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# taz.de -- Japan-Ticker vom 23.3.2011: Wachsende Angst vor Strahlung
> Japan begrenzt Gemüse-Ausfuhr aus der Region Fukushima. 40 Kilometer vom
> Unfall-AKW wurde im Boden extrem hohe Radioaktivität gemessen. Erste
> Partikel bald in Europa.
Bild: Erste Fotos aus dem Inneren des AKWs. Zwei Ingenieure sammeln Daten aus d…
Eine aktuelle Zusammenfassung der Lage in Japan und am AKW Fukushima I
finden Sie [1][hier].
23:30 Uhr: Kanada verstärkt Lebensmittel-Kontrollen
Die kanadische Lebensmittelüberwachung hat umfangreichere Kontrollen der
Importe aus japan angekündigt. Milchprodukte, Früchte und Gemüse aus der
näheren Umgebung der havarierten Atomanlage sollen künftig nicht mehr
eingeführt werden, wenn sie nicht auf ihre Unbedenklichkeit hin überprüft
wurden und dies schriftlich festgehalten wurde, teilte die Behörde mit. Mit
der Entscheidung folgt Kanada anderen Staaten wie den USA, die bereits
zuvor angekündigt hatten, Importe von Molkereiprodukten und
landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus dem Gebiet um das havarierte
Atomkraftwerk zu stoppen.
23:24 Uhr: Tokio verteilt Wasserflaschen für Kleinkinder
Die Stadtverwaltung von Tokio hat angekündigt, abgefülltes Wasser für
Familien mit Babys bereitzustellen. Die lokalen Behörden seien
aufgefordert, an diesem Donnerstag rund 80.000 Haushalte mit 3,5
Liter-Flaschen zu versorgen, berichtet NHK. Zudem rief die Stadtverwaltung
Mineralwasser-Hersteller dazu auf, ihre Produktion hochzufahren.
Die Behörden ziehen damit die Konsequenz aus Messergebnissen in einer
Wasseraufbereitungsanlage, wo erhöhte Werte an radioaktivem Jod 131
festgestellt worden waren. Die Behörden ordneten an, dass Babys in 23
Stadtteilen Tokios sowie in fünf weiteren Städten kein Leitungswasser mehr
trinken dürfen.
23:18 Uhr: Zahl der Toten steigt auf 9.500
Die Zahl der Toten ist auf 9.523 gestiegen. Nach Polizeiangaben werden
weiterhin etwa 16.000 Menschen vermisst.
23:11 Uhr: Kein Leitungswasser für Kleinkinder
Tokios Kleinkinder sollen kein Leitungswasser mehr trinken, Babynahrung
soll nur noch mit Flaschenwasser zubereitet werden. Das sagte der
Regierungschef der Hauptstadtregion, Shintaro Ishihara, nachdem im
Trinkwasser erhöhte Werte radioaktiven Jods gemessen wurden.
22:48 Uhr: Teuerste Naturkatastrophe der Geschichte
Das Erdbeben und der Tsunami im Nordosten Japans dürften die bisher
teuerste Naturkatastrophe gewesen sein. Nach Schätzungen der japanischen
Regierung könnten sich die Kosten auf 16 bis 25 Billionen Yen (138,9
Milliarden bis 217 Milliarden Euro) belaufen. Damit lägen die Kosten noch
deutlich über den 125 Milliarden Dollar, die der Hurrikan "Katrina" 2005 in
New Orleans und Umgebung verursacht hat.
21:59 Uhr: Geigerzähler Mangelware
In Deutschland werden die Geigerzähler knapp. In Elektronikfachhandeln sind
sie ausverkauft, die Nachfrage explodiert. Conrad beispielsweise kann erst
am 6. Juni die Geräte wieder liefern. Sie kosten zwischen 300 und 3.000
Euro. Strahlenschutzexperten halten solche Messgeräte für Privatleute
allerdings für wenig hilfreich. Wenn der Laie nichts über die überall
vorhandene Hintergrundstrahlung wisse, könne er nicht unterscheiden, ob der
gemessene Wert auf diese natürliche Radioaktivität oder auf künstliche
Strahlung zurückzuführen sei, sagt eine Sprecherin des Bundesamtes für
Strahlenschutz (BfS).
