# taz.de -- Atomruine Fukushima: Wasser aus Kabelschächten | |
> Wieder tritt Wasser im AKW Fukushima aus, doch keiner weiß, woher es | |
> kommt. Zudem kann der Zeitplan der Aufräumarbeiten nicht eingehalten | |
> werden. | |
Bild: Wasser läuft aus einem Loch in ein Becken. Unklar, woher es kommt. | |
BERLIN taz | Die Lage im havarierten AKW Fukushima ist weiterhin nicht | |
unter Kontrolle. Am Mittwoch meldete die Betreiberfirma Tepco erneut einen | |
Wassereinbruch in einem unterirdischen Tunnel an Reaktor 3 und schloss | |
nicht aus, dass wieder strahlendes Wasser ins Meer gelangen könnte. | |
Gleichzeitig wurden neue Strahlenwerte am Abklingbecken 3 bekannt – und | |
Experten monieren, dass die Aufräumarbeiten langsamer vorangehen als | |
geplant. | |
Laut Tepco-Pressemeldung sahen Arbeiter am Mittwoch in einem Tunnel an | |
Reaktor 3 Wasser aus Kabelschächten fließen. Möglicherweise sei | |
radioaktives Wasser über die Grenzen des Geländes ausgetreten, hieß es. Das | |
Wasser werde analysiert und eingedämmt. Gleichzeitig wurden im Becken für | |
abgebrannte Brennelemente an Reaktor 3 Strahlungswerte gemessen. Nach | |
Angaben des TV-Senders NHK herrschen dort etwa 140.000 Becquerel (Bq) | |
Cäsium-134. | |
Rechnet man diese Werte um, ergibt sich nach Angaben der Bundesamts für | |
Strahlenschutz (BfS) nur etwa die natürliche Hintergrundstrahlung von 0,02 | |
Mikrosievert pro Stunde. Die Werte liegen weitaus niedriger als bei dem | |
Wasser, das vor einigen Wochen in den Reaktorkellern stand. Damals wurden | |
bis zu mehreren Millionen Bq gemessen. | |
## Zeitplan nicht eingehalten | |
Die Aufräumarbeiten sind offenbar bereits weit hinter ihrem Zeitplan | |
zurück. Tepco hatte Mitte April 51 Maßnahmen vorgeschlagen, die innerhalb | |
von drei Monaten ergriffen werden sollten. Zentraler Punkt ist die stabile | |
Kühlung aller Reaktoren – doch bisher haben die Arbeiter überhaupt erst an | |
Reaktor 1 begonnen, die Wasserleitungen neu anzuschließen. Die hohe | |
Strahlung von 7 bis 12 Millisievert pro Stunde auch in diesem Gebäude | |
behindert die Arbeit. | |
Am Mittwoch musste Tepco ebenfalls eingestehen, dass die Maßnahme, Arbeiter | |
mit aufgehängten Bleimatten gegen Strahlung zu schützen, nur 10 Prozent der | |
Radioaktivität abhalte. | |
Die Menschen in der Umgebung kämpfen derzeit weiter mit den Folgen der | |
Strahlung. Die Regierung will die Bevölkerung dazu aufrufen, in Schulen die | |
oberste Bodenschicht abzutragen und 50 Zentimeter tief zu vergraben. Das | |
reduziere die Strahlung an der Oberfläche um 90 Prozent. | |
11 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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