# taz.de -- Bundeswehr-Gelöbnis: Schwör mal! | |
> Die Bundeswehr veranstaltet am Mittwoch ein Gelöbnis vor dem Bundestag, | |
> erstmals mit freiwilligen Rekruten. Grüne und Linke kritisieren das | |
> Ritual als "überholt". | |
Bild: Das Gelöbnis am Mittwochabend wirft seine Schatten bereits voraus. | |
Die Wehrpflicht ist ausgesetzt, gelobt wird trotzdem: Am Mittwochabend | |
veranstaltet die Bundeswehr ihr jährliches Gelöbnis vor dem Bundestag - | |
erstmals mit freiwillig Wehrdienstleistenden. Direkter Gegenprotest ist | |
nicht geplant. Dafür fordern Grüne und Linkspartei ein Überdenken des | |
"überholten" Rituals. | |
470 Soldaten aus dem Wachbataillon des Bundesverteidigungsministeriums | |
sowie Rekruten aus Strausberg, Parow, Beelitz und Hagenow sollen am | |
Mittwoch um 18.30 Uhr auf der Wiese vor dem Reichstag ihren Treueschwur auf | |
die Bundesrepublik geloben - nach Einstellung der Wehrpflicht zum 1. Juli | |
allesamt Freiwillige, die sich für Dienstzeiten bis zu 23 Monaten | |
verpflichtet haben. Laut einem Bundeswehrsprecher steht das Gelöbnis nur | |
geladenen Gästen offen. Polizei und Feldjäger würden zum Schutz eingesetzt. | |
"Eine Militarisierung des öffentlichen Raums halte ich für problematisch", | |
kritisiert Grünen-Landeschef Daniel Wesener. Dass auch nach Ende der | |
Wehrpflicht weiter der Reichstag "als Symbol genutzt" werde, sei | |
unangebracht. "Wir brauchen eine Debatte, ob diese Stadt dieses Gelöbnis | |
weiter gut und richtig findet oder welche anderen Orte und Formen | |
angemessen wären." Auch die Linke schimpft: "Das Gelöbnis ist ein | |
überkommenes Ritual, das nicht in die Öffentlichkeit gehört", so | |
Parteisprecher Thomas Barthel. Mit dem Wegfall der Wehrpflicht sei der | |
öffentliche Treueschwur "noch obsoleter geworden". Die Rekruten seien als | |
Freiwillige ein Berufsstand wie andere auch. "Zivile Entwicklungshelfer | |
werden auch nicht vor'm Bundestag vereidigt", sagt Barthel. | |
Seit 2008 hält die Bundeswehr ihr Gelöbnis vor dem Reichstag ab. Während es | |
früher regelmäßig Störproteste gab, war es im vergangenen Jahr ruhig | |
geblieben. Zu ritualisiert seien die Aktionen geworden, fanden die | |
Organisatoren. Ähnlich äußert sich die Deutsche Friedensgesellschaft heute: | |
Man lehne es ab, "das Militärspektakel durch eine Demonstration medial | |
aufzuwerten", sagt Sprecher Frank Brendle. Auch die Berliner sähen das | |
Gelöbnis als Ärgernis, da dafür zentrale Straßen gesperrt würden. Die | |
Veranstaltung sei "ein Akt politischer Onanie". Die Gegner laden | |
stattdessen zu einer Videokundgebung ab 20 Uhr auf dem Kreuzberger | |
Heinrichplatz: ein "bunter Abend der Militärverhöhnung". | |
Der Rückzug der "Gelöbnix"-Protestler ist auch den Gerichten geschuldet. | |
Diese genehmigten vor zwei Jahren statt Demonstrationen nur noch eine | |
Kundgebung fernab der Bundeswehrfeier. Die Anmelderin sah darin einen | |
Eingriff in die Versammlungsfreiheit, klagte - und verlor Ende Mai. | |
18 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
## TAGS | |
Bundeswehr | |
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