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# taz.de -- Kommentar Gelöbnis-Protest: Phantom der Proteste
> Für die Kritik am Gelöbnis brauchte es im vergangenen Jahr nicht einmal
> den Protest vor Ort: Die angespannte Situation, die Rechtfertigungen für
> die Sperrungen, all das war Hinweis genug.
Bild: Die Bundeswehr ist vorbereitet: Arbeiter bei Aufbauten für das Gelöbnis…
Es war eine skurrile Situation beim Bundeswehrgelöbnis im vergangenen Jahr:
Die Gegner der Zeremonie hatten erklärt, auf Proteste verzichten zu wollen,
und trotzdem war der Platz vor dem Reichstagsgebäude kilometerweit
abgesperrt. Passanten, Touristen, Menschen auf dem Weg nach Hause, die die
anwesenden Polizisten fragten, warum man denn hier nirgendwo durchkomme,
bekamen meist folgende Erklärung: Feierliches Gelöbnis und zu erwartende
Proteste dagegen.
Für die Verantwortlichen muss es sich angefühlt haben wie ein
Phantomschmerz: Da stört etwas, was eigentlich gar nicht da ist. Man kann
nichts dagegen unternehmen, braucht aber gleichzeitig maximalen Schutz:
Schließlich könnte es ja sein, dass es doch noch Proteste gibt und der
angekündigte Verzicht nur ein Trick ist, um bei laxen
Sicherheitsvorkehrungen so richtig zuzuschlagen.
Die Wirkung eines Protests hängt auch davon ab, was die Öffentlichkeit
davon mitbekommt. Die Öffentlichkeit sind mehr als Mediennutzer, es sind
auch Menschen vor Ort, die eine Demonstration miterleben, die Parolen
hören, die Plakate sehen und wahrnehmen, dass ein bestimmtes Thema
umstritten ist. Für die Kritik am Gelöbnis brauchte es hier nicht einmal
den Protest vor Ort: Die angespannte Situation, die mit Hunden
patrouillierenden Beamten, die Rechtfertigungen für die weiträumigen
Straßensperrungen, all das war Hinweis genug.
Und in diesem Jahr? Setzen die Aktivisten auf Satire statt auf Protest vor
Ort. Die angekündigten Sicherheitsvorkehrungen zeigen: Noch ist der
Phantomschmerz nicht verschwunden.
18 Jul 2011
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Bundeswehr
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