# taz.de -- Attentäter von Oslo: Breivik bleibt in Isolationshaft | |
> Weitere vier Wochen bleibt der Attentäter von Oslo isoliert und ohne | |
> Zugang zu Internet oder Fernsehen. Die Angehörigen der Opfer gedenken der | |
> Toten auf der Insel Utøya. | |
Bild: Angehörige der Opfer von Utøya setzen auf die Insel über. | |
OSLO dapd | Ein norwegisches Gericht hat die Isolationshaft des geständigen | |
Attentäters Anders Behring Breivik um weitere vier Wochen verlängert. Es | |
werde befürchtet, dass Breivik Beweismaterial verfälschen und mögliche | |
Komplizen kontaktieren könnte, erklärte das Gericht zur Begründung. | |
Breiviks Anwalt Geir Lippestad hatte angekündigt, sein Mandat werde um ein | |
Ende der Einzelhaft bitten. | |
Breivik kam unter schwerem Polizeischutz zu der Anhörung in einem Gericht | |
der norwegischen Hauptstadt; die Öffentlichkeit war ausgeschlossen. Sein | |
Antrag, bei der Verhandlung einen schwarzen Smoking tragen zu dürfen, war | |
zuvor abgelehnt worden. Ein solcher Auftritt sei "unnötig verstörend und | |
provokativ", hieß es in der Begründung. | |
"Er will seine Erfahrungen mit der Isolation beschreiben", sagte Lippestadt | |
der norwegischen Rundfunkanstalt NRK bei seiner Ankunft vor dem | |
Gerichtsgebäude. Bei einer ersten Anhörung am 25. Juli hatte das Gericht | |
entschieden, Breivik könne zunächst für acht Wochen festgehalten werden. | |
Für vier Wochen wurde eine Isolationshaft ohne Zugang zu Fernsehen, | |
Zeitungen und Internet genehmigt. Die Polizei hatte eine Verlängerung um | |
weitere vier Wochen beantragt. | |
Breivik hat die Tötung von 77 Menschen bei dem Doppelanschlag in Oslo und | |
auf der Insel Utøya am 22. Juli eingeräumt. Der 32-jährige Rechtsextremist | |
hält sich jedoch im juristischen Sinne für unschuldig, da er mit dem | |
Anschlag Norwegen und Europa retten wollte. Er habe eine kulturelle | |
Revolution auslösen und Europa vom Islam befreien wollen, hatte Breivik in | |
einer Vernehmung gesagt. | |
## Mit dem Militärschiff nach Utøya | |
Vier Wochen nach den Anschlägen in Norwegen dürfen die Familien der Opfer | |
auf der Insel Utøya der Toten gedenken. Am Freitagmittag trafen die ersten | |
trauernden Familien auf der Insel ein, auf der der rechtsradikale | |
Attentäter Anders Behring Breivik am 22. Juli 69 Menschen getötet hatte. | |
Von den 69 direkt betroffenen Familien wollten 50 den Ort des Massakers | |
besuchen. | |
Die Trauernden wurden auf einer Fähre und mit einem Militärschiff auf die | |
Insel gebracht. Mediziner, Polizisten und freiwillige Helfer vom Roten | |
Kreuz standen den Familien zur Seite. Polizisten sollten erklären und | |
zeigen, wo auf der Insel die Toten gefunden wurden. | |
Der Besuch soll den Familien helfen, den Verlust besser zu verarbeiten. | |
"Ich glaube, dass der Besuch (den Trauernden) viel bedeutet. Sie können | |
sehen, wo ihre Angehörigen ihre letzten Tage verbracht haben und wo sie | |
gefunden wurden", sagte Gesundheitsministerin Anne-Grete Strøm-Erichsen dem | |
Fernsehsender NRK. | |
19 Aug 2011 | |
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