| # taz.de -- Europas neue Nummer 3: Aufsteiger Bundesliga | |
| > Die Bundesliga wird als "Premiumprodukt" gehandelt. Das ist gar nicht so | |
| > falsch. Eine halbe Millionen Dauerkarten wurden verkauft, die Liga ist | |
| > spannender als andere. | |
| Bild: Die Stadien sind voll – und jeder kann in Deutschland Meister werden: D… | |
| BERLIN taz | Der Beginn der Bundesliga schien einer ausgeklügelten | |
| Dramaturgie zu folgen. Die Fußballfrauen haben die Spannung am Sport hoch | |
| gehalten. Und dann wurde die Dosis für die Freunde des Männerfußballs | |
| langsam erhöht. Zuerst begann die zweite Liga, dann die dritte und am | |
| Freitag beginnt Liga Nummer eins, "das Premiumprodukt", wie es jetzt | |
| allerorten heißt. | |
| Glaubt man den Marktschreiern, dann rütteln Millionen an den Toren der | |
| Stadien, um endlich wieder Topfußball zu sehen. Mit zitternder Hand greifen | |
| sie zur Fernbedienung, um ihre Helden im BVB- oder Bayerntrikot live zu | |
| erleben. Das Methadonprogramm ist zu Ende, jetzt wird wieder harter Stoff | |
| konsumiert. | |
| Man muss sagen: Der Spannungsaufbau hat – wie jedes Jahr – gut | |
| funktioniert. Ist ja auch ganz leicht. Wenn der Fußball erst einmal rollt, | |
| kommt der Fan. Ja, er rennt den Vereinen förmlich die Bude ein. Mehr als | |
| 480.000 Dauerkarten wurden im Vorfeld dieser Saison verkauft. | |
| Meister Dortmund ist ganz vorn dabei. Dort stoppte man erst beim Rekord von | |
| 53.000 Saison-Abos den Dauerkartenverkauf. Auf Schalke (44.000) und beim FC | |
| Bayern (38.000) ist man auch sehr zufrieden. | |
| Die Deutsche Fußball-Liga geht davon aus, dass heuer mehr als jene 12,9 | |
| Millionen Fans in die Arenen kommen, die in der vergangenen Spielzeit ein | |
| Ticket gekauft haben. Borussia Dortmund kalkuliert je Heimspiel mit 78.000 | |
| Besuchern. Hätten sie eine Arena für 100.000 Zuschauer, dann würden sie | |
| diese wohl auch vollkriegen. | |
| Auch die Fleischtöpfe für die Erfolgreichen sind so gut gefüllt wie selten. | |
| Denn ab 2012/2013 stellt die Bundesliga dank Rang drei der | |
| Uefa-Fünfjahreswertung wieder drei Fixstarter für die Champions League. Der | |
| Meister, der Zweite und der Dritte qualifizieren sich direkt, der Vierte | |
| darf noch in die Qualifikationsrunde. | |
| Das bringt Geld. Und Ansehen. Die Bundesliga hat im europäischen Wettrennen | |
| Italien überholt, liegt jetzt nur noch hinter Spanien und England. Aber | |
| weil dort oftmals unseriös gearbeitet wird oder Investoren Vereine komplett | |
| übernehmen können, gibt es nicht wenige Bundesliga-Manager, die ihre Liga | |
| als heimliche Nummer eins auf dem Kontinent sehen. | |
| Es zirkulieren zwar nicht so viele Millionen wie in England oder Spanien, | |
| aber gleichzeitig ist der Verschuldungsgrad auch niedriger als in diesen | |
| Ligen. Ferner sind in der Bundesliga vielerlei Überraschungen möglich. | |
| Hannover kann nach vorn schießen, Mainz zwischenzeitlich auf Platz eins | |
| liegen und ein junges Dortmunder Team Meister werden. | |
| In England machen seit Jahren Arsenal, Chelsea und Manchester United den | |
| Titel unter sich aus; die Phalanx dieses Trios wurde letztmals 1995 von den | |
| Blackburn Rovers durchbrochen. In Spanien ist (fast) nur von Interesse, ob | |
| der FC Barcelona oder Real Madrid Meister wird; nur 2004 konnte der FC | |
| Valencia die großen zwei ein bisschen ärgern. Richtig spannend ist das | |
| nicht. | |
| So gesehen hat die Bundesliga derzeit mehrere Wettbewerbsvorteile im | |
| Konkurrenzkampf um die Gunst der Fans, der deutschen wie ausländischen. Um | |
| aber Nummer eins in Europa zu werden, bräuchte die Bundesliga Hilfe von der | |
| Uefa. Sie müsste Schuldenmacher strenger bestrafen. | |
| Die 700 Profimannschaften in Europa haben 19 Milliarden Euro Schulden. Die | |
| Bundesliga-Vereine haben 2008 immerhin ein Plus von 11 Millionen Euro | |
| erwirtschaftet, 2009 steht ein Minus von 100 Millionen zu Buche. Ab dieser | |
| Saison dürfen die Vereine nicht mehr ausgeben, als sie einnehmen – sagt die | |
| Uefa. Das ist ein hehres Ziel. Aber Schlupflöcher, diese Regel zu umgehen, | |
| werden sich wohl bald gefunden haben. | |
| 5 Aug 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Markus Völker | |
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