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# taz.de -- Griechische Schuldenkrise: Eigentum abkassiert
> Im Kampf gegen die Schulden verhängt der griechische Premier eine neue
> Immobiliensteuer. Davon verspricht sich die Regierung sofortige Einnahmen
> von zwei Milliarden Euro.
Bild: Die Ankündigung der Kopfsteuer wird die aggressiven Demonstranten nicht …
ATHEN taz | Er werde einen "Titanenkampf" gegen einen möglichen Bankrott
seines Landes führen, erklärte der griechische Ministerpräsident Giorgos
Papandreou zu Beginn der Internationalen Messe von Thessaloniki am Samstag.
Es handle sich um eine historische Herausforderung und jede
Unentschlossenheit hätte fatale Folgen.
Was diese Botschaft konkret bedeutet, erfuhren die Griechen gleich am
Sonntagnachmittag, als Finanzminister Evangelos Venizelos nach einer
fünfstündigen Sondersitzung der Regierung in Thessaloniki eine neue
Immobiliensteuer ankündigte: Alle Wohnungseigentümer werden zum
wiederholten Mal zur Kasse gebeten und sollen 0,50 bis 10 Euro pro
Quadratmeter entrichten, je nach Lage und Zustand ihrer Wohnung. Davon
verspricht sich die Regierung sofortige Einnahmen in Höhe von 2 Milliarden
Euro - also genau den Fehlbetrag im laufenden Haushalt.
Venizelos gab zu, dass seine Finanzbehörden gar nicht in der Lage sind,
bereits verhängte Immobiliensteuern für 2010 in vollem Umfang
einzukassieren. Die Schuld für die heutige Schieflage gab er jedoch lieber
"einigen Ländern, die in der Eurozone eine wichtige Rolle spielen", sowie
Spekulanten und nicht zuletzt ausländischen Medien, die Gerüchte über einen
Bankrott Griechenlands verbreiten würden.
Das Gefühl vieler Griechen, vom Staat ungerecht behandelt zu werden, dürfte
mit der neuen Steuer weiter steigen. Aus Angst vor einer heftigen Reaktion
leben schon heute viele Politiker im Dauerausnahmezustand, und das konnte
man an diesem Wochenende in Thessaloniki genau beobachten: 10.000
Polizisten wurden zusammengezogen, um das Messegelände abzuriegeln.
Demonstranten zogen durch die Innenstadt, Vermummte lieferten sich
gelegentlich Straßenschlachten mit der Polizei.
"Papandreou nimmt 10.000 Polizisten mit nach Thessaloniki, weil er endlich
mal vor einem großen Publikum reden möchte", witzelte die renommierte
Athener Zeitung Eleftherotypia. Das einstige Flaggschiff des griechischen
Journalismus ist allerdings selbst zum Opfer der Wirtschaftskrise geworden,
denn, so berichten Insider, die Redakteure warten seit nunmehr zweieinhalb
Monate auf ihr Gehalt.
11 Sep 2011
## AUTOREN
Jannis Papadimitriou
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