# taz.de -- Kuratorin über Inszenierungen im Fußball: „Wer will, kann sich … | |
> Breitbeinig? Geschminkt? Es ist immer unser Blick, der das Sexuelle in | |
> solche Gesten deutet, sagt die Kuratorin und Publizistin Nadine Barth. | |
Bild: Weiblicher Pferdeschwanz und männliche Geste, oder wie? Die Australierin… | |
taz: Frau Barth, im Zuge der WM wird viel über weibliche Inszenierungen | |
gesprochen. Wie wichtig sind Inszenierungen aus der Sicht einer Frau, die | |
wie Sie damit spielt? | |
Nadine Barth: Ich beobachte das ja hauptsächlich in der Fotografie. Hier | |
geht es um die Frage, wie Fotografinnen und Fotografen Frauen in Szene | |
setzen. Das ist zunächst eine Fremdinszenierung und keine Eigeninszenierung | |
der Frau. Ich unterscheide auch ungern zwischen weiblichem und männlichem | |
Blick. In der Modefotografie gibt es globale ästhetische Regeln, die sich | |
am Zeitgeist orientieren. Und die sind wichtiger. | |
Auf dem Fußballfeld werden die Frauen aber nicht in Szene gesetzt, dort | |
machen sie alles selbst. | |
Es gibt typische Gesten, die auf bestimmte Geschlechterrollen hinweisen. | |
Interessant ist die Veränderung in dieser Diskussion, die gerade | |
stattfindet: von „typisch weiblichen“ Gesten hin zu „harten männlichen�… | |
Sie meinen, das Rutschen auf den Knien beim Torjubel? | |
Zum Beispiel. Oder wenn sich eine den Ball zurechtlegt und breitbeinig | |
dasteht. Das ist männlich konnotiert. Aber ich muss lachen, wenn ich so | |
etwas lese. | |
Warum? | |
Weil ich nicht weiß, ob das typisch männliche Gesten sind. | |
Eher typisch sportliche? | |
Ja. Solche Gesten gehören nun mal zum Fußball. Aber wir sehen darin | |
vermeintlich Männliches, weil wir Männerfußball gewohnt sind. Wie jemand | |
steht, läuft, springt, ist für mich ein Ausdruck der Persönlichkeit und | |
nicht der Darstellung. | |
Ist Lippenstift auf dem Platz eine sexuelle Inszenierung? | |
Warum sollen geschminkte Lippen eine Sexualisierung sein, eine behaarte | |
Brust aber nicht? Es ist immer unser Blick, der das Sexuelle in solche | |
Gesten hineindeutet. | |
Haben Sie dafür ein weiteres Beispiel? | |
Eine Frau lehnt an einer Wand und hält den Kopf gesenkt. Vielleicht fallen | |
ihr noch Haare ins Gesicht, und sofort heißt es: Das ist erotisch. Wenn ein | |
Mann so dastehen würde, dann steht er da bloß. Und ist vielleicht cool und | |
hat Charakter. | |
Aber es sind doch Männer, die Frauen so an die Wand stellen. | |
Frauen können aber auch selbst entscheiden, welche Gesten sie wie einsetzen | |
möchten. | |
Gibt es ästhetische Regeln, an die sich die Fußballerinnen halten sollten? | |
Nein. Die sollen einfach gut spielen. Jede Spielerin kann sich schminken, | |
wenn sie das will. Wir haben gesehen, dass exzellente Kopfbälle auch mit | |
langen Haaren gut funktionieren. Da wird anschließend der Pferdeschwanz | |
einfach wieder zurechtgerückt. | |
Was heißt das für Frauenbilder? | |
Alles ist erlaubt. | |
Brauchen wir neue feministische Inszenierungen? | |
Nein. Jede soll machen können, was sie für richtig hält. Ich erinnere mich | |
an die Diskussion noch vor ein paar Jahren, ob es dem Feminismus | |
widerspricht, wenn eine Frau einen kurzen Rock trägt. Ich trage am liebsten | |
Hosen und schmal geschnittene Anzüge. Das hat jedoch nichts mit Feminismus | |
zu tun, sondern mit einer Präferenz für diesen Look. | |
7 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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