# taz.de -- Fortsetzung des Siedlungsbaus: Israel enttäuscht den Westen | |
> Die Baugenehmigung für 1100 neue Wohnungen in Ostjerusalem steht. Damit | |
> stößt Israel die Palästinenser und auch die Verbündeten im Westen vor den | |
> Kopf. | |
Bild: Baustellen halten die USA für "kontraproduktiv". | |
JERUSALEM/WASHINGTON afp/dpa | Mit deutlicher Kritik hat die internationale | |
Gemeinschaft auf den Beschluss Israels zum Bau hunderter Wohnungen in | |
Ost-Jerusalem reagiert. Diese Entscheidung sei "kontraproduktiv" für eine | |
Wiederaufnahme der Friedensgespräche mit den Palästinensern, sagte | |
US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland. Israel will in einer jüdischen | |
Siedlung im arabischen Ost-Teil Jerusalems 1100 neue Wohnungen bauen. | |
Das israelische Innenministerium gab ungeachtet der internationalen | |
Bemühungen um eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche grünes Licht für | |
den Bau der Wohnungen in der Siedlung Gilo. Der Bau jüdischer Siedlungen in | |
den von Israel besetzten Gebieten ist eines der größten Hindernisse für | |
Friedensverhandlungen. Während die Palästinenser einen Baustopp im | |
Westjordanland und in Ost-Jerusalem fordern, will Israel ohne | |
Vorbedingungen in neue Gespräche gehen. | |
Der palästinensische Unterhändler Sajeb Erakat warf Israel vor, mit "seinen | |
Siedlungs- und Besatzungsaktivitäten" die Grundlage für die | |
Zwei-Staaten-Lösung zu zerstören. Mit der Genehmigung der Wohnungen sage | |
Israel "1100 Mal Nein" zum Fahrplan des Nahost-Quartetts. | |
Das Nahost-Quartett aus USA, Russland, Vereinten Nationen und Europäischer | |
Union bemüht sich zurzeit intensiv, Israelis und Palästinenser wieder an | |
den Verhandlungstisch zu bekommen. Am Freitag erst hatte das Quartett einen | |
Fahrplan für neue Verhandlungen vorgeschlagen, nachdem die Palästinenser | |
bei der UN die Vollmitgliedschaft beantragt hatten. Der Fahrplan sieht vor, | |
dass Israel und die Palästinenser binnen eines Monats direkte Gespräche | |
aufnehmen. Nach drei Monaten sollen beide Seiten Vorschläge für den Verlauf | |
der Grenzen und Sicherheitsgarantien vorlegen. Und bis 2012 soll eine | |
endgültige Übereinkunft erzielt worden sein. | |
## Westerwelle in Sorge | |
Die USA zeigten sich nach eigenen Angaben "tief enttäuscht" von der | |
Ankündigung der israelischen Regierung zum weiteren Siedlungsbau. | |
US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland versicherte aber zugleich, | |
Washington lasse nicht nach in seinen Bemühungen um die Wiederaufnahme des | |
Dialogs zwischen Israel und den Palästinensern. | |
Besorgt reagierte auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle. "Die heutigen | |
Ankündigungen stehen nicht im Einklang mit dem Geist der Erklärung des | |
Nahost-Quartetts. Gerade in der gegenwärtigen Situation sollte nichts getan | |
werden, was die Wiederaufnahme von Verhandlungen behindern könnte", sagte | |
Westerwelle nach Angaben eines Sprechers. | |
Auch UN-Vizegeneralsekretär Lynn Pascoe äußerte sich vor dem | |
UN-Sicherheitsrat "besorgt" über den Ausbau der Siedlung. "Wir haben | |
wiederholt gesagt, dass der Siedlungsbau illegal ist und den | |
Verpflichtungen Israels gegenüber dem Fahrplan widerspricht", sagte Pascoe. | |
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sagte vor dem EU-Parlament, sie | |
"bedauere" die Entscheidung, da der Siedlungsbau die Zwei-Staaten-Lösung | |
gefährde. Der britische Außenminister William Hague erinnerte daran, dass | |
der Ausbau der jüdischen Siedlungen nach internationalem Recht illegal sei. | |
28 Sep 2011 | |
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