# taz.de -- Skeptische Solidarität in Ramallah: "Mit Seele und Blut für dich,… | |
> Die Fatah demonstriert im Westjordanland Solidarität mit PLO-Chef Abbas, | |
> der die Uno-Mitgliedschaft beantragen wird. Es gibt aber auch skeptische | |
> Stimmen in Palästina. | |
Bild: 21.09.2011: Unterstützung für Abbas' UN-Antrag in Ramallah. | |
RAMALLAH taz | Etwas skeptisch sieht der legendäre PLO-Chef Jassir Arafat | |
auf seinen Nachfolger Mahmud Abbas herunter. Ob das so richtig ist, wie der | |
Palästinenserpräsident das macht, scheint sich Arafat auf dem riesigen | |
Plakat im Zentrum Ramallahs zu fragen. Zu seinen Füßen versammelten sich am | |
Mittwoch einige tausend Anhänger der Fatah, um Abbas ihre Solidarität | |
auszudrücken, wenn er am Freitag UN-Generalsekretär Ban Ki Moon den Antrag | |
auf volle UNO-Mitgliedschaft für Palästina überreicht. | |
"Das Volk braucht die Freiheit", riefen die von Trommeln begleiteten | |
Sprechchöre und: "Mit Seele und Blut für dich, Palästina." Der | |
Demonstrationszug kam von der Mukata, dem Präsidentensitz, wo auch das | |
Mausoleum Arafats ist. In geordneten Reihen bewegten sich die überwiegend | |
jungen Demonstranten mit der palästinensischen Flagge und gedruckten | |
Spruchbändern, die ein Ende der Besatzung, "Freiheit" und einen "Staat" | |
forderten, ganz unaufgeregt durch die Stadt. | |
Zu Auseinandersetzungen kam es nur am Grenzkontrollpunkt Kalandia. Ein paar | |
Dutzend halbwüchsige Palästinenser wagten sich bis auf einige Meter an die | |
Trennanlagen vor und warfen Steine. Die Soldaten reagierten mit Tränengas | |
und schrillen Sirenen, um sie zurückzutreiben. Um Reibungen zwischen | |
Israelis und Palästinensern zu vermeiden, finden die offiziellen Proteste | |
fernab von militärischen Kontrollpunkten und Siedlungen statt. | |
"Wir brauchen unseren Staat", sagt die 29-jährige Asna Auwwad. Sie versteht | |
nicht, warum die USA dem Wunsch der Palästinenser nicht nachkommen. "Obama | |
darf kein Veto gegen die Aufnahme Palästinas in die Vereinten Nationen | |
einlegen." Die amerikanischen Dollar, die in die Region fließen würden, | |
wollten die Palästinenser nicht, sagt sie. " Wir wollen unsere Freiheit." | |
## Staat Nr. 194 | |
Quer über dem Jassir-Arafat-Platz hängen Palästina-Fähnchen, Plakate mit | |
dem Schriftzug "Palästina in die UN", "Staat Nr. 194" und Bilder von Mahmud | |
Abbas. Hunderte Plastikstühle wurden über Nacht vor einer provisorischen | |
Bühne aufgestellt. Eine junge Frau, Tochter eines Selbstmordattentäters, | |
spricht zunächst von "Solidarität für Abbas" und ruft dann unter dem Jubel | |
der Menge zum "palästinensischen Kampf" auf. | |
Wenn Abbas in New York scheitern sollte, dann habe auch der Osloer | |
Friedensprozess seine Gültigkeit verloren, warnt ein anderer Redner. Hier | |
hat der Palästinenserpräsident die Sympathien hinter sich, wobei eine | |
Gruppe von Abiturienten, die nur aus Neugierde gekommen sind, auf Distanz | |
zum Plan der PLO geht. "Abbas sollte es nicht tun", sagt einer der jungen | |
Männer. "Wenn wir Palästina auf der Landkarte eintragen können, heißt das | |
noch lange nicht, dass wir unabhängig sind", murrt er. | |
Die 25-jährige Dunia Jarrar, Musiklehrerin am Konservatorium Al Kamandjati | |
sieht das ähnlich. Die Anerkennung Palästinas als Staat habe vorerst nur | |
eine symbolische Bedeutung, erklärt sie, denn auch nach der Staatsgründung, | |
"ändert sich nichts an unseren Problemen". Die Besatzung werde fortgesetzt, | |
die Teilung zwischen Hamas und Fatah deshalb nicht beigelegt, und die | |
israelischen Siedler blieben auch dort, wo sie sind. | |
Als über die Lautsprecher die ersten Töne der palästinensischen Hymne | |
angestimmt werden, legt sich eine Wehmut über die Menschen, die sich sehr | |
wohl im Klaren darüber zu sein scheinen, dass der Weg zum eigenen Staat | |
noch längst nicht zu Ende ist. Ernst schwenken die jungen Fatah-Aktivisten | |
ihre Fahnen hin und her. Von Euphorie ist in Ramallah keine Spur. | |
22 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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