichtet unter
Berufung auf das Wissenschaftsministerium in Tokio, die Strahlenwerte
betrügen 0,17 Millisievert pro Stunde.
Personen, die dieser Strahlendosis sechs Stunden lang ausgesetzt sind,
haben damit bereits die Jahresdosis aufgenommen, der Beschäftigte in
Deutschland laut Strahlenschutzverordnung durch Radioaktivität
normalerweise maximal ausgesetzt sein dürfen.
20:12 Uhr: GM stoppt Autoproduktion
Die Katastrophe in Japan wirkt sich auch auf General Motors aus. Der
US-Autokonzern teilte mit, dass er die Produktion in seinem Werk Shreveport
im US-Bundesstaat Louisiana in der kommenden Woche aussetzen werde. Es
fehlten wegen der Krise in Japan Zulieferteile. Alle anderen Fabriken
arbeiteten aber normal weiter, hieß es.
20:00 Uhr: AKW-Akzeptanz in den USA schwindet
Angesichts der nuklearen Katastrophe in Japan schwindet in der
US-Bevölkerung einer Umfrage zufolge die Unterstützung für die Atomkraft.
Rund 70 Prozent der Befragten der am Donnerstag veröffentlichten Erhebung
für die Zeitung USA Today gaben an, sie sehen die Nutzung der Atomenergie
mit Sorge. Vor zwei Wochen waren es noch 57 Prozent. Der Umfrage zufolge
sind die US-Bürger mit 47 Prozent mehrheitlich gegen den Bau neuer
Atomkraftwerke, 44 Prozent sprechen sich für den Ausbau der Atomenergie
aus.
19:45 Uhr: Zoll prüft Pakete und Päckchen
Stichprobenartig prüft der Deutsche Zoll Pakete und Fracht auf
Radioaktivität. Das Bundesfinanzministerium bestätigte jetzt einen
entsprechenden Bericht des MDR. Demnach prüfen seit dieser Woche Beamte
vereinzelt Pakete aus Japan auf "radioaktive Oberflächenkontamination".
Allerdings klagen die Behörden laut MDR über fehlendes Know-How und
Geigerzähler. Das Ministerium dementierte diese Mängel.
19:38 Uhr: Erhöhte Radioaktivität
Die Radioaktivitätswerte hätten sich innerhalb von 30 Kilometern rund um
Fukushima I nach punktuellen Messungen deutlich erhöht, berichtete Graham
Andrew von der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA). In Tokio
liegen sie aber nach IAEA-Angaben unverändert unter einem nicht
gesundheitsschädlichen Wert. Inzwischen erhält die IAEA Messwerte aus 47
japanischen Städten.
19:30 Uhr: AKWs abgeschaltet
Mit Neckarwestheim I, Philippsburg I und Isar I gingen in Deutschland die
ersten alten AKW vom Netz. Der Energiekonzern Eon wollte Unterweser am
Freitagmorgen vom Netz nehmen. Für Biblis A hat der Betreiber RWE nach
eigenen Angaben noch keine entsprechende Anordnung erhalten. Biblis B,
Brunsbüttel und Krümmel stehen derzeit ohnehin still.
18.52 Uhr: Keine Gefahr für die USA
Die aus dem beschädigten Atomkraftwerk Fukushima austretende radioaktive
Strahlung stellt nach Angaben der US-Regierung derzeit keine Bedrohung für
die Vereinigten Staaten dar. Dies gelte auch für die westlichen US-Staaten
und die Territorien im Pazifik, wie die US-Regierung am Donnerstag in
Washington erklärte.
Die US-Behörden verteidigten außerdem ihre Entscheidung, eine
Evakuierungszone von 80 Kilometer um das Atomkraftwerk für amerikanische
Bürger vorzuschlagen. Dies sei eine vorläufige Maßnahme, erklärte der Chef
der US-Atomregulierungsbehörde NRC, Gregory Jaczko. Die US-Evakuierungszone
ist deutlich größer als die von Japan eingerichtete, die nur in einem
Umkreis von 30 Kilometer um Fukushima gilt.
18.50 Uhr Stromkabel angelegt
Ingenieuren sei es gelungen, ein externes Stromkabel an den Reaktor Nr. 2
des AKW Fukushima I zu legen, teilt die Internationale Atomenergiebehörde
mit. Die Japaner planten den Stromanschluss, sobald das Besprühen mit
Wasser beendet sei.
18.25 Uhr: Angst vor verseuchtem Essen
In Japan steigt die Furcht vor verseuchtem Essen. Die Regierung wies die
lokalen Behörden am Donnerstag an, heimische Produkte auf Radioaktivität zu
testen. "Die Tests erstrecken sich vor allem auf frische Produkte aus
Regionen, die mit dem Unfall zu tun haben", sagte der stellvertretende
Gesundheitsminister Kohei Otsuka nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo.
Verpflichtet zu den Tests seien aber sämtliche Behörden im ganzen Land.
Bisher seien allerdings bei keinem Nahrungsmittel höhere Belastungen als
erlaubt gefunden worden, betonte das Ministerium.
