# taz.de -- Bürgerbegehren Kastanienallee: K21 steht unter Druck | |
> Dem Bürgerbegehren Kastanienallee fehlt noch die Hälfte der notwendigen | |
> Unterschriften. Die Initiatoren geraten außerdem wegen ihres | |
> Spendenkontos in die Kritik. | |
Bild: Viele Leute, wenig Unterschriften: Aktionstag auf der Kastanienallee am 1… | |
Vor sechs Wochen hatte sich die Bürgerinitiative "Stoppt K21" noch | |
zuversichtlich gezeigt: "Wir wollen die Unterschriften spätestens bis Mitte | |
Juni beisammenhaben, damit der Bürgerentscheid schon mit der | |
Abgeordnetenwahl am 18. September stattfinden kann", sagte ihr Sprecher | |
Matthias Aberle damals. Jetzt wird die Zeit knapp, denn dem Bürgerbegehren | |
fehlen noch mehr als die Hälfte der notwendigen 8.736 Unterschriften. Und | |
das ist nicht das einzige Problem der Initiatoren: Wegen eines | |
Spendenkontos, das zugleich Konto der Wählergemeinschaft Prenzlauer Berg | |
ist, stehen sie zusätzlich unter Druck. | |
Seit mehreren Jahren wird in Pankow über den Umbau der Kastanienallee | |
heftig gestritten. Bisher steht für Autofahrer, Radler und die Tram nur | |
eine Spur pro Richtung zur Verfügung. Nach den Plänen von Bezirksstadtrat | |
Jens-Holger Kirchner (Grüne) soll die Fahrbahn erweitert und sollen dafür | |
die holprigen Gehwege beschnitten werden. Das passt weder den | |
Kneipenbetreibern, die fürchten, dass der Gehsteig zu schmal für ihre | |
Außengastronomie wird, noch den Radfahrern, die glauben, dass die Autos auf | |
einer breiteren Straße schneller fahren werden. Anwohner fürchten zudem um | |
das Nachwende-Flair der Ostberliner Straße. | |
Umbaugegner hatten sich im vergangenen Jahr zu "Stoppt K21" | |
zusammengeschlossen und ein Bürgerbegehren initiiert. Wenn sie ausreichend | |
Stimmen sammeln, könnten die Pankower selbst in einem Bürgerentscheid über | |
den Umbau abstimmen. | |
Um die Unterschriftenlisten zu füllen, veranstalteten die Initiatoren Mitte | |
Mai einen Aktionstag unter dem Motto "Reclaim Democracy". Die Stimmung war | |
gut, Sängerin Peaches lieferte eine grandiose Show, und trotz Regens kamen | |
mehrere tausend Besucher zusammen. In Sachen Unterschriften war die Aktion | |
allerdings ein klarer Reinfall: "Es kamen nur knapp 400 Unterschriften | |
zusammen", sagt Aberle rückblickend. Wahrscheinlich habe der Regen | |
Unterschriftsbögen weggespült. "Jetzt legen wir unsere Listen gezielt in | |
Video- und Bibliotheken in Prenzlauer Berg aus, weil die Leute dort in der | |
Regel etwas mehr Zeit mitbringen." Auch weitere Aktionstage auf der | |
Kastanienallee seien geplant: Ein kleineres Zusammentreffen am 26. Juni und | |
der nächste große Aktionstag am 20. oder 27. August. | |
Ziel der Umbaugegner ist es, den Bürgerentscheid gleichzeitig mit der | |
Senatswahl im September stattfinden zu lassen. Wie viel Zeit den | |
Initiatoren dafür genau bleibt, ist unklar. Vor der Durchführung des | |
Bürgerentscheids muss das Bezirksamt die Unterschriften auf ihre | |
Richtigkeit prüfen. Gelingt die gleichzeitige Wahl nicht, müsste sich | |
mindestens ein Zehntel der Wahlberechtigten im Bezirk, rund 29.000 | |
Pankower, extra für den Bürgerentscheid aufraffen. | |
Kein eigenes Konto | |
Vergangene Woche geriet die Bürgerinitiative Stoppt K21 zusätzlich wegen | |
ihres Spendenkontos unter Druck. Das nämlich gehört der Unabhängigen | |
Wählergemeinschaft Prenzlauer Berg (UWP), die 2006 zur Wahl der | |
Bezirksverordnetenversammlung (BVV) angetreten war. Matthias Aberle und | |
David Röttger von Stoppt K21 haben die UWP mitgegründet. | |
"Hier kommt es zu einer Vermengung von politischen Interessen, Akteuren und | |
Finanzen, die Spender im besten Fall verunsichert, im schlimmsten Fall | |
bewusst hinters Licht führt", schrieb die Onlinelokalzeitung Prenzlauer | |
Berg Nachrichten. Ein Spendenkonto dürfe nur als ein solches bezeichnet | |
werden, wenn es ausschließlich für einen speziellen Zweck eingerichtet | |
worden sei. | |
Michael Efler, Vorstandsmitglied des Vereins "Mehr Demokratie", hat sich | |
den Spendenaufruf angesehen: "Ich komme zu dem klaren Ergebnis, dass hier | |
kein rechtliches Problem vorliegt." Das Bezirksverwaltungsgesetz sehe | |
lediglich vor, dass BVV-Fraktionen nicht für ein Bürgerbegehren spenden | |
dürften und dass die Geldspenden gesondert auf einem Konto zu verwalten | |
seien. "Meines Erachtens bedeutet das nicht, dass man hierfür ein eigenes | |
Konto braucht. Außerdem wird gezielt dazu aufgerufen, unter dem Stichwort | |
,Stoppt K21' zu spenden", sagte Efler. | |
13 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Fischer | |
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