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# taz.de -- Leichtathletik-WM in Südkorea: Sportler auf Papp-Pyramiden
> Kaum jemand interessiert sich in Südkorea für Leichtathletik. Das
> WM-Stadion in Daegu dürfte dennoch voll werden – fast alle Karten sind
> verkauft.
Bild: Justin Gatlin, Olympiasieger im 100-Meter-Sprint (2004), wird auch dabei …
DAEGU taz | In Daegu muss niemand, der nicht weiterweiß, lange hilflos in
der Gegend herumstehen. Die Menschen in dieser sehr grünen, sehr feuchten
2,5-Millionen-Einwohner-Stadt im Südosten Südkoreas sind freundlich,
kontaktfreudig, interessiert. Sie helfen gern, Fremden besonders.
Mit der Leichtathletik können Südkoreaner eher nichts anfangen. Baseball
und Fußball, das sind ihre Sportarten. Olympische Winterspiele 2018, das
ist ihre Veranstaltung. Darum haben sie in drei Anläufen gekämpft. Und als
die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) im Juli
entschieden, dass die Spiele nun doch noch nach Pyeongchang und nicht nach
München gehen, war das Anlass genug für ausgelassene Feste im ganzen Land.
"Die Leichtathletik-WM wird nur hier in Daegu ein bisschen wahrgenommen",
sagt eine junge Frau, die als WM-Volounteer unermüdlich den Gästen den Weg
weist. Trotzdem müssen die knapp 2.000 Athleten aus 202 Ländern nicht
fürchten, sich ab Samstag neun Tage lang vor magerer Kulisse um
Weltmeisterehren zu mühen. 94 Prozent der Tickets seien verkauft, sagt der
Leichtathletik-Weltverband IAAF. Die Südkoreaner werden gucken kommen, auch
wenn dieser Sport sie nicht von den Sitzen reißt. Das gebietet allein schon
ihre Gastfreundschaft.
Damit sie wissen, wen es anzufeuern gilt, haben die Organisatoren in der
Innenstadt einen Informationsstand aufgebaut. Er steht in Daegus hipper
Einkaufsstraße Dongseong-ro. Markenlabels haben hier Geschäfte. Aus jedem
Laden dröhnt laute Musik. In den Seitenstraßen verbringen Scharen junger
Leute ihre Mittagspause in einem der vielen Restaurants. Mancher hält kurz
an und bleibt am WM-Stand stehen. Viele sind es nicht.
Auf großen Papppyramiden wird hier auf jeder Seite ein Athlet vorgestellt.
Eine Pyramide ist für die Stars reserviert: Usain Bolt (Jamaika), Jelena
Isinbajewa (Russland), Liu Xiang (China). Zwei weitere für die "aufgehenden
Sterne" Koreas. Darunter in den Disziplinen der internationalen Helden der
100-Meter-Läufer Kim Kuk-Young, der im letzten Jahr den 31 Jahre alten
nationalen Rekord auf 10,23 Sekunden verbesserte. Der Hürdensprinter Park
Tae-Kyong (Bestzeit: 13,48 Sekunden). Und die Stabhochspringerin Choi
Yun-Hee (4,40 Meter). Mit den Top-Stars werden die südkoreanischen Athleten
nicht mithalten können. Aber vielleicht kennen ihre Landsleute nach der WM
ihre Namen. Bislang täten sie das nämlich in aller Regel nicht, erklärt die
freundliche WM-Volontärin.
Gut haben sollen es die Athleten in Südkorea, auch das gebietet die
Gastfreundschaft. Im schmucken, für die Fußball-WM 2002 erbauten Stadion
wurden die Laufbahnen mit dem allerneuesten Hightech-Belag ausgestattet. Am
Geumhogang, einem der beiden Flüsse Daegus, wurden für Athleten und
Journalisten moderne Appartementhäuser hochgezogen. Den Sportlern stehen
eine Leichtathletik-Anlage für ihre finalen Trainingseinheiten zur
Verfügung und Fahrräder, um die Gegend zu erkunden. Nur der immer wieder
einsetzende Regen und die hohe Luftfeuchtigkeit stören die angenehme
Atmosphäre ein wenig.
Die deutschen Athleten befinden sich zur Akklimatisierung auf der Insel
Jeju und kommen immer erst zwei Tage vor ihrem Wettkampf nach Daegu. Die
ersten 13 sind am Mittwoch ins Athletendorf eingezogen. Clemens Prokop, der
Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, hofft auf ein ähnlich
gutes Ergebnis wie bei der WM 2009 in Berlin. Dort gewannen die deutschen
Leichtathleten neun Medaillen.
24 Aug 2011
## AUTOREN
Susanne Rohlfing
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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