Die jetzt aufgestellten Grenzwerte seien höher als internationale
Standards. Würden sie überschritten, könnten die Behörden Lieferungen aus
dem Verkehr ziehen. Künftig gilt ein Limit von 200 Becquerel Cäsium pro
Kilogramm Milch und von 500 Becquerel pro Kilogramm Gemüse, Getreide,
Fleisch und Eier. Für radioaktives Jod gilt ein Höchstwert von 300
Becquerel pro Kilogramm Trinkwasser und 2000 Becquerel pro Kilogramm
Gemüse. Nahrungsmittel-Händler und Experten kritisierten die Maßnahme: "Die
Regierung heizt die Krise an. Die Entscheidung lässt es so aussehen, als ob
kontaminiertes Essen bereits auf dem Markt wäre", sagte Konsumforscher
Tatsuya Kakita.
17.27 Uhr: Bischöfe gegen Atomenergie
Die katholischen Bischöfe haben einen Ausstieg aus der Atomenergie
gefordert. Die Kernenergie sei keine dauerhaft tragfähige Lösung, sagte der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch,
zum Abschluss der Vollversammlung in Paderborn. Dies gelte zumal
"angesichts ihrer schwerwiegenden - und selbst für ein Hochtechnologieland
wie Japan - kaum beherrschbaren Risiken und ungelösten Folgeprobleme".
Weltweit sollte die Atomenergie auf den Prüfstand gestellt und neu bewertet
werden. Die Regierenden sollten den Mut haben, Konsequenzen zu ziehen -
"auch mit Blick auf die Laufzeitverlängerungen".
16.59 Uhr: USA schicken Experten
Das US-Verteidigungsministerium gibt die Entsendung eines neun Mitglieder
zählenden Teams zur atomaren Gefahrenabwehr bekannt. Die Soldaten sollen
die japanischen Streitkräfte beraten.
16.49 Uhr: Deutsche Botschaft nach Osaka verlegt
Wegen der dramatischen Situation am havarierten japanischen Atomkraftwerk
Fukushima wird die deutsche Botschaft vorübergehend von Tokio nach Osaka
verlegt. Das teilte das Auswärtige Amt am Donnerstag in Berlin mit. Während
Tokio durch den Reaktorunfall in Fukushima bedroht ist, gilt das 600
Kilometer südwestlich gelegene Osaka als relativ sicher. Der Umzug bedeute
keine Schließung der diplomatischen Vertretung, betonte die Sprecherin des
Außenamts. Der Botschaftsbetrieb werde von Osaka aus ganz normal
weitergeführt.
16.27 Uhr: Videos zeigen zerstörtes AKW
Berge aus Schutt und Asche: Mehrere Videos vom Überflug über das havarierte
Atomkraftwerk Fukushima I zeigen das erschreckende Ausmaß der Zerstörung.
Die Aufnahmen wurden von Bord eines Hubschraubers gemacht und am Donnerstag
von der Zeitung Asahi Shinbun ins Internet gestellt.
Zu sehen sind die völlig zerstörten Reaktoren der Atomanlage. Von den einst
hellblauen Gebäuden sind nur noch Trümmer, verbogene Stahlträger und Steine
zu sehen. Die Bilder lassen erahnen, wie gewaltig die Explosionen im
Inneren waren. An mehreren Stellen steigen Rauch und Dampf aus den
Trümmern. Der Hubschrauber fliegt offenbar von Norden die Reihe der
Kraftwerksblöcke entlang. Zuerst sind die unversehrten Meiler 5 und 6 zu
sehen. Danach überfliegt der Hubschrauber die größtenteils völlig
zerstörten Blöcke 1 bis 4. Die Aufnahmen stammen nach Angaben der Zeitung
vom Mittwoch.
16.23 Uhr: IWF ist optimistisch für Japans Wirtschaft
Japan sollte nach Einschätzung des IWF alle Kraft auf humanitäre Hilfen für
die Opfer des Erdbebens und die Wiederherstellung seiner Infrastruktur
richten. Das finanzielle Potenzial dazu habe das Land, sagte die Sprecherin
des Internationalen Währungsfonds (IWF), Caroline Atkinson, am Donnerstag
in Washington. Es komme vor allem darauf an, alles zu tun, damit die
Wirtschaft des Landes schnell wieder in Gang komme und Japan seine
Wachstumspotenziale wieder ausschöpfen kann.
Auf den Kursanstieg des Yen im Gefolge der Katastrophen wollte die
Sprecherin nicht gesondert eingehen. Sie verwies lediglich darauf, dass
auch nach dem Erdbeben in Kobe 1995 der Kurs der japanischen Währung
angestiegen war.
15.59 Uhr: Biblis A wird am Freitag runtergefahren
Block A im Atomkraftwerk Biblis wird ab diesen Freitag runtergefahren. Im
Laufe des Tages ergehe wie geplant eine entsprechende Anordnung, sagte ein
Sprecher des hessischen Umweltministeriums am Donnerstag. Direkt danach
werde die Abschaltung erfolgen. Block B ist derzeit wegen einer Revision
ohnehin nicht in Betrieb. Beide Blöcke bleiben bis mindestens Mitte Juni
vom Netz. Sie werden in dieser Zeit einer Sicherheitsüberprüfung
unterzogen. Die Zukunft von Block A ist unsicher.
