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# taz.de -- Menschenrechte in Bahrain: Drei Aktivisten in Haft gestorben
> Das Regime geht hart gegen schiitische Bürgerrechtler vor. Staatliche
> Betriebe entlassen Personen, die während der Proteste nicht zur Arbeit
> erschienen sind.
Bild: Ali Isa Sager starb im Gefängnis.
BAGDAD taz | Nach Politikern, Aktivisten, Ärzten und Journalisten sind in
den vergangenen Tagen auch Menschenrechtler zur Zielscheibe der
Sicherheitskräfte in Bahrain geworden. Am Montag verhörte ein
Militärgericht den Vorsitzenden der Bahrain Society for Human Rights, Nabil
Rajab. Das Innenministerium wirft dem prominenten Menschenrechtler die
Publikation von manipulierten Fotos von einem Aktivisten vor, der in der
Haft starb. Rajab habe auf Twitter Bilder von Ali Isa Sager veröffentlicht,
die mit den von den Behörden autorisierten Aufnahmen nicht übereinstimmten,
sagte ein Vertreter des Innenministeriums.
Der 31-jährige Sager habe im Gefängnis "Chaos" veranstaltet, erklärte das
Innenministerium am Samstag. Er sei in einem Spital seinen Verletzungen
erlegen, die er sich zugezogen habe, als Wachen ihn überwältigen wollten.
Zwei vom Ministerium veröffentlichte Leichenfotos zeigen einen Mann, der im
Brust- und Schulterbereich blaue Flecken und eine kleine Schnittwunde
aufweist. Ein ganz anderes Bild zeigen die Aufnahmen, die Angehörige und
Menschenrechtler nach eigenen Angaben vor der Beerdigung von Sager machten.
Darauf ist der gesamte Rücken des Toten voller blauer Striemen, die Beine,
Füße und Zehen sind mit Hämatomen übersät. Sager war am 13. März unter
Mordverdacht festgenommen worden, er soll versucht haben, einen Polizisten
zu überfahren.
Ein weiterer Häftling sei an Sichelzellenanämie gestorben, teilte das
Ministerium am Samstag mit. Eine Woche zuvor war laut den Behörden ein
anderer Aktivist an der gleichen Krankheit gestorben. Menschenrechtler
bezweifeln diese Darstellung und werfen den Sicherheitskräften Folter vor.
Rajab sagte vor seinem Verhör, die Behörden hätten ihn wegen seines
Einsatzes für Menschenrechte ins Visier genommen. Rajab war im März schon
einmal kurz verhaftet worden.
## Maskierte Polizisten kamen nachts
Ende vergangener Woche nahmen die Sicherheitskräfte bereits einen weiteren
bekannten Menschenrechtler fest. Abdul-Hadi al-Khawaja wurde am frühen
Samstagmorgen mit zwei Schwiegersöhnen verhaftet. Obwohl ihr Vater keinen
Widerstand geleistet habe, sei er von maskierten Polizisten mitten in der
Nacht aus der Wohnung gezerrt und bewusstlos geschlagen worden, sagte seine
Tochter.
Mehr als 400 Aktivisten und Politiker wurden laut
Menschenrechtsorganisationen seit der Verhängung des Notstandsrechts Mitte
März festgenommen. Jede Nacht gebe es Verhaftungen, sagte Daniel Williams
von Human Rights Watch. Viele Gefangenen seien von der Außenwelt
abgeschnitten.
Darüber hinaus haben Betriebe, die sich entweder ganz oder teilweise in
staatlicher Hand befinden, seit Anfang des Monats Hunderte von Angestellten
entlassen. Betroffen sind vor allem Schiiten, die im März nicht zur Arbeit
erschienen. Die größte Gewerkschaft hatte zu einem Generalstreik
aufgerufen. Zahlreiche Beschäftigte sagten damals im Gespräch,dass sie vor
allem aus Angst vor Verhaftungen an Checkpoints nicht zur Arbeit gingen.
Die Internationale Arbeitsorganisation hat die Entlassungen, von denen mehr
als 500 mehrheitlich schiitische Beschäftigte betroffen sind, als
Strafmaßnahme bezeichnet.
Derweil musste sich am Montag auch Mansur al-Jamri, der ehemalige
Chefredakteur der Zeitung Al-Wasat, mit zwei Kollegen vor Gericht
verantworten. Al-Wasat drohte wegen ihrer kritischen Berichterstattung die
Schließung. Der Chefredakteur trat daraufhin vor einer Woche von seinem
Posten zurück.
12 Apr 2011
## AUTOREN
Inga Rogg
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