# taz.de -- Kritik an Reform der Sicherungsverwahrung: Populisten gegen Karlsru… | |
> Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger wird wegen ihrer | |
> Reformvorschläge für die Sicherungsverwahrung angegriffen. Dabei setzt | |
> sie nur Karlsruher Vorgaben um. | |
Bild: Sicherungsverwahrung in Hamburg Fuhlsbüttel: Länderminister lehnen Leut… | |
FREIBURG taz | Die [1][Reform der Sicherungsverwahrung] gerät unter | |
populistischen Druck. Mehrere Unions- und SPD-Politiker machten jetzt gegen | |
die Pläne von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Front. | |
Indirekt greifen sie damit auch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts | |
vom Mai an, das die Ministerin umsetzt. | |
Karlsruhe hatte die Bestimmungen zur Sicherungsverwahrung [2][für | |
verfassungswidrig erklärt] und eine Neuregelung bis Mai 2013 gefordert. | |
Dabei soll deutlich werden, dass die Verwahrung nach der Strafhaft keine | |
Strafe mehr ist. Leutheusser-Schnarrenberger hat Anfang der Woche Eckpunkte | |
für die Reform vorgelegt. | |
"Die Bundesjustizministerin setzt die Sicherheit von Frauen und Kindern | |
aufs Spiel", kritisierte jetzt der Hamburger Innensenator Michael Neumann | |
(SPD) auf Anfrage der Bild-Zeitung. Er meinte damit Vollzugslockerungen für | |
Verwahrte, die auf die Entlassung vorbereiten sollen. | |
Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann (CDU) bemängelt, dass | |
Verwahrte auch dann freikommen sollen, wenn ihnen keine ausreichende | |
Therapie angeboten wird: "Es darf nicht sein, dass ein nach wie vor | |
gefährlicher Sexual- und Gewalt-Verbrecher nur deshalb in die Freiheit | |
entlassen werden könnte, weil sein Anwalt das Therapieangebot nicht für | |
ausreichend hält." Tatsächlich werden über die Fortdauer der Verwahrung | |
aber nicht Anwälte, sondern Gerichte entscheiden. | |
Am meisten Kritik erntet die Vorgabe, dass Sicherungsverwahrte gegenüber | |
normalen Haftgefangen bevorzugt werden müssen. "Wir brauchen kein | |
Wohlfühlprogramm für Vergewaltiger und Kinderschänder", sagte etwa Bayerns | |
Innenminister Joachim Hermann (CSU). Und Rainer Wendt von der Deutschen | |
Polizeigewerkschaft warnt vor Gefangenenrevolten: "Die schlimmsten | |
Verbrecher kriegen im Knast die beste Behandlung. Das werden sich andere | |
Häftlinge nicht gefallen lassen." | |
Die Ministerin reagierte am Freitag scharf auf die Angriffe: "Es ist | |
unverantwortlich, die Ängste der Bevölkerung zu schüren." Wenn es weiter | |
Sicherungsverwahrung geben soll, müssten die Vorgaben des | |
Verfassungsgerichts umgesetzt werden. Unterstützung bekam die Ministerin | |
unter anderem vom Justiziar der Linken, Wolfgang Neskovic. Er bezeichnete | |
die Kritiker als "Verfassungsfeinde, bestenfalls als | |
Verfassungsignoranten." Jerzy Montag von den Grünen lobte die Vorschläge | |
der Ministerin als "sachlichen Beitrag". | |
22 Jul 2011 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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