Dieser gehe nach den Überprüfungen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr
ans Netz, hatte die hessische Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) vor
wenigen Tagen erklärt. Diese Einschätzung sei weiter gültig, bekräftigte
ihr Sprecher am Donnerstag. Dagegen sagte der für Kernkraft zuständige
Vorstand von RWE Power, Gerd Jäger, dem Hessischen Rundfunk am Mittwoch:
"Wir sehen keinen Grund, die Laufzeitverlängerung infrage zu stellen."
15.58 Uhr: Offizielle Zahl der Toten und Vermissten bei 15.000
In Japan ist die Zahl der Toten und Vermissten nach dem Erdbeben vom
vergangenen Freitag auf mehr als 15.000 angestiegen. Offiziell seien
bislang 5.692 Tote registriert, wie der Fernsehsender NHK am Donnerstag
unter Berufung auf die Polizei berichtete. 9.506 Menschen würden weiterhin
vermisst. Ein Großteil der Vermissten wird noch in den Trümmerbergen der
vom Tsunami überschwemmten Siedlungen im Nordosten Japans vermutet. Die
Rettungskräfte haben die Hoffnung praktisch aufgegeben, noch Überlebende zu
finden.
15.54 Uhr: Lufthansa verlängert Umleitungen
Die Lufthansa leitet ihre Tokio-Flüge noch eine weitere Woche nach Osaka
und Nagoya im Süden Japans um. Vorerst sollten alle in die japanische
Hauptstadt geplanten Flüge bis Montag, den 28. März umgelenkt werden, sagte
ein Firmensprecher am Donnerstag. Damit wolle die Airline "angesichts der
außergewöhnlichen Umstände" einen sicheren Flugverkehr gewährleisten.
Zunächst hatte Lufthansa den Sonderflugplan bis zum Wochenende angekündigt.
15.40 Uhr: Japan bittet um Abstimmung der Hilsleistungen
Japans nach der Erdbeben- und Atomkatastrophe extrem beanspruchte Behörden
haben die EU gebeten, ihre einzelnen Hilfsangebote untereinander
abzustimmen. Dies sei angesichts "der enormen Schwierigkeiten" bei der
Bewältigung der Folgen der Katastrophen in Japan geschehen, sagte die für
humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgieva am
Donnerstag in Brüssel. Die japanischen Stellen wollen sich demnach nicht
noch zusätzlich dadurch belasten, dass sie die Logistik für die
ausländische Hilfe aus einer Vielzahl von Staaten übernehmen.
Nach Georgievas Angaben stand am Donnerstag ein EU-Expertenteam zur
Koordinierung bereit, nach Japan abzureisen. Die Kommission hatte bereits
vergangene Woche einen Krisenmechanismus aktiviert, über den Hilfen von
Mitgliedsländern abgestimmt werden können, indem diese beispielsweise
Flugzeuge gemeinsam nutzen. "Die Wirksamkeit der Hilfe zählt mehr als
Geschwindigkeit", sagte Georgieva.
15.30 Uhr: USA fliegen Amerikaner aus
Die US-Regierung fliegt nach Angaben des Fernsehsenders CNN Amerikaner aus
Japan aus. Mit der Aktion solle an diesem Donnerstag begonnen werden,
berichtete der Sender unter Berufung auf Informationen aus dem State
Department. Dafür würden Charterflüge eingesetzt. Zunächst werden
Angehörige von Diplomaten sowie Kranke ausgeflogen, hieß es. Auch andere
US-Bürger könnten sich melden.
15.14 Uhr: Radioaktive Partikel treiben auf den Pazifik
Die radioaktiven Partikel aus dem beschädigten Atomkraftwerk Fukushima
würden derzeit vom Festland auf den Pazifik treiben, sagte die Meteorologin
des Deutschen Wetterdienstes, Johanna Anger, am Donnerstag der
Nachrichtenagentur dapd. Die Wetterlage sei und bleibe günstig. Für die
Millionenmetropole Tokio bestehe derzeit keine Gefahr.
Bereits am Mittwoch habe Westwind eingesetzt. In den kommenden Tagen komme
der Wind aus Südwest. Die Partikel würden weiter auf das Meer
transportiert. Außerdem seien bis Sonntagabend keine Niederschläge zu
erwarten. Demzufolge könnte eine radioaktive Wolke nicht über Japan
ausgewaschen werden. Am Montag sei Regen möglich.
Die bittere Kälte im Katastrophengebiet wird nach Einschätzung von Anger in
den kommenden Tagen nachlassen. "Es wird wärmer", sagte sie. Am Wochenende
könnten die Temperaturen auf null bis acht Grad steigen. In den vergangenen
Tagen hatten frostige Temperaturen und Schneefall die Suche nach Vermissten
noch erheblich erschwert.
