# taz.de -- Direkte Demokratie: Kastanienallee unterschriftsreif | |
> Das Bürgerbegehren gegen den Umbau der Flaniermeile ist zulässig. Die | |
> Initiative braucht 8.700 Unterschriften, um einen Entscheid zu erreichen. | |
Bild: Protest: Kastanienallee soll bleiben | |
Das "Bürgerbegehren Kastanienallee", das sich gegen den Umbau der | |
Flaniermeile in Prenzlauer Berg richtet, ist zulässig. Das Bezirksamt | |
Pankow hatte bereits so entschieden, jetzt wurde es durch die | |
Senatsinnenverwaltung bestätigt. Die Befürworter des Begehrens müssen nun | |
8.736 Unterschriften von Wahlberechtigten im Bezirk Pankow sammeln, damit | |
ein Bürgerentscheid durchgeführt werden kann. | |
Seit mehreren Jahren wird über den Umbau der Straße heftig gestritten. Dort | |
steht für Autofahrer, Radler und die Tram bisher nur eine Spur pro Richtung | |
zur Verfügung. Nach den Plänen von Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner | |
(Grüne) soll die Fahrbahn erweitert und dafür die hoperigen Gehwege | |
beschnitten werden. Nun beschweren sich Kneipenbetreiber, dass der Gehsteig | |
zu klein für Außengastronomie werde; Radfahrer fürchten, dass sich der | |
Verkehr beschleunigen werde; Autofahrer wollen nicht auf die 40 Prozent der | |
jetzigen Parkplätze verzichten, die durch den Umbau entfallen würden. | |
Anfang Mai begannen die Bauarbeiten, wurden aber kurz darauf wieder | |
gestoppt: Nicht aufgrund des Bürgerzorns, sondern weil die Baustelle zu | |
gefährlichen Verkehrssituationen geführt hatte. "Anscheinend wird genauso | |
schlampig gebaut, wie schlampig geplant wurde", sagt Matthias Aberle von | |
der Bürgerinitiative "Stoppt K21". Er freut sich, dass das Bürgerbegehren | |
nun für zulässig erklärt wurde: "Das ist sicher noch nicht alles, aber | |
schon mal ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung". Aberle und | |
seinen Mitstreitern bleibt jetzt theoretisch noch Zeit bis November, um | |
Unterschriften zu sammeln. "Wir wollen die Unterschriften aber spätestens | |
bis Mitte Juni beisammen haben, damit der Bürgerentscheid schon mit der | |
Abgeordnetenwahl am 18. September stattfinden kann." Ansonsten dürfte es | |
problematisch werden, die notwendigen zehn Prozent der Wahlberechtigten im | |
Bezirk Pankow - also rund 29.000 Pankower - für die Abstimmung zu | |
mobilisieren. | |
Bei einem Aktionstag auf der Straße am 14. Mai erwartet die | |
Bürgerinitiative mehrere Tausend Besucher. Wenn es ihr gelingt, die nötige | |
Zahl an Unterschriften zu sammeln und dies vom Bezirksamt bestätigt wurde, | |
dürfen bis zum Bürgerentscheid nur noch Maßnahmen durchgeführt werden, die | |
in Einklang mit dem Begehren stehen. Dann könnten vorerst nur noch die | |
Gehsteige repariert oder unterirdische Rohre verlegt werden. | |
Aberle sagt, seine Bürgerinitiative fordere auch den Rückbau der Maßnahmen, | |
die noch bis zum Bürgerentscheid durchgeführt werden. Stadtrat Kirchner | |
sieht das komplett anders: "Einen Rückbau kann ich zum jetzigen Zeitpunkt | |
ausschließen." Hätte die Bürgerinitiative einen Rückbau ermöglichen wollen, | |
hätte sie ihn in den Wortlaut des Bürgerbegehrens aufnehmen müssen. | |
Wenn es tatsächlich zu einem erfolgreichen Bürgerentscheid kommt, so ist | |
das Bezirksamt nicht gesetzlich verpflichtet, sich an ihn zu halten. Eine | |
Sprecherin der Senatsverwaltung für Inneres teilte der taz am Mittwoch mit: | |
"Er stellt eine Anregung zum Verwaltungshandeln dar und würde keine | |
Vollzugspflicht für das Bezirksamt begründen." | |
Kirchner sagt, bei einem erfolgreichen Bürgerentscheid müsse man zunächst | |
genau prüfen, wie dessen Forderungen mit den gesetzlichen Bestimmungen, | |
etwa der Verkehrssicherungspflicht, vereinbar seien. | |
4 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Fischer | |
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