21:23 Uhr: Großspenden durch Prominente
Die Sängerin Gwen Stefani hat eine Million Dollar (rund 707.000 Euro) für
die Erdbeben- Opfer in Japan gespendet. Das Geld soll einer
Kinderhilfsorganisation zufließen, berichtete der Internetdienst
"Usmagazine.com". Die Sängerin der Band No Doubt teilte mit, dass sie die
Menschen in Japan und die Kultur des Landes sehr schätze. "Die Katastrophe
in Japan ist mehr als herzzerreißend und ich möchte alles tun, um zu
helfen." Erst kürzlich hatte Sandra Bullock eine Million Dollar gespendet.
20:50 Uhr: Erste Partikel bald in Europa
Strahlenschutz-Experten rechnen fest mit dem Eintreffen radioaktiver
Partikel in Deutschland im Laufe der nächsten Tage, geben aber gleichzeitig
Entwarnung. Die Messwerte dürften weit unterhalb der gesundheitlich
bedenklichen Konzentrationen bleiben, betonte das Bundesumweltministerium
am Mittwoch. "Insbesondere kann eine radioaktive Belastung von
Lebensmitteln mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
ausgeschlossen werden." Von "extrem niedrigen Werten nahe der
Nachweisgrenze" sprach der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Mittwoch. Er
misst die Aktivitätskonzentrationen in der Luft an 50 Messstationen.
20:26 Uhr: Keine Gefahr durch verseuchte Lebensmittel
Japan ist ein klassisches Importland, das so gut wie keine Lebensmittel
ausführt. Laut Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) werden
generell nur sehr wenige Nahrungsmittel von dort nach Deutschland
geliefert. Angesichts der aktuellen Notlage nach dem Erdbeben und dem
Tsunami sei darüber hinaus jeglicher Handel vollkommen zusammengebrochen.
Zudem haben die japanischen Behörden Verkaufsverbote für strahlenbelastete
Produkte verhängt.
20:18 Uhr: Keine erhöhte Radioaktvität in Deutschland
Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Wolfram König,
rechnet nicht mit einer Gefahr für die deutsche Bevölkerung durch
radioaktive Partikel aus Japan. König sagte der Braunschweiger Zeitung,
wegen der weiten Entfernung und der hohen Verdünnung würden in Deutschland
vermutlich nur Spuren von Radioaktivität gemessen. "Sie liegen weit
unterhalb einer Bedeutung für die Gesundheit."
19.30 Uhr: Union verliert in der Wählergunst
Nach der Atom-Kehrtwende müssen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die von
ihr geführte Union vor dem wichtigen Wahlsonntag deutliche Einbußen in
Umfragen verkraften. CDU/CSU verlieren im Wahltrend von Stern und RTL im
Vergleich zur Vorwoche bundesweit 3 Punkte auf 33 Prozent. Die Grünen legen
zu. Meinungsforscher sagen, dass fast drei Viertel (71 Prozent) der
Befragten das von Merkel nach der Katastrophe in Japan angeordnete
dreimonatige Abschalten der sieben ältesten deutschen Atommeiler für reine
Wahltaktik halten.
18.20 Uhr: ExxonMobil öffnet Terminal Nord-Japan
Fortschritte im Katastrophengebiet von Japan: Der weltgrößte Energiekonzern
ExxonMobil hat einen Ölumschlagplatz in der von Beben und Tsunami
betroffenen Region Tohoku wieder geöffnet. Das erste Tankschiff habe am
Dienstag am Shiogama Terminal angelegt, teilte ExxonMobil mit. An Bord
seien eine Million Liter Benzin und eine Million Liter Kerosin gewesen, das
als Heizöl verwendet werden könne.
Auch Schiffe der Konkurrenz dürfen hier ihre für die Menschen so
überlebenswichtige Fracht abladen. "Wir arbeiten als Branche geschlossen
daran, so schnell wie möglich jede Art von Brennstoff in die Krisengebiete
zu schaffen", sagte der örtliche Raffineriechef Philippe Ducom. In der
Region hatte es nach der Naturkatastrophe auch noch geschneit.