15.10 Uhr: Runterfahren von AKW Unterweser hat begonnen
Der Energiekonzern E.ON hat am Donnerstagmittag mit dem Runterfahren des
Atomkraftwerks Unterweser begonnen. Am Mittag sei die Weisung des
Niedersächsischen Umweltministeriums eingegangen, anschließend habe man
sofort mit dem Runterfahren begonnen, sagte der Sprecher von
E.ON-Kernkraft, Christian Wößner. Etwa bis zu 18 Stunden werde es dauern,
bis das Atomkraftwerk komplett abgeschaltet ist.
Das AKW Unterweser zählt zu den sieben älteren Meilern in Deutschland, die
nach der Atomkatastrophe von Japan vorübergehend für drei Monate
abgeschaltet werden sollen. Am Donnerstag wies das niedersächsische
Umweltministerium den Betreiber zum sofortigen Abschalten an.
15.04 Uhr: IAEA-Experten wollen Fukushima I besuchen
Experten der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA wollen in den nächsten
Tagen das Unglücks-Atomkraftwerk Fukushima Eins besuchen. "Wir wollen zu
den Anlagen", sagte IAEA-Chef Yukiya Amano am Donnerstagmittag kurz vor
seiner Abreise nach Japan am Wiener Flughafen Schwechat. Ob er selbst oder
nur seine Experten nach Fukushima reisen werden, blieb unklar.
Dem Plan nach sollte Amano gegen 15 Uhr mit einer Linienmaschine von Wien
nach Tokio starten. Mit ihm reisen sechs IAEA-Experten. "Ich will nach
Japan fliegen, weil dies ein sehr ernster Unfall ist", sagte der Atomchef.
Die IAEA könne Japan viel Unterstützung anbieten. Er wisse jedoch noch
nicht, mit wem er in Japan zusammentreffen werde.
Am Samstag wolle er wieder in Wien sein, sagte Amano. Im Anschluss an die
Japanreise des IAEA-Chefs soll der Gouverneursrat, das
IAEA-Leitungsgremium, zu einer Sondersitzung zu Japan zusammenkommen.
14.57 Uhr: Strahlung an Reaktor 3 steigt
Die radioaktive Strahlung um Reaktor 3 des AKW Fukushima I sei nach dem
Einsatz der Hubschrauber gestiegen, meldet Kyodo News in Berufung auf die
Betreiberfirma Tepco und korrigiert damit frühere Meldungen.
14.56 Uhr: China fordert schnellere Informationen
China hat von Japan schnellere Informationen über austretende
Radioaktivität im Kernkraftwerk Fukushima gefordert. Eine Sprecherin des
chinesischen Außenministeriums erklärte, Japan sei auf Basis
internationaler Abkommen verpflichtet, die Internationale Atombehörde
(IAEA) zu informieren. Die IAEA leite die Informationen dann an ihre
Mitglieder weiter, darunter auch China. Die Sprecherin räumte aber ein,
dass Japan China über die eingeleiteten Maßnahmen in Fukushima informiert
habe.
Gerüchte über eine angebliche Bedrohung durch eine radioaktive Wolke aus
Japan haben in China Sorgen ausgelöst und dazu geführt, dass vielerorts die
Salzvorräte von Supermärkten aufgekauft wurden - im irrigen Glauben, die
Einnahme von Jodsalz würde vor den Folgen der Strahlung schützen.
14.53 Uhr: Messung an Flugzeugen aus Japan
Angesichts des Atomunfalls in Japan kontrollieren die Flughäfen in
Frankfurt und München Flugzeuge aus dem Land auf Radioaktivität. Während in
Frankfurt bisher an den gelandeten Flugzeugen keine erhöhte Radioaktivität
gemessen wurde, stellten die Helfer in München am Mittwoch an einer der
Maschinen aus Japan leicht erhöhte Strahlung an der Außenhaut fest.
14.34 Uhr: Armee beginnt Wasser in Reaktor 3 zu spritzen
Laut dem Fernsehsender NHK hat die japanische Selbstverteidigungsarmee nun
damit begonnen, Wasser in Reaktor 3 des AKW Fukushima I zu spritzen.
14.31 Uhr: Strahlung unverändert
Der Einsatz von Wasserwerfern am Reaktor 3 des AKW Fukushima I hat offenbar
keine Auswirkung auf die Höhe der radioativen Strahlung, meldet Kyodo News.
Satellitenfotos zeigen, dass auch aus Reaktor 2 Rauch aufgestiegen sei,
meldet Kyodo.
14.13 Uhr: Einsatz der Wasserwerfer offenbar erfolgreich
Die Betreiberfirma des AKW Fukushima Tepco teilt mit, dass der Einsatz von
Wasserwerfern offensichtlich tatsächlich den Reaktor 3 abgekühlt habe, da
von dem teilweise zerstörten Gebäude Dampf aufgestiegen sei, meldet Kyodo
News.
