# taz.de -- Sensible Daten auf mobilen Datenträgern: Datenverlust on the road | |
> Ein BP-Mitarbeiter hat seinen Laptop verloren - und mit ihm die | |
> persönlichen Daten von 13.000 Personen. In Deutschland wäre das kein | |
> Grund für unmittelbare Sanktionen. | |
Bild: Mobile Datenträger können zum Verhängnis werden: Ein libanesischer Pol… | |
BERLIN taz | Und wieder einmal sind sensible Daten womöglich in die | |
falschen Hände geraten - weil der Datenträger, auf dem sie gespeichert | |
waren, abhanden gekommen ist. Wie am Dienstag bekannt wurde, hat ein | |
Mitarbeiter des Energiekonzerns BP während einer Geschäftsreise seinen | |
Laptop verloren, auf dem die persönlichen Daten von 13.000 Personen | |
gespeichert waren: Namen, Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten und | |
Sozialversicherungsnummern. | |
Der Laptop sei zwar Passwort-geschützt, jedoch seien die Daten nicht | |
verschlüsselt, so ein BP-Sprecher. Der Verlust wurde den | |
Strafverfolgungsbehörden und der Sicherheitsabteilung von BP gemeldet. | |
Die Personen, von denen die Daten stammen, hatten in Zusammenhang mit der | |
Ölkatastrophe im Golf von Mexiko Schadensersatzforderungen an den Konzern | |
gestellt. Im April letzten Jahres ereignete sich vor der Küste Louisianas | |
eine Explosion auf der Bohrplattform Deepwater Horizon, durch die 11 | |
Arbeiter getötet wurden und in deren Folge etwa 700 Millionen Liter Öl ins | |
Meer flossen. 85 Tage wurden benötigt, um das Leck zu stopfen. | |
Wann oder wo der Laptop mit den Daten abhanden gekommen ist und welcher | |
Mitarbeiter involviert war, gab BP mit Verweis auf laufende Ermittlungen | |
nicht preis. Ein BP-Sprecher sagte stattdessen: "Es gibt keinen Beweis, | |
dass auf den Laptop oder die Daten abgezielt wurde, dass auf die | |
persönlichen Daten von irgendjemand zugegriffen wurde oder dass sie | |
gefährdet wurden." BP habe die betroffenen Personen schriftlich über den | |
Verlust ihrer Daten in Kenntnis gesetzt. | |
## Besonders oft gehen Datenträger in Großbritannien verloren | |
Dies ist bei weitem nicht der erste Fall dieser Art. Bereits im Mai 2007 | |
verlor ein US-amerikanisches Unternehmen, das im Auftrag der britischen | |
Behörde Driver and Licensing Agency arbeitete, eine Festplatte mit Namen, | |
Post- und E-Mailadressen sowie Telefonnummern von rund drei Millionen | |
britischen Fahrschülern. Besonders in deren Heimatland ereigneten sich in | |
den letzten Jahren eine Reihe ähnlicher Vorfälle. | |
Im Juli 2007 ging eine Festplatte mit den persönlichen Daten von etwa 5.000 | |
Gefängnisbeamten und Verwaltungsangestellten der Justizbehörden verloren, | |
im Oktober desselben Jahres verlor die Behörde H&M Revenue Customs zwei CDs | |
mit sensiblen Daten von über 25 Millionen Briten, die aus Kindergeld | |
beziehenden Familien stammten. | |
Im Januar des folgenden Jahres kam einem Jungoffizier der Royal Navy sein | |
Laptop mit den Daten von 600.000 Rekruten und Militärdienst-Interessenten | |
abhanden, im November 2008 verlor der Mitarbeiter einer Computerfirma | |
seinen USB-Stick, auf dem Zugangsdaten und Quellcode für ein Computersystem | |
der Regierung gespeichert waren. Der jüngste Fall in Großbritannien | |
ereignete sich erst im Januar 2011, als ein Arzt die Namen, Geburtsdaten | |
und Behandlungs-Informationen von über 1.100 Patienten gemeinsam mit seinem | |
Laptop verlor - die Daten waren unverschlüsselt. | |