17.55 Uhr: Hamburg klagt gegen Laufzeitverlängerungen
Der Stadtstaat Hamburg wird sich an der Verfassungsklage gegen
Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke beteiligen. Außerdem habe die
Hansestadt bereits vergangene Woche einen Antrag auf Rücknahme der
Laufzeitverlängerungen im Bundesrat mit eingebracht, sagte Bürgermeister
Olaf Scholz (SPD). "Das Zeitalter der Atomtechnologie ist schon seit
längerem vorbei."
17.00 Uhr: Suzuki muss Produktion erneut aussetzen
Nach nicht einmal zwei vollen Produktionstagen schließt der Autobauer
Suzuki die meisten seiner Fabriken in Japan wieder, [2][meldet] das
Branchenblatt Automotive News. Es sei für den Konzern schwierig, die
nötigen Teile herbeizuschaffen. Einige der Zulieferer sitzen nach Angaben
des Unternehmens in den Regionen, die von Beben und Tsunami besonders
schwer getroffen wurden.
Laut Automotive News hatte Suzuki seine Produktionsbänder in seinen
Endmontagewerken am Dienstag und Mittwoch den halben Tag laufen lassen.
Mindestens bis Sonntag bleiben die Fabriken nun geschlossen. Allerdings
produziert ein Motorenwerk den Angaben zufolge so lange weiter wie der
Lagervorrat ausreicht.
16.35 Uhr: Südamerikaner verlassen Japan
Wegen der atomaren Bedrohung in Japan sind jetzt insgesamt 163 Kolumbianer,
Chilenen und Peruaner in die Heimat geflogen worden. Die Menschen trafen am
Mittwoch an Bord einer Maschine der kolumbianischen Luftwaffe von Tokio aus
in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá ein. Sie wurden sofort ärztlich
auf eventuelle Verstrahlungen untersucht, teilten die Behörden des
südamerikanischen Landes mit.
15.55 Uhr: Toyota muss Modellstart verschieben
Die Katastrophe in Japan belastet den Autobauer Toyota: Weil die meisten
Fabriken weiterhin stillstehen, verzögert sich der Verkaufsstart des neuen
Prius-Hybridvans im Heimatland. Der Termin Ende April sei nicht mehr zu
halten, [3][berichtet] das Branchenblatt Automotive News. Demnach habe eine
Firmensprecherin nicht einmal sagen können, wann der Wagen überhaupt
eingeführt werden soll.Seit dem 14. März stehen die Toyota-Fabriken in
Japan still.
15.45 Uhr: AKW-Betreiber plant Tsunami-Schutzwall
Nach der Fukushima-Katastrophe plant der Betreiber eines Kernkraftwerks an
der Küste südlich von Tokio offenbar, einen zwölf Meter hohen
Tsunami-Schutzwall zu bauen. Zudem werde der Bau eines sechsten Reaktors in
der Anlage Hamaoka um ein Jahr verschoben, um die Sicherheitspläne zu
überprüfen, teilte Japans drittgrößter Energiekonzern Chubu Electric Power
mit. Der neue Reaktor solle aber wie geplant im März 2024 in Betrieb
genommen werden. Der Konzern hielt zudem an seinem erst kürzlich
angekündigten Vorhaben fest, bis zum Jahr 2030 ein zweites Atomkraftwerk zu
bauen.
Die Gegend um Hamaoka wird Geologen zufolge etwa alle 100 bis 150 Jahre
zufolge von Erbeben der Stufe acht oder darüber heimgesucht. Das letzte
Erbeben dieser Stärke liege bereits länger als 150 Jahre zurück, erklärte
der Chubu Electric Power. Studien hätten ergeben, dass ein Erdbeben in der
Gegend maximal Flutwellen von acht Metern Höhe auslöse.
14.30 Uhr: Strengere Kontrollen für Importe aus Japan
Die deutschen Behörden haben nach eigenen Angaben ein engmaschiges
Kontrollnetz gespannt, um radioaktiv belastete Importgüter abzufangen. Am
Frankfurter Flughafen etwa werden nach Angaben des hessischen Umwelt- und
Verbraucherschutzministeriums alle Lebensmittelsendungen aus Japan auf
Radioaktivität untersucht. Auch die Behörden der anderen Bundesländer sind
beauftragt, die Lage sehr aufmerksam zu kontrollieren. Der deutsche Zoll
prüft alle sonstigen aus Japan eintreffenden Waren an den Grenzen
stichprobenartig auf Radioaktivität.