14.04 Uhr: Hoffnung auf neue Stromverbindung
Das Schicksal des schwerbeschädigten japanischen Atomkomplexes Fukushima I
hängt möglicherweise an einem Starkstromkabel: Die Leitung soll die
Kühlpumpen mehrerer nach dem Jahrhundert-Beben heißgelaufener Reaktoren
wieder in Gang setzen und damit den drohenden Super-Gau verhindern. Die
Verbindung wird nach Angaben der Betreibergesellschaft Tepco frühestens am
Freitag stehen. Bis dahin ruhen die Hoffnungen auf Lösch-Hubschraubern der
Armee und Wasserwerfern. Letztere mussten am Donnerstag jedoch
vorübergehend die Arbeit einstellen, weil die radioaktive Strahlung zu hoch
war.
13.55 Uhr: Lage in Reaktor 4 weiter sehr ernst
Das Abklingbecken im Block vier des AKW Fukushima gibt nach Angaben der
Atomsicherheitsbehörde weiterhin vor Anlass zur "ernster Sorge". Experten
vermuten, dass die Brennstäbe in dem Becken trocken liegen und nicht mehr
gekühlt werden. Da das Gebäude beschädigt ist, haben sie direkten Kontakt
zur Umwelt.
Russland biete Japan Hilfe bei der Feuerbekämpfung in Atomkraftwerken an,
meldet die Agentur Interfax unter Berufung auf das Außenministerium.
13.50 Uhr: Weißer Rauch aus Reaktor 2
Weißer Rauch oder Dampf steigt aus dem Reaktor 2 in Fukushima auf, teilt
Tepco mit.
13.49 Uhr: UN schickt Logistik-Experten
Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) schickt Logistikexperten nach Japan,
die den Transport von Hilfsgütern unterstützen sollen. Nach dem schweren
Erdbeben in der vergangenen Woche bräuchten die betroffenen Ortschaften
Trinkwasser, Nahrung, Decken sowie Unterkünfte, teilte die
UN-Hilfsorganisation am Donnerstag in Rom mit. Die WFP-Experten sollen den
örtlichen Behörden helfen, die Hilfsgüter an jene Gemeinden zu verteilen,
die direkt von dem Erdbeben, dem Tsunami oder den Schäden an den nuklearen
Anlagen betroffen sind. Das WFP organisiert außerdem den Transport von zehn
beweglichen Lagerhäusern von Malaysia nach Japan. Darin sollen die
Hilfsgüter gelagert werden, die auf dem Luftweg nach Japan kommen.
13.32 Uhr: Strahlung an Reaktor 3 steigt
Die radioaktive Strahlung am Reaktorblock 3 des AKW Fukushima I steigt seit
die Selbstverteidigungsarmee mit Feuerwehrautos den Block mit Wasser
beschießt, sagte die Betreiberfirma Tepco laut Kyodo News. Die Strahlung an
dem Reaktorgebäude habe 3.000 Microsievert (3 Millisievert) pro Stunde
betragen. Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa sagte, er habe sein Okay
gegeben für weitere Einsätze von Hubschraubern, die Wasser über dem Reaktor
abwerfen. Bei den zehn Besatzungsmitgliedern sei nach ihrem Einsatz eine
Strahlung von 60 Millisievert gemessen worden - die höchste Strahlung, die
sie bei einem Noteinsaztz haben dürfen laut Armee betrage 100 Millisievert,
berichtet Kyodo News.
13.30 Uhr: G7 sehen noch keine Notwendigkeit für wirtschaftliche Hilfe
Die G7-Partner Japans sehen offenbar aktuell keine Notwendigkeit für
wirtschafts- oder finanzpolitischen Hilfen für das von Natur- und
Nuklear-Katastrophen heimgesuchte Land. Aus G7-Kreisen verlautete am
Donnerstag, bei Beratungen der zuständigen Minister und Notenbankchefs am
Abend seien keine konkreten Entscheidungen zu erwarten. Es gehe vielmehr
zunächst eher um einen Ausdruck der Solidarität und um eine Erörterung der
Lage. Japans Finanzminister Yoshihiko Noda will mit seinen Kollegen aus der
Gruppe der sieben führenden Industriestaaten in einer Telefonkonferenz um
23.00 Uhr über die wirtschaftlichen Folgen des schweren Erdbebens und der
Atom-Katastrophe beraten. Dabei soll es auch über Möglichkeiten für eine
Beruhigung der Finanzmärkte gehen.
Japans Wirtschaftsminister Kaoru Yosano sagte der Nachrichtenagentur
Reuters, dass die Finanzmärkte in der drittgrößten Volkswirtschaft noch
stabil genug seien, um ohne ein G7-Eingreifen auszukommen. Auch seien keine
Stützungskäufe der Regierung am Aktienmarkt nötig. Die Folgen der
Katastrophe für die Wirtschaft des Landes hielten sich in Grenzen.
13-02: Russland fliegt Staatsbürger aus
Russland hat mehr als 50 seiner Staatsbürger aus Japan ausgeflogen. Die
Gruppe sei in der Stadt Chabarowsk im Osten Russlands gelandet, teilte das
Zivilschutzministerium am Donnerstag nach Angaben der Agentur Interfax mit.
An diesem Freitag würden drei Transportmaschinen russische Hilfslieferungen
nach Japan bringen und auf dem Rückweg weitere Staatsangehörige mitnehmen.
