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# taz.de -- Claudia Roth zur Energiewende: "Früher abschalten ist möglich"
> Die Grünen-Chefin Claudia Roth sieht eine Chance, deutsche Atomkraftwerke
> wegen mangelnder Sicherheit nach der Bundestagswahl früher einzumotten.
Bild: Wenn es nach Claudia Roth ginge, könnte sich der Atomausstieg nach vorne…
BERLIN taz | Grünen-Chefin Claudia Roth hält es für möglich, Atomkraftwerke
wegen mangelnder Sicherheit nach der Bundestagswahl früher abzuschalten,
als jetzt von Schwarz-Gelb geplant. "Solche Fragen können ab 2013 bei einer
grünen Regierungsbeteiligung dazu führen, dass der stufenweise Ausstieg bis
2022 weiter nach vorne rutscht", sagte Roth am Freitag der taz.
Roth sagte weiter: "Wir wollen bei der mangelnden Sicherheit der
Atomkraftwerke, die in der Atomgesetz-Novelle nicht enthalten ist, weiter
kämpfen." So seien Beschlüsse der Reaktor-Sicherheitskommission nicht
umgesetzt, auch sei das Kerntechnische Regelwerk noch nicht in Kraft
gesetzt. Die Grünen-Vorsitzende wirbt für eine Zustimmung der Parteibasis
zur Atomgesetz-Novelle der schwarz-gelben Koalition. Diese regelt die
stufenweise Abschaltung aller Atomkraftwerke bis 2022.
Die Delegierten eines Grünen-Sonderparteitags werden am Samstag
entscheiden, ob sie den Kurs der Parteispitze mittragen. Bei
Änderungswünschen von Mitgliedern, die den Ausstieg in die Verfassung
schreiben wollen, zeigte sich Roth kompromissbereit: "Für eine Verankerung
des Atomausstiegs im Grundgesetz bin ich offen. Wenn das der Wunsch einer
Mehrheit der Delegierten ist, werden die Grünen sich dafür einsetzen",
sagte die Grünen-Chefin. Sie sei allerdings skeptisch, "ob dafür die nötige
Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament zustande kommt."
## Roth: Merkel war zehn Jahre lang Kaltmamsell der Atomlobhby
Den Ausgang des Parteitags beurteilte Roth als offen: "Ich wage keine
Prognose, wie das Ergebnis lauten wird. Dafür bin ich zu lange bei den
Grünen. Das anstrengende und wunderbare an der Partei ist ja, dass wir
tatsächlich unsere Streits ausfechten." Die Grünen-Vorsitzende wertete den
schwarz-gelben Schwenk bei der Atomgesetz-Novelle als Erfolg. "Dieser
Ausstieg ist der größte Erfolg, den eine Oppositionspartei jemals erreicht
hat", sagte sie. "Merkel hat sich zehn Jahre lang als Kaltmamsell der
Atomlobby betätigt, die Grünen haben ihr diese Niederlage aufgezwungen."
Diesen Erfolg lasse sie sich nicht wegnehmen, sagte Roth weiter.
Mit scharfen Worten wies sie die Kritik von Anti-Atom-Bewegungen an einer
möglichen Zustimmung der Grünen zum schwarz-gelben Atomgesetz zurück.
"Einzelne Anti-Atom-Aktivisten versuchen, die Grünen aus der Bewegung zu
exkommunizieren. Sie wollen Menschen wie mir die eigene Biographie
absprechen", sagte Roth weiter. Die sei eine Frechheit, die sie sich nicht
bieten lasse. "Und die sich auch die Bewegung nicht bieten lassen sollte.
Die ist nämlich bunt und braucht keine selbst ernannten Anführer."
Anti-Atom-Aktivisten hatten den Grünen für den Fall einer Zustimmung zur
Atomgesetz-Novelle die Zugehörigkeit zur Anti-Atom-Bewegung abgesprochen.
24 Jun 2011
## AUTOREN
Ulrich Schulte
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
Schwerpunkt Atomkraft
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