14.00 Uhr: Günstige Winde für Tokio
Der Wind in der japanischen Unglücksregion um Fukushima dreht günstig:
Nordwestwinde tragen mögliche radioaktive Stoffe derzeit auf den Pazifik
hinaus, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit. Bis zum Wochenende sei
überwiegend mit Westwind zu rechnen. Am Freitag drehe ein schwacher Wind
kurzzeitig auf südliche Richtung. Danach soll er wieder aus Westen und
somit die Schadstoffe vom Festland weg auf den Pazifik wehen.
Zum Wochenende zieht ein Tief über Japan nach Nordost und bringt leichten
Frost. Teilweise können Regen und Schnee fallen. Die Temperaturen um
Fukushima schwanken dann um den Gefrierpunkt.
13.35 Uhr: Milliardenkredite für AKW-Betreiber?
Japans führende Banken erwägen offenbar, dem Betreiber des
Unglücks-Atomkraftwerks Fukushima mit Notkrediten von bis zu 2 Billionen
Yen (etwa 17,4 Milliarden Euro) unter die Arme zu greifen. Wie die
Nachrichtenagentur Kyodo [4][meldet], soll das kurzfristig gewährte Geld
der Betreibergesellschaft Tepco helfen, die Folgen des verheerenden
Erdbebens vom 11. März zu bewältigen. Neben der Rettungsaktion an den
beschädigten Reaktoren muss das Unternehmen auch kostspielige Engpässe bei
der Stromversorgung schultern.
Als voraussichtliche Geldgeber nannte Kyodo die Institute Sumitomo Mitsui
mit einem Betrag von 600 Milliarden Yen, Mizuho (500 Milliarden Yen) und
die Bank of Tokyo-Mitsubishi (300 Milliarden Yen). Darüber hinaus stünden
weitere Banken für Kredite bereit. Die japanische Regierung prüft nach
Informationen von Kyodo, ob auch die Entwicklungsbank des Landes Kredite
gewähren könne. Die Mittel könnten aus einem Programm stammen, das auch
Darlehen für den Katastrophenfall vorsehe. Für dieses habe die Regierung
3,3 Billionen Yen (29 Milliarden Euro) für das Steuerjahr 2010
bereitgestellt und erwäge, die Mittel für 2011 aufzustocken.
13.20 Uhr: Keine erhöhte Radioaktivität in Deutschland
In der Atmosphäre über Deutschland sind bis zum Mittwochmittag keine
radioaktiven Partikel aus dem beschädigten japanischen Atomkraftwerk
Fukushima nachweisbar gewesen. Das teilte das Bundesamt für Strahlenschutz
(BfS) in Salzgitter mit. Die Behörde untersucht die Luft über Deutschland
laufend mit einem sehr genauen Messnetz auf Strahlenbelastungen. Nach
Angaben des BfS sei aufgrund der großen Entfernung zu Japan ohnehin nur mit
äußerst geringen Spuren zu rechnen, von denen keine Gesundheitsgefahr
ausgeht.
13.10 Uhr: Lange Stromausfälle in Tokio erwartet
Die Menschen in Tokio und Umgebung müssen noch lange mit Stromausfällen
rechnen. Der Energiekonzern Tepco plane noch mindestens ein Jahr lang
Stromsparmaßnahmen, berichtet die Zeitung Asahi Shimbun [5][auf ihrer
Internetseite]. Der Strom solle den ganzen Sommer und den folgenden Winter
über weiter zeitweise in verschiedenen Gegenden abgestellt werden.
Neben dem Atomkraftwerk Fukushima Eins habe der Tsunami vom 11. März auch
zwei große Wärmekraftanlagen in Fukushima und Ibaraki beschädigt. Die
beiden Kraftwerke produzieren laut Tepco zusammen so viel Strom wie die
havarierte Atomanlage. Ein Mitarbeiter der Firma sagte der Zeitung, es sei
noch nicht klar, wann sie wieder ans Netz gehen könnten.