Darunter seien Künstler des russischen Staatszirkus, die ihre Japan-Tournee
abbrechen mussten, hieß es. Derzeit halten sich nach offiziellen Angaben
mindestens noch 6.000 russische Bürger in Japan auf.
12.53 Uhr: Umdenken in der Atompolitik
Der Vorsitzende der liberaldemokratischen Partei Sadakazu Tanigaki sagte,
es werde schwierig sein, an der aktuellen Atompolitik festzuhalten
angesichts der Unfälle am AKW Fukushima I.
12.47 Uhr: Die Strahlung steigt
Die radioaktive Strahlung an Reaktor 3 ist gestiegen, nachdem er mit Wasser
besprüht wurde, meldet Kyodo News.
12.29 Uhr: Feuerwehrwagen der Armee sollen eingesetzt werden
Die japanische Selbstverteidigungarmee soll zusätzliche Feuerwehrwagen am
Reaktor 3 des AKW Fukushima einsetzen, meldet Kyodo News.
12.11 Uhr: Warnung vor massivem Stromausfall in Tokio
Laut der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo warnt die japanische
Regierung für die Nacht von Donnerstag auf Freitag vor einem
unvorhersehbaren, massiven Stromausfall, der im Großraum Tokio auftreten
könne. Aufgrund der gefallenen Temperaturen sei dort der Strombedarf in den
vergangenen Stunden deutlich gestiegen.
11.54 Uhr: Wasserwerfer-Einsatz wurde wieder aufgenommen
Die Notmannschaft im AKW Fukushima besprüht den mit Plutonium bestückten
Reaktor drei wieder mit Wasserwerfern, wie das Fernsehen meldet. Zuvor war
die Aktion wegen starker radioaktiver Strahlung vorübergehend eingestellt
worden.
11.52 Uhr: Strahlung verhindert Einsatz von Wasserwerfern
Neuer Rückschlag für den Kampf gegen die drohenden Kernschmelzen im
japanischen Atomkraftwerk Fukushima 1: Wegen der hohen Strahlung an den
beschädigten Reaktoren musste der Betreiber den Plan vorerst aufgeben, die
Kernbrennstäbe mit einem Wasserwerfer zu kühlen. Das Fahrzeug könne sich
wegen der hohen Strahlungswerte den Reaktoren nicht nähern, berichtete der
öffentlich-rechtliche japanische Fernsehsender NHK am Donnerstag. Zuvor
hatte die Armee mit Hubschraubern tonnenweise Wasser über dem Kraftwerk
abgeworfen, damit aber offenbar das Strahlungsniveau nicht deutlich senken
können.
Frankreich unterstützt Japan mit der Lieferung von 95 Tonnen Bor, das mit
dem Wasser zur Kühlung vermischt wird, um die Kernreaktion zu bremsen. Eine
Maschine sei am Donnerstagvormittag abgeflogen, sagte Energieminister Eric
Besson im Sender France 2. Das Element Bor wird dem Wasser zugesetzt, weil
es die bei einer Kettenreaktion entstehenden Neutronen "einfängt". Dadurch
soll der sich im Innern des Unglücksreaktors eventuell weiterhin selbst
erhaltende nukleare Brennvorgang gestoppt werden.
Paris habe die Bor-Lieferung schon am Samstag angeboten, als es die erste
Explosion in eine Reaktor in Fukushima 1 gegeben hatte, sagte Besson
weiter. Japan habe aber nicht geantwortet. "Entweder haben sie gedacht,
dass das nicht sinnvoll ist, oder sie hatten keine Zeit zu antworten",
sagte Besson mit Blick auf die japanischen Behörden. Mit der Bor-Lieferung
sendet Frankreich demnach auch Stahlenschutzmaterial nach Japan (afp).
10.55 Uhr: 23 Verletzte in Atomkraftwerk Fukushima - 20 verstrahlt
Im japanischen Atomkraftwerk Fukushima sind in den vergangenen Tagen nach
Angaben der internationalen Atombehörde IAEO in Wien 23 Menschen verletzt
worden. Mindestens 20 weitere Mitarbeiter wurden verstrahlt. Einer von
ihnen war demnach sehr starker Strahlung ausgesetzt. Medien hatten bereits
von "dutzenden Verletzten" in der schwer beschädigten Anlage gesprochen.
Die IAEA bezieht sich mit ihren Angaben auf Mitteilungen der japanischen
Regierung.
Die Verletzten waren Angestellte des Kraftwerkbetreibers Tepco sowie
Mitarbeiter von Subunternehmen und vier Angehörige des
Katastrophenschutzes. Zwei Mitarbeiter trugen leichte Verletzungen davon,
mehrere wurden im Krankenhaus behandelt. 15 Menschen waren von den
Reaktorexplosionen am Freitag und am Montag betroffen. Zwei Mitarbeiter
werden vermisst.
Die IAEA nennt zudem 18 Mitarbeiter, die Verstrahlungen davontrugen, in
einem Fall war die Strahlendosis sehr hoch. Auch zwei Polizisten mussten
dekontaminiert werden. Mehrere Feuerwehrleute, die vor Ort waren, werden
medizinisch beobachtet, hieß es weiter.
