# taz.de -- Klausurtagung der FDP-Bundestagsfraktion: Das Ende der Diskussion | |
> Die FDP will nichts davon wissen, dass der Stuhl von Westerwelle wackelt. | |
> Vor der Klausurtagung der Bundestagsfraktion erklärt Parteichef Rösler | |
> die Debatte für beendet. | |
Bild: Westerwelle bekommt erneut Rückendeckung von der FDP-Spitze. | |
BERGISCH GLADBACH taz | Philipp Rösler ist kurz angebunden. Keine fünf | |
Minuten dauert sein Statement am Dienstagnachmittag im Hof des malerischen | |
Schloss Bensberg in Bergisch Gladbach. Von der Ablehnung von Eurobonds bis | |
zur Forderung nach einer Schuldenbremse in den nationalen Verfassungen: Der | |
FDP-Vorsitzende diktiert den wartenden Journalisten die altbekannte Haltung | |
der Freidemokraten zur Europapolitik in die Blöcke. | |
Zum Schluss sagt Rösler doch noch ein paar Sätze zur "außenpolitischen | |
Debatte", wie er es nennt. Doch die sind dürr. Nachfragen sind keine | |
zugelassen. Die FDP hat kein Interesse daran, dass weiter über die | |
[1][Zukunft von Guido Westerwelle] spekuliert wird. Auf der Sitzung des | |
Vorstandes der FDP-Bundestagsfraktion habe das Thema habe "keine Rolle | |
gespielt", sagt Rösler. Es gebe auch "überhaupt keine Notwendigkeit", sich | |
damit zu beschäftigen. | |
Ohne den Namen Westerwelle in den Mund zu nehmen, teilt er mit, die | |
Führungscrew der Freidemokraten in Partei, Fraktion und Regierung werde | |
weiter "in der jetzigen Konstellation" zusammenarbeiten. Und das werde auch | |
in Zukunft so bleiben. "Ich halte deshalb die Diskussion für beendet", sagt | |
Rösler - und verschwindet wieder hinter den hohen Mauern des Schlosses. | |
## Keine Vertrauensfrage | |
Die FDP scharrt sich um [2][Westerwelle]. Zu Beginn der dreitägigen | |
Herbstklausur ihrer Bundestagsfraktion stärkt die Partei ihrem | |
angeschlagenen Außenminister, der am Mittag in Bensberg eintraf, | |
demonstrativ den Rücken. Der große Showdown in dem ehemaligen fürstlichen | |
Jagdschloss hoch über der Bucht von Köln fällt aus. Berichte, Westerwelle | |
wolle auf der Tagung die [3][Vertrauensfrage] stellen, werden heftig | |
dementiert. "Es gibt keine Absicht, die Vertrauensfrage zu stellen, weil | |
der Außenminister davon ausgeht, dass er das Vertrauen der Fraktion hat, | |
erst recht in der Frage der Libyen-Politik", hieß es aus dem Umfeld | |
Westerwelles. | |
Der Ex-FDP-Chef selbst äußert sich derzeit nicht. Als die Kamerateams durch | |
den Sitzungssaal geführt werden, übt sich Westerwelle stattdessen | |
demonstrativ in guter Laune. Sein gnadenloses Grinsen wirkt maskenhaft. | |
Rechts und links neben ihn sitzen mit ernster Miene Wolfgang Gerhard und | |
Hermann-Otto Solms. Die beiden liberalen Altvorderen schauen bemüht in die | |
vor ihnen liegenden Papiere. | |
Zuvor hatten bereits führende Freidemokraten demonstrativ Partei für ihn | |
ergriffen. Westerwelle sei "kein Außenminister auf Abruf", betonte der | |
schleswig-holsteinische FDP-Landesvorsitzende Jürgen Koppelin. Man müsse | |
ihn "nicht mögen als Person, aber ich finde, seine politische Arbeit ist | |
gut gewesen", sagte Koppelin im Deutschlandfunk. Er habe jedenfalls nichts | |
auszusetzen an der Art und Weise, wie sich Westerwelle nach dem Einmarsch | |
der Rebellen in Tripolis geäußert hat. Es sei eine "merkwürdige | |
Diskussion", dass plötzlich Kriegseinsätze belobigt werden sollen. | |
Die Rücktrittsforderungen von SPD und Grünen bezeichnete der | |
nordrhein-westfälische FDP-Vorsitzende und Bundesgesundheitsminister Daniel | |
Bahr als "parteitaktische Phantomdebatte". "Er bleibt Außenminister", sagte | |
Bahr der Westdeutschen Zeitung. "Die Mehrheit der Bevölkerung hat genau wie | |
Guido Westerwelle eine militärische Beteiligung in Libyen abgelehnt." | |
Militärische Zurückhaltung würde Deutschland guttun. | |
Auslöser der aktuellen Turbulenzen ist Westerwelles zögerliches Lob für des | |
Nato-Einsatzes gegen das Regime des gestürzten libyschen Machthabers | |
Muammar al-Gaddafi. Statt der Luftschläge, an denen sich Berlin nicht | |
beteiligte, hatte Westerwelle zunächst die deutsche Sanktionspolitik als | |
Grund für Gaddafis Sturz positiv hervorgehoben. Nach massivem | |
innerparteilichen Druck sah er sich schließlich zu einer Kurkorrektur | |
gezwungen und zollte am Wochenende dem militärischen Einsatz der Nato doch | |
noch ausdrücklich seinen "Respekt". | |
30 Aug 2011 | |
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## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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