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# taz.de -- Neue Startbahn für Münchner Flughafen: Wutbürger im Erdinger Moos
> Die CSU plant den Ausbau des Münchner Flughafens und die Gegner
> demonstrieren vor der Parteizentrale. Doch für ein "München 21" wird es
> wohl nicht reichen.
Bild: Oben rechts: Die geplante Startbahn des Franz-Josef-Strauß-Airports.
MÜNCHEN taz | Von Stuttgart 21 und von Wutbürgern ist vor der Zentrale der
CSU in München allenthalben die Rede. Rund 300 Demonstranten sind nach
Schätzung der Veranstalter aus den betroffenen Gemeinden angereist, um
gegen den Bau einer dritten Start-und-Lande-Bahn am Münchner Flughafen zu
demonstrieren. Die Regierung von Oberbayern, die zu 51 Prozent an der
Flughafen München GmbH beteiligt ist, hatte zu Beginn der Woche die
Baugenehmigung für die dritte Startbahn erteilt.
Die Bewohner der betroffenen Landkreise fürchten nun eine zusätzliche
Belastung durch Lärm und Luftverschmutzung und die Zerstörung der
Landschaft. Mit Trommeln und Trillerpfeifen machten sie ihrem Ärger über
die "Basta-Politik der bayerischen Staatsregierung" am Freitag Luft. Der
Protest gegen den Durchgangsbahnhof in Stuttgart, der die schwarz-gelbe
Regierung in Baden-Württemberg zu Fall brachte, ist das Vorbild.
"Wir sind wütend und stocknarrisch auf diese Staatsregierung", sagt Hartmut
Binner, Sprecher des Aktionsbündnisses AufgeMUCkt, das zu der Demonstration
aufgerufen hatte. "Nachdem Stuttgart 21 passiert ist, zittern auch in
Bayern die Politiker", sagt er, während die Demonstranten "Lügenpack" und
"Abwählen" skandieren. Als sich CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt auf
die Straße wagt, wird er mit Eiern und Tomaten beworfen. Sprechen darf er
nicht. "Der Dialog ist von unserer Seite aus beendet", sagt Bündnissprecher
Binner.
## Seehofers absurdes Angebot
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte nach Bekanntgabe der
Entscheidung Gesprächsbereitschaft signalisiert. Gleichzeitig betonte er,
dass an der Grundsatzentscheidung, die Start-und-Lande-Bahn zu bauen, nicht
zu rütteln sei. Die Demonstranten betrachten Seehofers Angebot deshalb als
absurd. Sie wollen gegen den Beschluss klagen und die angestrebten
Gerichtsverfahren mit lautstarken Protesten begleiten.
Das Projekt sei für die wirtschaftliche Entwicklung der Region und ganz
Bayerns von großer Bedeutung, sagte Ministerpräsident Seehofer nach der
Kabinettssitzung der bayerischen Staatsregierung am Mittwoch. Doch selbst
innerhalb der CSU regt sich Widerstand gegen die Entscheidung. Mehrere
CSU-Räte stimmten im Bezirkstag gegen den Bau. Und der CSU-geführte
Stadtrat von Freising - einer der betroffenen Gemeinden - beschloss
einstimmig, Klagen gegen die dritte Startbahn finanziell zu unterstützen.
Für ein München 21 reicht es dennoch nicht. Das wissen auch die
Demonstranten.
"Ein direkter Vergleich wäre zulässig, wenn die Startbahn in der Münchner
Innenstadt gebaut würde und morgen die Bagger losrollen", sagt
Bündnissprecher Binner. Doch beides ist nicht der Fall. Die betroffenen
Landkreise liegen rund 40 Kilometer nördlich von München im sogenannten
Erdinger Moos und damit weit weg von den Interessen der Städter. "Die sehen
wahrscheinlich eher die Vorteile eines großen Flughafens", mutmaßt eine
Demonstrantin. "Bevor der Flughafen bei uns gebaut wurde, haben die meisten
Münchner doch noch nie vom Erdinger Moos gehört."
29 Jul 2011
## AUTOREN
Marlene Halser
## TAGS
Schwerpunkt Stuttgart 21
Schwerpunkt Stuttgart 21
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
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