# taz.de -- Militär in Ägypten: Kriegsdienstverweigerer verhaftet | |
> Maikel Nabil Sanad, dem einzigen Kriegsdienstverweigerer Ägyptens drohen | |
> bis zu drei Jahre Haft. In einem seiner Blogartikel sieht sich die Armee | |
> beleidigt. | |
Bild: Greifen wieder hart durch: Militärpolizisten bei einer Demonstration auf… | |
BERLIN taz | "Armee und Volk - Hand in Hand", lautete eine zentrale Parole | |
der ägyptischen Revolution. Als die Armee nach dem Rücktritt von Präsident | |
Husni Mubarak die Macht übernahm, begrüßten die Prostierenden sie jubelnd. | |
Davon ist nicht mehr viel zu spüren. Das Militär geht zunehmend hart gegen | |
die Bewegung vor. Über 200 Menschen wurden bei der Räumung des | |
Tahrirplatzes am 9. März ins Ägyptische Museum gebracht, gefoltert und | |
teils zu mehreren Jahren Haft verurteilt. | |
In der Nacht von Montag auf Dienstag verhaftete die Militärpolizei den | |
Friedensaktivisten und einzigen Kriegsdienstverweigerer [1][Maikel Nabil | |
Sanad] und stellte ihn wegen Beleidigung der Armee vor ein Militärgericht. | |
Am Dienstag wurde er zunächst zu 15 Tagen Untersuchungshaft verurteilt. Ihm | |
drohen bis zu drei Jahre Haft. | |
Grund der Verhaftung war ein Artikel, den Sanad am 8. März in seinen Blog | |
gestellt hat, mit dem Titel "Armee und Volk gingen nie Hand in Hand". Darin | |
diskutiert er ausführlich die Rolle des Militärs während der Revolution, | |
seine Strategie und Interessen. "Die Armee stand nie auf Seiten der | |
Menschen", schließt er seinen Eintrag. Sie habe immer ihre eigenen | |
Interessen verfolgt und sei darauf bedacht gewesen, weder ihr positives | |
Image noch ihre dominante Rolle in der Politik zu verlieren. "Wir sind den | |
Diktator losgeworden, aber nicht die Diktatur", heißt es dem Text. | |
Sanad listet detalliert die Menschenrechtsverletzungen auf, die die Armee | |
während und nach der Revolution begangen hat, unter anderem zahlreiche | |
Folterungen und die andauernde Inhaftierung von Protestierenden, die vor | |
Militärgerichten in Schnellverfahren zu bis zu fünf Jahren Haft verurteilt | |
wurden. Er greift dabei auf Interviews, Videos und Berichte zurück, die | |
Betroffene ihm zugeschickt haben. | |
Die Freunde berichten, Sanad habe auch viel Material über die Ereignisse | |
des 9. März gesammelt. Für den kommenden Freitag ruft die Bewegung erneut | |
zu einem Millionenmarsch auf dem Tahrirplatz auf, gegen das Militär, Folter | |
und ein neues Gesetz, das Streiks und Proteste verbietet. Im Internet | |
kursieren zahlreiche Aufrufe, Plakate mit Fotos und Zitaten von Sanad | |
mitzubringen. | |
30 Mar 2011 | |
## LINKS | |
[1] /1/politik/nahost/artikel/1/ich-bin-in-gefahr/ | |
## AUTOREN | |
Juliane Schumacher | |
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