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# taz.de -- Ökomonitoring 2010: Bio-Wein mit Pestiziden
> Vergleicht man Bio-Produkte, so kommt heraus: Wein ist häufiger mit
> Pestiziden belastet als die meisten anderen Produkte. Die Grenzwerte
> werden aber eingehalten.
Bild: "Eine gewisse Problematik" mit Bio-Weinen.
BERLIN taz | Bio-Wein ist häufiger mit konventionellen Pestiziden belastet
als die meisten anderen Öko-Produkte. Das zeigt der europaweit umfassendste
Testbericht zu Bio-Ware, das "Ökomonitoring 2010" der
Lebensmittelüberwachung in Baden-Württemberg.
Die am Montag veröffentlichten Ergebnisse lassen sich wegen ähnlicher
Vertriebsstrukturen auf ganz Deutschland übertragen.
Demnach waren in 16 Prozent der 67 im vergangenen Jahr untersuchten Proben
pro Kilogramm Öko-Wein mehr als 0,01 Milligramm chemisch-synthetische
Pflanzenschutzmittel. Das liegt weit über der durchschnittlichen Quote
aller 497 überprüften Bio-Produkte: Sie betrug lediglich 5,6 Prozent. Viele
Verbraucher befürchten Gesundheitsschäden durch Agrargifte. Zudem können
die Chemikalien die Artenvielfalt mindern.
## Absichtlich oder unabsichtlich
"Wenn der Wert von 0,01 Milligramm gesichert überschritten ist, ist das für
uns der Beleg, dass die Vorschriften der Öko-Verordnung nicht eingehalten
worden sind", sagte eine Sprecherin des baden-württembergischen
Verbraucherschutzministers Alexander Bonde (Grüne) der taz. Mögliche
Ursachen sind, dass der Bio-Winzer Pestizide gespritzt hat oder
ökologischer und konventioneller Wein absichtlich oder unabsichtlich
gemischt wurde. Für unwahrscheinlich halten es die Behörden bei diesem Wert
aber, dass die Chemikalien von konventionellen Weinbergen in der
Nachbarschaft abgedriftet sind. Um Messungenauigkeiten zu berücksichtigen,
beanstandet Baden-Württemberg nur die Proben mit besonders hohen
Rückständen. Doch selbst das waren immer noch zwölf Prozent.
Der Anteil von Öko-Weinen mit mehreren Pestiziden war mit fast 40 Prozent
ebenfalls vergleichsweise hoch – in allen Bio-Produkten fanden die Labore
im Schnitt nur bei 12,5 Prozent die aus gesundheitlicher Sicht besonders
umstrittenen Mehrfachrückstände. Für die Autoren des Ökomonitorings deutet
auch das daraufhin, "dass eine gewisse Problematik" mit Pestiziden bei
Bio-Wein vorliegt.
## "Es gibt kein Pestizidproblem im Bio-Weinbau"
Die Vorsitzende des Öko-Winzerverbands Ecovin, Lotte Pfeffer-Müller, sagte
jedoch der taz: "Es gibt kein Pestizidproblem im Bio-Weinbau. Wir kennen
keinen Fall eines Winzers in Baden-Württemberg, der verbotene Pestizide
eingesetzt hat." Es sei nicht erwiesen, woher die Rückstände kommen. Die
Ursachen müssten intensiver erforscht werden.
Pestizidärmer als die konventionelle Konkurrenz ist Biowein allemal. Bei
Öko ist die Quote von Proben über der 0,01-Milligramm-Grenze rund 40
Prozentpunkte niedriger. Selbst bei Kupfer, das als Pestizid auch im
Ökoweinbau zugelassen ist, schneidet Bio laut Testbericht "tendenziell"
besser ab. Keine Chemikalie habe die von der EU erlaubten Höchstmengen
überschritten.
27 Jun 2011
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Lebensmittelwirtschaft
Schwerpunkt Glyphosat
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