10.41 Uhr: Hongkong fordert Bürger zum Verlassen Tokios auf
Hongkong hat seine Bürger in Japan aufgefordert, Tokio so schnell wie
möglich zu verlassen und in die südlicheren Gebiete des Landes
auszuweichen. Die Fluggesellschaft Cathay Pacific Airways werde außerdem
mit zwei zusätzlichen Flügen Bürger Hongkongs nach Hause bringen.
10.18 Uhr: China fordert bessere Informationspolitik
China drängt Japan, schnell und präzise Informationen zur möglichen
Atom-Krise in Fukushima bekannt zu geben. Peking wolle vorerst keine
Atomkraftwerke genehmigen, bis Klarheit über die Sicherheitsstandards
herrsche.
9.57 Uhr: Wasserstand in Reaktor 4 von AKW unklar
Die japanische Atomaufsicht kann nicht bestätigen, dass die Brennstäbe im
Abklingbecken des vierten Reaktors des Kernkraftwerks Fukushima I noch von
Wasser bedeckt sind.
9.55 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung im
Bundestag zu den Folgen des Erdbebens in Japan:
"Die Katastrophe in Japan hat ein geradezu apokalyptisches Ausmaß. Uns
fehlen die Worte."
9.29 Uhr: Reaktoren relativ stabil
Die Reaktoren eins, fünf und sechs des schwerbeschädigten Kernkraftwerks
Fukushima I sind nach Angaben der japanischen Atomaufsicht relativ stabil.
8.12 Uhr: Akw-Betreiber Tepco findet Freiwillige
Der japanische Akw-Betreiber Tepco hat einen offenbar erfolgreichen Aufruf
nach etwa 20 freiwilligen Helfern zur Abwendung einer nuklearen Katastrophe
am Atomkraftwerk Fukushima 1 gestartet. Auf das Ersuchen des Unternehmens
hätten sich sowohl Firmenmitarbeiter als auch Mitarbeiter anderer
Unternehmen gemeldet, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Jiji am
Donnerstag. Darunter sei ein kurz vor der Rente stehender 56-Jähriger mit
jahrzehntelanger Erfahrung im Bereich der Kernenergieproduktion. Tepco
bestätigte die Angaben zunächst nicht.
Zuvor hatten vier Militärhubschrauber damit begonnen, tausende Liter Wasser
auf die beschädigten Reaktoren zu schütten. Anschließend sollten
Wasserwerfer und Löschfahrzeuge der Feuerwehr weiteres Kühlwasser auf die
Anlage sprühen. Tepco versuchte zudem, das Kraftwerk durch die
Instandsetzung von Leitungen wieder an die Stromversorgung anzuschließen,
um Fukushima 1 ab Donnerstagnachmittag wieder teilweise mit Strom versorgen
und die Kühlsysteme in Gang setzen zu können.
7.59 Uhr: Radioaktiver Unfall in Kanada
Aus einem kanadischen Atomkraftwerk sind tausende Liter leicht radioaktiv
verseuchten Wassers in den Ontario-See gelangt. Der Vorfall habe aber nur
"vernachlässigenswerte Auswirkungen auf die Umwelt und keine Auswirkungen
auf die Gesundheit von Menschen", heißt es in einer Erklärung des
Kraftwerksbetreibers Ontario Power. Die Qualität des Trinkwassers in der
Region sei durch den Vorfall nicht betroffen. Auch die kanadische
Atomsicherheitsbehörde teilte mit, das Risiko für Umwelt und Menschen sei
"vernachlässigenswert".
Nach Angaben von Ontario Power gelangten 73.000 Liter Wasser aus dem Akw
Pickering wegen eines Dichtungsproblems an einer Pumpe in den See, der an
der Grenze zwischen Kanada und den USA liegt. Das Wasser enthielt den
Angaben zufolge Spuren von Tritium, einem radioaktiven Material.
7.50 Uhr: Tokio droht erneut großer Stromausfall
In der Großregion Tokio mit mehr als 35 Millionen Menschen ist laut dem
Handelsminister Banri Kaieda erneut ein großflächiger Stromausfall möglich.
Dies könne geschehen, wenn die Stromnachfrage über die des
Donnerstagmorgens steige, sagt Kaieda.
7.31 Uhr: Panikkäufe in China
Die Katastrophe in Japan hat in China Panikkäufe von Salz ausgelöst. Im
Glauben, sich mit dem darin enthaltenen Jod gegen eine mögliche radioaktive
Verstrahlung schützen zu können, kauften viele Chinesen nun verstärkt
Speisesalz, wie Mitarbeiter in Supermärkten und Medien berichteten. Eine
Angestellte der französischen Supermarktkette Carrefour in Shanghai sagte,
schon am frühen Morgen sei Salz ausverkauft gewesen. Binnen einer halber
Stunde nach Öffnung des Geschäftes habe es keines mehr gegeben.
Eine Mitarbeiterin eines Supermarktes in der südchinesischen Stadt
Guangzhou sagte, die Nachfrage nach Salz sei derart gestiegen, dass die
Filiale es nun rationiere. "Jeder Kunde darf nur zwei Packungen kaufen."
