# taz.de -- Meinungsartikel des "Wall Street Journal": Murdochs Prestige-Blatt … | |
> Nach dem Abhörskandal bei News Corp. gab man sich kleinlaut beim | |
> hauseigenen "Wall Street Journal". Jetzt weist man die Schuld anderen zu | |
> und gibt sich kämpferisch. | |
Bild: Sieht die Schuld bei anderen: Murdochs Wall Street Journal. | |
BERLIN taz | Mit scharfen Worten bezieht Murdochs US-Blatt Wall Street | |
Journal (WSJ) Stellung im britischen Abhörskandal. [1][In einem | |
Meinungsartike]l schiebt das Blatt die Schuld Politkern, Konkurrenten und | |
der britischen Polizei zu und deutet deren Kritik an Murdochs News Corp. | |
gar als Angriff auf die Pressefreiheit. | |
Dass die Stellungnahme vornehmlich darauf gemünzt ist, Schaden vom eigenen | |
Unternehmen abzuwenden, wird schon am ersten Absatz deutlich: Kleinspurig | |
spricht das WSJ von Abhörvorgängen in der "britischen Ecke von News Corp.", | |
als hätte Murdochs britisches Imperium so gar nichts mit dem hauseigenen | |
US-Blatt zu tun. | |
Die Empörung von Politkern und Medien sei nichts als Ironie, behauptet das | |
WSJ weiter. Schließlich sei schon seit Jahrzehnten bekannt, dass der | |
Boulevard Exklusivmeldungen kaufe und im Dreck berühmter Persönlichkeiten | |
wühle. Hastig wird in einem Nebensatz nachgeschoben, dass die Aufregung | |
über das Bespitzeln von Privatpersonen hingegen durchaus verständlich sei. | |
## "Traue niemals einem Politiker" | |
Das eigentliche Aufreger-Thema sei jedoch, dass Scotland Yard es jahrelang | |
versäumt habe, in diesem Fall ausreichend zu ermitteln. "Das ist viel | |
beängstigender als das Hacking selbst", so die Zeitung. | |
"Traue niemals einem Politiker", das sei laut WSJ die wichtigste Lehre, die | |
aus den Vorfällen zu ziehen sei. Denn die letzten Tage hätten gezeigt, wie | |
wandlungsfähig Politiker seien. "Britische Politiker, die sich jetzt über | |
den Einfluss der Medien auf die Politik aufregen, sind dieselben | |
Staatsmänner, die diese vorher hofiert haben", schreibt das Blatt. | |
Auch die Eigenwerbung darf in den Ausführungen nicht zu kurz kommen: Die | |
hauseigene Berichterstattung sei robuster und die Wochenendausgabe | |
substantieller als der Rest. Zudem bezahle das WSJ nicht für Informationen, | |
wie es bei anderen US-Medien gang und gäbe sei. | |
19 Jul 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://online.wsj.com/article/SB10001424052702303661904576451812776293184.h… | |
## AUTOREN | |
Marcus Goossens | |
## TAGS | |
Zeitungssterben | |
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