# taz.de -- Palästina vor den Vereinten Nationen: Rauchbomben und Stinkwasser | |
> Beide Seiten wappnen sich für die Stunde X, wenn Abbas und Netanjahu vor | |
> der Uno sprechen. Erste Demonstrationen im Westjordanland bleiben ruhig. | |
Bild: Palästinensische Schülerinnen demonstrieren in Ramallah gegen den Auftr… | |
JERUSALEM taz | Wenn die bisherigen Demonstrationen Rückschlüsse auf Volkes | |
Stimmung zulassen, werden die israelischen und palästinensischen | |
Sicherheitsdienste in den kommenden Tagen nicht viel zu tun bekommen. | |
Die ersten Kundgebungen im Westjordanland anlässlich des PLO-Antrags vor | |
den Vereinten Nationen um Anerkennung des Staates Palästina als | |
Vollmitglied gingen am Mittwoch und Donnerstag friedlich über die Bühne. | |
Nur am Grenzkontrollpunkt Kalandia zwischen Ramallah und Jerusalem kam es | |
am Mittwoch zu Steinwürfen einiger Jugendlicher, die die israelischen | |
Soldaten mit Tränengas und schrillen Sirenen auseinandertrieben. | |
Ein "nicht da gewesenes Blutbad" prognostiziert Israels Außenminister | |
Avigdor Lieberman, auch innerhalb der Armee macht sich allgemeines | |
Unwohlsein breit. Dabei üben die israelischen Sicherheitstruppen seit gut | |
einem Jahr für den Ernstfall. Umgerechnet rund 25 Millionen Euro, so | |
berichtet Amos Harel, Militärreporter von Haaretz, steckte das | |
Verteidigungsministerium bisher in die Operation "Sraey Kaitz" (Samen des | |
Sommers). | |
Die Vorratskammern der Armee sind mit Tränengas, Stinkwasser, Knall- und | |
Rauchbomben gefüllt. Zentrales Ziel der Operation ist, die angekündigten | |
Märsche der Massen an den Grenzkontrollpunkten und Siedlungen aufzuhalten, | |
ohne dass Menschen getötet werden. | |
Erst nach Absprache mit der höchsten Kommandoebene darf geschossen werden, | |
und auch das zunächst nur mit gummiumhüllten Kugeln. Laut Agenturberichten | |
sollen Scharfschützen mit einem speziellen Zielfernrohr ausgerüstet werden, | |
um auch auf größere Distanz sicher die Beine zu treffen. Am Wochenende | |
mobilisierte die Armee die ersten Truppen. Mit dem "Befehl 8" werden | |
zunächst die Reservisten eingezogen, die unweit ihres Einsatzortes leben. | |
In diesem Fall sind es israelische Siedler, die sich ab sofort bereithalten | |
müssen. | |
## Sorge vor gewaltsamen Provokationen | |
Auch die palästinensische Polizei hat sich für mögliche Massenproteste | |
gerüstet. Nur zu gern kam Israel dem Wunsch nach, den Palästinensern | |
nichttödliche Mittel zur Auflösung von Demonstrationen zu verkaufen. Die | |
Rede von Abbas am Freitagabend dürfte einen ersten Höhepunkt bilden. | |
Überall in den palästinensischen Städten sollen Leinwände für die | |
Direktübertragung aufgestellt werden. Israels Regierungschef Benjamin | |
Netanjahu ist noch am selben Tag an der Reihe, vor der | |
UN-Generalversammlung zu reden. | |
Auf beiden Seiten gilt die Sorge gewaltsamen Provokationen, sei es durch | |
die Hand von Demonstranten, auf die die Soldaten zu nervös reagieren | |
könnten, oder auch auf Seiten der israelischen Siedler. Die Armee verteilte | |
in den Siedlungen Informationsbroschüren über mögliche Gefahren. Wie | |
Haaretz berichtete, soll die Armee zudem Lärmbomben und Tränengas zur | |
Selbstverteidigung an das Wachpersonal in den Siedlungen ausgegeben haben. | |
Um Blutvergießen zu vermeiden, werden die von der PLO und der Fatah | |
organisierten Proteste in den A-Zonen stattfinden, wo die palästinensischen | |
Sicherheitsdienste volle Souveränität innehaben. In Ramallah sind | |
Kundgebungen im Bereich des Präsidentensitzes geplant. Selbst wenn es dort | |
zu gewalttägigen Auseinandersetzungen kommen sollte, ist das Potenzial | |
einer Eskalation ungleich geringer, als wenn sich Palästinenser und Siedler | |
oder Soldaten gegenüberstehen. | |
22 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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