Als Maßnahme gegen Jodmangel enthält Speisesalz in China fast immer Jod.
Das chinesische Radio berichtete allerdings, die in Jodsalz enthaltene
Menge sei zu gering, um die Schilddrüse im Ernstfall zu schützen.
Die Polizei hat binnen weniger Stunden die Zahl der offiziell registrierten
Todesopfer nach der Naturkatastrophe noch einmal deutlich nach oben
korrigiert. Sie nannte 5.198 Tote. Am Morgen hatte die Zahl der bestätigten
Opfer noch bei knapp 4.400 gelegen.
Mindestens 9.000 Menschen gelten zudem noch als vermisst. Stündlich
schwinden die Chancen, in den vom Beben und den Riesenwellen verwüsteten
Gebieten noch Menschen lebend zu retten. Mit den tausenden Toten erlebt
Japan die größte nationale Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg, als zwei
Atombomben das Land trafen.
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt setzt trotz der Atomkatastrophe in Japan
auf eine positive konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. "Unsere
Wirtschaft ist im internationalen Wettbewerb gut aufgestellt."
Wichtig sei, "dass die Tarifpartner weiterhin produktivitätsorientierte
Lohnabschlüsse vereinbaren, die auf die Lage der unterschiedlichen Branchen
und Unternehmen Rücksicht nehmen".
6.13 Uhr: USA will US-Bürger evakuieren
Die US-Regierung ordnete erste Evakuierungen von US-Bürgern aus Japan an
und kündigte an, Flugzeuge zu chartern, um Bürgern zu helfen, die vor den
erhöhten Strahlenwerten in dem asiatischen Land fliehen wollen. Von den
freiwilligen Evakuierungen waren rund 600 Angehörige von Mitarbeitern der
US-Regierung in Tokio und Yokohama betroffen. Zuvor hatte das
US-Außenministerium eine Reisewarnung für ganz Japan herausgegeben und
ihren Bürgern nahe gelegt, das Land zu verlassen. Für Menschen im Süden
Japans bestehe zwar geringere Gefahr, die wechselnden Wetter- und
Windverhältnisse könnten aber in den kommenden Tagen zu einem Anstieg der
radioaktiven Strahlung auch an anderen Orten im Land führen.
Quellen: afp, dpa, rtr, dapd, bbc, kyodo, taz
Was in der Nacht zu Donnerstag geschah: Die 50 verbliebenen Einsatzkräfte
kämpfen auch weiter mit aller Kraft gegen die drohenden Kernschmelzen in
nunmehr fünf Reaktoren. Nun sind auch Armee-Hubschrauber im Einsatz. Mehr
in der [1][Nachtzusammenfassung] und im [2][Liveticker der vergangenen
Nacht] sowie im [3][nachfolgenden Liveticker].
18 Mar 2011
## LINKS
[1] /1/zukunft/umwelt/artikel/1/atomkraftwerk-bleibt-ausser-kontrolle/
[2] /1/zukunft/umwelt/artikel/1/neue-braende-neue-lecks/
[3] /1/zukunft/umwelt/artikel/1/liveticker-japan/
## TAGS
Fukushima
Schwerpunkt Atomkraft
## ARTIKEL ZUM THEMA
Verfahren gegen Greenpeace: 17 Aktivisten müssen vor Gericht
„Nukleare Gefahr“ schrieben die Aktivisten auf das AKW Cofrentes in der
Nähe von Valencia. Für den Einbruch auf das Werkgelände droht ihnen Haft.
Atomunfall in Japan: Fahrt durch die Todeszone
Ein Anti-Atom-Aktivist macht sich auf den Weg Richtung Fukushima, wo längst
alle Bewohner evakuiert sind. Er sammelt eigene Daten zur Verstrahlung.
Unterschätzte Abklingbecken in Fukushima: Keine 48 Stunden mehr Zeit
Die Abklingbecken am Akw wurden völlig vergessen. Nun versuchen
Rettungskräfte, sie wieder mit Wasser zu füllen. Sonst schmelzen die alten
Brennstäbe und verseuchen die Anlage.
Atomunfall in Japan: Große Show mit wenig Worten
Die Informationspolitik der Japaner sorgt zunehmend für Ärger. Sogar aus
den USA kommt Kritik wegen mangelhafter und widersprüchlicher Meldungen.
Zusammenfassung – Lage an Japans AKWs: Drei Reaktoren außer Kontrolle
Am AKW Fukushima I sind drei Reaktoren außer Kontrolle, zwei haben einen
Riss im Druckbehälter. Außerdem brannten mehrfach gebrauchte Brennstäbe im
Block 4. Ein Überblick.
Nachtzusammenfassung Katastrophe in Japan: Immer wieder Rückschläge
Einsatzkräfte versuchen weiter, die drohenden Kernschmelzen in den
Atomreaktoren von Fukushima 1 zu verhindern. Bislang ohne Erfolg. Auch die
Situation der 400.000 Obdachlosen spitzt sich weiter zu.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.