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# taz.de -- US-Präsidentschaftsanwärter Rick Perry: Der bullige Macher
> Rick Perry bewirbt sich um die Präsidentschaftskandidatur der
> Republikaner. Er ist bereits in Kampfeslaune. Als Gouverneur von Texas
> hält er den Rekord an Hinrichtungen.
Bild: Liebt nur Jesus mehr als die USA: Rick Perry.
WASHINGTON taz | Das letzte Mal, als ein texanischer Gouverneur Präsident
der USA wurde, begann er seine Kriege erst, nachdem er bereits im Weißen
Haus war. Der Nachfolger von George W. Bush hingegen, der jetzt von Austin
nach Washington strebt, beginnt die Feindseligkeiten bereits in den ersten
Tagen seiner Kampagne.
Im konkreten Fall richten sie sich gegen Zentralankchef Ben Bernanke. Der
texanische [1][Präsidentschaftskandidat Rick Perry] wirft dem Banker
"Hochverrat" vor. Und droht, wenn Bernanke weiterhin Geld drucke, könnte er
in Texas "übel zugerichtet" werden.
Der 61jährige Perry ist ein bulliger Typ. Seine Kampagne als vorerst
letzter republikanischer Präsidentschaftskandidat hat er mit lautem Getöse
begonnen. Anfang August rief er 30.000 fundamentalistische Christen zum
"Gebet für Amerika" in ein Fußballstadion in Houston. Zu den Organisatoren
der Massenveranstaltung gehörte unter anderem die – sowohl homophobe als
auch islamophobe – "American Family Association", und die umstrittene
evangelikale Kirche "International House of Prayer" aus Kansas. "Das
einzige, was wir mehr lieben als dieses Land ist der lebende Christus", gab
der Vorbeter Perry am Mikrofon von sich.
Eine Woche später, am vergangenen Samstag, verlegte Perry seine Kampagne
von der Kanzel in die politische Arena. Seither betreibt er einen
aggressiven Wahlkampf. Er macht Barack Obama ganz allein für
Arbeitslosigkeit und Rezession verantwortlich. Er bestreitet, dass es eine
Klimaveränderung gibt. Und er wettert gegen "die Regierung" und gegen
"Washington", wo sein nächstes Karriereziel liegt.
US-amerikanische Journalisten behandeln Perry, als wäre er bereits der
offizielle Kandidat seiner Partei. Und der wichtigste Gegenspieler von
Obama. Dabei hat ihm die republikanische Parteibasis beim
Straw-Poll-Treffen in Iowa am vergangenen Samstag – der ersten
parteiinternen Trend-Umfrage des langen Wahlkampfes – nur 3,6 Prozent der
Stimmen gegeben: den sechsten Platz. Weit abgeschlagen hinter der
Tea-Party-Frau Michele Bachmann und dem zweiten republikanischen Kandidaten
aus Texas, dem rechten Libertären und Kriegsgegner, Ron Paul. Letzteren
erwähnen die meisten US-Medien fast nur, um ihn als indiskutabel zu
bezeichnen und lächerlich zumachen.
## Rekord in Hinrichtungen
Perry war am Anfang seines Berufslebens Air-Force-Pilot. Anschliessend
kehrte er auf den elterlichen Bauernhof zurück. Und stieg dann in die
Politik ein – zunächst als Demokrat. 1989 konvertierte er zum Republikaner
und legte den Grundstein für seine texanische Karriere. George W. Bush
machte ihn 1989 zu seinem Vize-Gouverneur in Texas. Nach Bushs Wechsel ins
Weiße Haus wurde Perry sein Nachfolger.
Seither ist er dort drei Mal wieder gewählt worden. Während seiner Amtszeit
sind in Texas mehr Menschen hingerichtet worden, als unter jedem anderen
Gouverneur der USA. Er hat in Texas das Recht auf Schwangerschaftsabbruch
eingeschränkt und die gleichgeschlechtliche Ehe verhindert. Allerdings
erklärte er kürzlich in einem Radio-Interview, er fände es "okay", dass New
York die Homo-Ehe legalisiert habe.
Perry gibt sich als Macher. Behauptet, dass er wisse, wie Jobs zu schaffen
und die Wirtschaft zu repapieren sei. Tatsächlich hat er Texas zu einem
Eldorado für Unternehmen gemacht, die Steuern und Umweltregeln aus dem Weg
gehen und lediglich Niedriglöhne zahlen wollen. Mit seinen texanischen
Dumpingkonditionen hat er bei Unternehmen in anderen US-Bundesstaaten wie
Kalifornien für die Umsiedlung an den Standort Texas geworben.
Tatsächlich sind in Texas mehr neue Jobs entstanden, als in jedem anderen
Bundesstaat. Insbesondere in der texanischen Rüstungsindustrie und in der
Mineralölbranche, die beide besonders stark von der Bush-Präsidentschaft
profitiert haben. Es steht im krassen Widerspruch zu Perrys gegenwärtiger
Anti-Washington-Rethorik, dass er selbst jede Menge Bundesgelder für Texas
kassiert hat. Allein im Jahr 2003 holte Perry mit Lobbying in Washington
1,2 Milliarden Dollar aus dem Bundeshaushalt nach Texas.
Wenig überraschend zeigt sich die Mineralölbranche besonders interessiert
an dem Kandidaten Perry. Bei seinen vergangenen Wahlkämpfen in Texas waren
Öl- und Gaskonzerne seine stärksten Sponsoren. Bislang spendeten sie ihm
mehr als 11 Millionen Dollar.
19 Aug 2011
## LINKS
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## AUTOREN
Dorothea Hahn
## TAGS
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
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