13.00 Uhr: Zahl der Toten steigt weiter
Die Zahl der Toten und Vermissten in den japanischen Erdbeben- und
Tsunami-Gebieten steigt weiter an. Rettungsmannschaften können nur noch
Leichen bergen. Neuen Polizeiangaben zufolge wurden durch die Katastrophe
offiziell 9408 Menschen getötet. Allerdings gelten weiterhin 14.716
Menschen als vermisst. Hoffnung, dass sie die Katastrophen überlebten, gibt
es kaum.
12.00 Uhr: Extrem hohe Strahlung im Boden gemessen
Nach [6][einem Bericht des staatlichen Senders NHK] wurde i40 Kilometer
nordwestlich vom Atomkraftwerk Fukushima im Boden eine 1600-fach erhöhte
Konzentration eines radioaktiven Stoffes festgestellt. Ein Experte der
Universität Gakusin soll demnach nahe dem Dorf Iitate 163.000 Becquerel an
Cäsium-137 pro Kilo Erde gemessen haben.
Zum Vergleich: Der nach Tschernobyl am stärksten betroffene Landkreis
Bayerns, Augsburg/Stadt, wurde durch radioaktives Cäsium mit knapp 54.000
Becquerel pro Quadratmeter belastet. Der jetzt gemessene Wert aus Iitate
mit über 160.000 Becquerel Cäsium pro Kilogramm wäre weit höher.
Die Halbwertszeit dieses Stoffes beträgt etwa 30 Jahre, er belastet die
Umwelt also auf Generationen.
11.30 Uhr: Ausfuhrstopp für verstrahltes Gemüse
Japans Regierung hat die Ausfuhr landwirtschaftlicher Produkte aus zwei
Präfekturen im Umkreis des AKW Fukushima untersagt. Ministerpräsident Naoto
Kan ordnete einen Lieferstopp für Brokkoli und das japanische Gemüse
Komatsuna aus der Region Fukushima sowie für Rohmilch und Petersilie aus
der Präfektur Ibaraki an, wie die Nachrichtenagentur Jiji mitteilte.
Die USA kündigten in der Nacht zum Mittwoch strenge Importvorschriften für
Lebensmittel aus Japan an. Die US-Lebensmittelbehörde erklärte in einer
Mitteilung, sowohl Milch und Milchprodukte als auch Gemüse und Obst aus den
Präfekturen Fukushima, Ibaraki, Tochigi und Gunma dürften nur noch nach
vorherigen Radioaktivitätsmessungen eingeführt werden.
Frankreich rief die EU-Kommission zu "systematischen Kontrollen aller
frischen Lebensmittel" auf, die Europa aus Japan erreichten.
11.20 Uhr: Neues Erdbeben nahe Fukushima
In der Nähe des schwerbeschädigten Atomkraftwerks Fukushima hat es am
Mittwoch ein Erdbeben gegeben. Die Stärke des Erdstoßes gaben die
japanischen Behörden vorläufig mit 4,7 an. Das Epizentrum habe zehn
Kilometer unter dem Meeresspiegel gelegen. Ein erneuter Tsunami drohe
nicht, hieß es in einem Fernsehbericht. Angaben zu möglichen Schäden lagen
zunächst nicht vor.
11.05 Uhr: Keine neue Kühlaktion für Reaktor 3
Die Feuerwehr soll den Reaktor 3 am Mittwoch doch nicht mehr von außen mit
Wasser kühlen. Die Aktion sei abgeblasen worden, berichtet die japanische
Nachrichtenagentur Kyodo. Zuvor war die gesamte Atomanlage aus
Sicherheitsgründen geräumt worden. Der neue Feuerwehreinsatz sollte
eigentlich am Mittwochnachmittag starten und zwei Stunden dauern. Außerdem
sollte eine Kühlpumpe für den Block 3 getestet werden.
10.40 Uhr: Abgeordnete fordern weitere Evakuierungen
Im japanischen Parlament wird die Forderung nach weiteren Evakuierungen um
das havarierte Atomkraftwerk Fukushima laut. In einer Petitition plädieren
mittlerweile zwölf Abgeordnete dafür, auch außerhalb des bislang gezogenen
20-Kilometer-Radius die Evakuierung "drastisch voranzutreiben". Vorrangig
sollten schwangere Frauen und Kleinkinder aus einem Umkreis von 30
Kilometern herausgeholt werden.