## Deutsche Vorschriften sind "etwas zu unternehmensfreundlich" | |
"Eine britische Spezialität" sei das allerdings nicht, sagt der Berliner | |
Landesdatenschutzbeauftragte Alexander Dix. Solche Vorfälle seien | |
selbstverständlich auch in Deutschland gut vorstellbar - mit einem | |
Unterschied: Hierzulande gilt für Unternehmen im Fall eines Verlustes von | |
sensiblen Daten eine gesetzliche Meldepflicht gegenüber Behörden und | |
Betroffenen. Auch in den USA, wo die BP-Daten verloren gingen, bestehen | |
solche Vorschriften in Form der "security breach notification laws". In | |
Großbritannien hingegen gelangten die Vorfälle mehr oder weniger zufällig | |
an die Öffentlichkeit. | |
Nur aufgrund des gemeldeten Umstandes dürften die Behörden jedoch keine | |
Sanktionen verhängen, so Dix. "Eine etwas zu unternehmensfreundliche | |
Regelung." Wenn die Behörden aber Untersuchungen anstellten, in deren | |
Verlauf Mängel im Umgang mit Daten oder Datenträgern deutlich werden - | |
beispielsweise ein Verstoß gegen das älteste Gebot des deutschen | |
Datenschutzes, die Verschlüsselung -, "kann das zu Sanktionen führen", | |
erklärt Dix. | |
Ein erhöhtes Risiko sieht er vor allem in der zunehmenden | |
"Miniaturisierung" von Datenträgern. Aber auch "kein Laptop sollte das | |
Unternehmen verlassen, wenn die auf ihm gespeicherten Daten nicht | |
ausreichend verschlüsselt sind." Allerdings glaubt Dix, dass die | |
Sensibilität für das Thema in den Unternehmen bereits besteht: "Die wollen | |
und können sich keine schlechte PR leisten." | |
Schlechte PR können sich auch die meisten Behörden nicht leisten. Müssen | |
sie aber auch kaum befürchten: Die Meldepflicht gilt nämlich nicht für sie. | |
Eine bundesweite Ausnahme stellt Berlin dar, wo die Meldepflicht auch auf | |
die Verwaltungsbehörden ausgedehnt wurde. Dix glaubt und hofft zwar, dass | |
das bundesweiter Trend werden könnte - "doch bisher ist das nicht in | |
Sicht". | |
1 Apr 2011 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
Schwerpunkt Überwachung | |
Schwerpunkt Überwachung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Streit um Datenschutz: Apple speichert, wo Du bist | |
Neue Kritik an iPhone und iPad: Die Apple-Produkte speichern die | |
Aufenthaltsorte ihrer Nutzer, behaupten britische Informatiker. Der Konzern | |
schweigt zu den Vorwürfen. | |
Jahresbilanz der Datenschützerin: Latente Missstände | |
Die Datenschutzbeauftragte Imke Sommer fürchtet eine "grauenhafte" | |
Entwicklung für ArbeitnehmerInnen und fordert "Gesetze statt Gnadenwillkür" | |
Kommentar Post Privacy: Unfollow the Police! | |
Post Privacy, die Gesellschaft ohne Privatsphäre – eine schöne Vorstellung? | |
Verfechter dieser Idee behaupten, in digitalen Zeiten wäre Datenschutz | |
überholt. Wie unpolitisch! | |
Speicherung von Passagierdaten: Big Brit is watching you | |
Großbritannien fordert, die Speicherung von Passagierdaten auszuweiten. | |
Geht es nach den Briten, werden zukünftig auch See- und Bahnreisende | |
erfasst. | |
Kodex für Speicherung von Geo-Daten: Du sollst Auskunft geben | |
Im Herbst 2011 soll der Kodex umgesetzt sein. Bis dahin müssen Anbieter wie | |
Google Street View noch einiges organisieren. Doch in der Sache selbst wird | |
sich nicht mehr viel tun. | |
Neuer Überwachungs-Vorstoß: BVG will Videos länger speichern | |
BVG will Aufnahmen 48 statt 24 Stunden aufbewahren. Die S-Bahn darf das | |
schon. |