# taz.de -- Weingüter in Südafrika: Elende Arbeit für edle Tropfen | |
> Unterbezahlt, unwürdige Unterbringung, nicht gegen Gift geschützt: Auf | |
> südafrikanischen Weingütern werden Arbeiterrechte verletzt, kritisiert | |
> Human Rights Watch. | |
Bild: Weinanbau in Südafrika – nicht immer arbeitsrechtlich korrekt. | |
JOHANNESBURG taz | Die Deutschen trinken gern Weine aus Südafrika. Im | |
vergangenen Jahr exportierte Südafrika 345 Millionen Liter Wein, davon rund | |
73 Millionen Liter nach Deutschland. Doch hinter dem Genuss des Weines | |
bleiben die extremen Arbeitsbedingungen für Farmarbeiter verborgen. | |
Eine am Dienstag veröffentliche [1][Untersuchung] der | |
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) macht jetzt deutlich, | |
dass sich die Situation für viele Landarbeiter auf den Wein- und Obstfarmen | |
seit der Apartheid wenig geändert hat. Unterbezahlt produzieren sie | |
jährlich Milliarden Rand für Südafrikas Wirtschaft und versorgen | |
Konsumenten auf der ganzen Welt. Kaum ist der Bericht vorgestellt, | |
kritisieren ihn Branchenverbände als unfair. | |
Es gibt rund 121.000 Landarbeiter in der Kap-Provinz, die Südafrikas | |
berühmten Wein und Obst ernten. HRW sprach 2010 und 2011 mit mehr als 260 | |
Vertretern dieser Branche, darunter 117 Farmarbeitern. Demnach leben die | |
meisten in unwürdigen Unterkünften, sind ohne Schutzkleidung Pestiziden | |
ausgesetzt und haben während der Arbeit keinen Zugang zu Toiletten und | |
Trinkwasser. | |
Darüber hinaus dokumentiert der Bericht unsichere Besitzverhältnisse und | |
die drohende Vertreibung von langjährigen Bewohnern von Land, das Farmen | |
für ihre Produktion beanspruchen. | |
## Unter ein Euro die Stunde | |
Zwar sind in Südafrika Mindestlöhne vorgeschrieben, aber die Realität sieht | |
anders aus. "Die niedrigste Bezahlung liegt bei 7 Rand (unter 1 Euro) pro | |
Stunde", sagte Kaitlin Cordes, HRW-Mitarbeiterin in Kapstadt. "Sie arbeiten | |
oft bis spät in die Nacht und an Wochenenden." Ihr schlimmstes Beispiel: | |
"Eine Familie lebte seit zehn Jahren in einem Schweinestall ohne Strom- und | |
Wasserversorgung." Andere würden in Metallcontainern hausen. | |
Die Arbeitsverträge vieler Landarbeiter sehen vor, dass sie auf den Farmen | |
wohnen. Dort leben sie nicht nur mit ihren Familien, sondern auch mit | |
ehemaligen Beschäftigten zusammen, die wegen ihres Alters arbeitsunfähig | |
geworden sind. Ein nach der Apartheid 1997 eingeführtes Gesetz schützt die | |
Besitzverhältnisse. Dennoch schätzen Zivilorganisationen, dass rund 930.000 | |
Menschen zwischen 1994 und 2004 von südafrikanischen Farmen vertrieben | |
worden sind. | |
## Lebensmittel für den Eigenbedarf | |
Doch nicht alle befragten Arbeitnehmer hatten solche Rechtsverletzungen | |
erlebt. Laut HRW berichtete eine geringe Zahl von Landarbeitern, dass | |
Beschäftigen Land zur Verfügung gestellt werde, auf dem sie Lebensmittel | |
für den Eigenbedarf anbauen können. Manche Unternehmen bezahlten | |
Arztbesuche oder richteten Treuhandfonds zugunsten der Arbeiter ein. | |
Su Birch, Leiterin des Branchenverbandes Wines of South Africa (Wosa), | |
stellt die Glaubwürdigkeit der Studie von Human Rights Watch infrage. | |
"Leser des Berichts können nicht erkennen, wie repräsentativ die Auswahl | |
der Befragten ist." Der Report sei einseitig, denn er erwähne die | |
vorhandenen Initiativen zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen | |
sowie zur Aus- und Weiterbildung nur am Rande. | |
Wosa vermarktet den Export der südafrikanischen Weine weltweit. Wein aus | |
dem Land wird besonders von Großbritannien und an zweiter Stelle von der | |
Bundesrepublik importiert. Die Organisation fordert Händler auf, sich | |
gegenüber Zulieferern und Produzenten für anständige Arbeitsbedingungen auf | |
den Farmen starkzumachen. | |
24 Aug 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://www.hrw.org/de/news/2011/08/23/s-dafrika-das-d-stere-und-gef-hrliche… | |
## AUTOREN | |
Martina Schwikowski | |
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