Die Parlamentarier Ober- und Unterhaus des japanischen Parlaments
kritisierten die Entscheidung der Regierung, die Evakuierungszone bislang
auf 20 Kilometer um das AKW zu begrenzen. Die Beschädigungen an den
Reaktoren seien "schwerwiegend". Besonders im Block 3 sei zu befürchten,
dass das Containment die radioaktive Strahlung nicht mehr aufhalten könne.
Wörtlich heißt es in dem Dokument: "Wenn das passieren würde, käme es zu
einer 100-fach erhöhten Freisetzung von radioaktivem Jod, was besonders für
Babies und Kleinkinder gefährlich ist."
10.20 Uhr: Rauch über Reaktor 3 lässt nach
Der schwarze Rauch über dem Reaktor 3 lässt offenbar wieder nach. Das habe
die Betreiberfirma Tepco mitgeteilt, berichtet die japanische
Nachrichtenagentur Kyodo. Alle Arbeiter an den Reaktoren 1 bis 4 mussten
sich demnach vorübergehend in Sicherheit bringen. Die Intensität der
radioaktiven Strahlung habe sich im Bereich um das Haupttor der Anlage
jedoch nicht verändert, seit der Rauch aufgestiegen sei.
9.50 Uhr: Strahlung reicht weiter als gedacht
Auch außerhalb der Sicherheitszone um das Atom-Wrack in Fukushima ist nach
Angaben der Regierung stark erhöhte radioaktive Strahlung aufgetreten. An
manchen Orten, die weiter als 30 Kilometer von dem Kraftwerk entfernt
seien, habe die Strahlung zeitweise womöglich bei mehr als 100 Millisievert
pro Stunde gelegen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano am Mittwoch. Die
natürliche Hintergrundstrahlung liegt bei etwa 2 Millisievert pro Jahr.
Es bestehe allerdings kein Grund, die Evakuierungszone von 20 Kilometern um
das Kraftwerk auszuweiten, sagte Edano. Besorgte Anwohner sollten die
Fenster geschlossen halten. Die Strahlung ändere sich ständig mit dem Wind.
Es sei sehr schwer, genau zu messen, wie sich die Radioaktivität vom
havarierten Kraftwerk ausbreite.
9.00 Uhr: Reaktor 3 evakuiert
Das Gebäude von Reaktor 3 musste nach Angaben des Betreibers Tepco geräumt
werden, weil dort wieder Rauch aufgestiegen war. Es sei unklar, ob der
Rauch von der Turbine oder aus der Schutzhülle des Reaktorkerns stamme,
sagte ein Tepco-Sprecher. Die Mitarbeiter des dortigen Kontrollraums seien
in Sicherheit gebracht worden. In den Brennelementen des durch eine
Explosion bereits beschädigten Reaktors befindet sich auch hochgefährliches
Plutonium.
8.00 Uhr: Schwarzer Rauch über Reaktor 3
Erneut ist von Reaktor 3 am havarierten Atomkraftwerk Fukushima Eins
schwarzer Rauch aufgestiegen. Der Fernsehsender NHK zeigte Bilder von
dunklen Schwaden über dem Reaktor. Der Rauch habe sich am
Mittwochnachmittag (Ortszeit) entwickelt, hieß es.
Es sei unklar, ob der Rauch von der Turbine oder aus der Schutzhülle des
Reaktorkerns stamme, sagte ein Tepco-Sprecher. Die Mitarbeiter des dortigen
Kontrollraums seien in Sicherheit gebracht worden.
Quellen: dpa, afp, dapd, rtr, Kyodo1
Was zuvor geschah, lesen Sie im [7][Live-Ticker vom Dienstag].
23 Mar 2011
## LINKS
[1] /1/zukunft/umwelt/artikel/1/tokios-trinkwasser-fuer-babys-ungeeignet/
[2] http://www.autonews.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/20110323/OEM01/303239851…
[3] http://www.autonews.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/20110323/OEM04/303239846…
[4] http://english.kyodonews.jp/news/2011/03/80515.html
[5] http://www.asahi.com/english/TKY201103220186.html
[6] http://www3.nhk.or.jp/daily/english/23_28.html
[7] /1/zukunft/umwelt/artikel/1/katastrophe-schlimmer-als-zugegeben/
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