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# taz.de -- Neue Kämpfe im Sudan: Zweite Front gegen den Süden
> Der Südsudan soll Ende Juli unabhängig werden. Doch jetzt sind erneut
> schwere Kämpfe ausgebrochen, Tausende sind auf der Flucht.
Bild: Tausende fliehen wie diese Frau vor den neuen Kämpfen im Sudan.
BERLIN taz | Nur noch vier Wochen ist die für den 9. Juli vorgesehene
offizielle Unabhängigkeitsfeier für Südsudan entfernt. Aber mit jedem Tag
wachsen die Zweifel daran, dass die Regierung Restsudans in Khartum dies
geschehen lässt. Nachdem die nordsudanesische Armee (SAF) im Mai bereits
die umstrittene Grenzregion Abyei besetzte, geht sie jetzt nach Berichten
von Augenzeugen mit massiver Gewalt gegen Südsudanesen in der benachbarten
Grenzprovinz Südkordofan vor.
Südsudanesischen Berichten zufolge sind in Südkordofans Hauptstadt Kadugli
seit 7. Juni "ethnische Säuberungen" im Gange. Vor allem christliche
Kirchenzentren seien Ziel von Militärangriffen. Kirchenbüros seien
niedergebrannt worden, die in der Stadt stationierten UN-Blauhelmsoldaten
hätten nicht eingegriffen, berichten Kirchenkreise. Es gebe auch
Luftangriffe der nordsudanesischen Armee.
Unbestätigte Berichte kursieren über Tötungen südsudanesischer Zivilisten
durch nordsudanesische Truppen unter den Augen tatenloser ägyptischer
UN-Soldaten. Der wichtigste SPLA-Führer der Region, Abdel Aziz al-Hilu, ist
geflohen. 10.000 Menschen haben sich nach UN-Angaben auf die UN-Basis
geflüchtet. Die UNO hat aus Sicherheitsgründen die Arbeit eingestellt und
zahlreiche Mitarbeiter evakuiert.
Südkordofan ist neben Abyei sowie der Region Blue Nile eines von drei
Gebieten Nordsudans, deren Status nach der per Volksabstimmung
beschlossenen und im Juli zu vollziehenden Sezession des Südens noch
ungeklärt ist. Die Bevölkerung der Nuba-Berge in Südkordofan empfindet sich
als südsudanesisch. Sie kämpfte im Krieg an der Seite der jetzt im Südsudan
regierenden Befreiungsarmee SPLA (Sudanesische Volksbefreiungsarmee), die
deswegen faktisch heute Teile der Region kontrolliert.
Nordsudans Regierung in Khartum hatte im Mai nach ihrer Eroberung Abyeis
der SPLA ein Ultimatum gesetzt, ihre in Südkordofan und Blue Nile
stationierten Truppen bis zum 1. Juni abzuziehen. Als die SPLA sich
weigerte, erklärte Khartum, in Südkordofan herrsche eine "bewaffnete
Meuterei" und schickte die Armee in Aktion.
Nachdem bereits der Einmarsch des Nordens in Abyei über 100.000 Menschen in
die Flucht schlug, steigt nun die Angst vor einem größeren Krieg zwischen
Nord und Süd. Am Freitagfrüh meldete die SPLA Luftangriffe auf Stellungen
in einem Dorf im südsudanesischen Bundesstaat Unity. Alle Augen richten
sich nun auch auf Blue Nile, das dritte der drei zwischen Nord und Süd
umstrittenen Gebiete. Hier amtiert immer noch eine SPLA-Provinzregierung.
Diese versichert jetzt eifrig, sie werde keine Basis für südsudanesische
Gegenschläge bieten, und hat ihre Vermittlung in Südkordofan angeboten.
10 Jun 2011
## AUTOREN
Dominic Johnson
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