| # taz.de -- Dexia wird zerschlagen und teilverstaatlich: Teure Rettung mit Nebe… | |
| > Belgien, der Staat ohne Regierung, stützt die Großbank Dexia und bringt | |
| > sich selbst in Gefahr. Sollte Belgiens Bonität herabgesetzt werden, würde | |
| > das die Krise noch verschärfen. | |
| Bild: Die Großbank Dexia könnte noch sehr teuer werden. | |
| BRÜSSEL taz | Drei Jahre nach Beginn der Finanzkrise brechen in Europa | |
| schon wieder Banken unter der Last von faulen Anleihen und spekulativen | |
| Attacken zusammen. In der Nacht zum Montag traf es die | |
| belgisch-französische Großbank Dexia, die 2008 bereits einmal gestützt | |
| werden musste. Das Geldinstitut hatte zu viel in riskante Staatsanleihen | |
| etwa aus Griechenland investiert und war bedrohlich ins Taumeln geraten. | |
| Die Regierungen Belgiens, Frankreichs und Luxemburgs einigten sich in einer | |
| nächtlichen Krisensitzung darauf, Dexia zu zerschlagen und den belgischen | |
| Teil, für den 4 Milliarden Euro fällig werden, zu verstaatlichen. Zudem | |
| werden die drei Staaten gemeinsam 90 Milliarden Euro als Garantien für | |
| Risikopapiere bereitstellen, die in eine Bad Bank ausgelagert werden. | |
| Der "Rettung" war ein Run von Privatkunden vorausgegangen. Sie sollen in | |
| kürzester Zeit über 1 Milliarde Euro abgezogen haben. Der geschäftsführende | |
| belgische Premier Yves Leterme begründete die Stützungsaktion mit der | |
| Notwendigkeit, die Privatanleger zu beruhigen. Eine "belgische Lösung" sei | |
| auch nötig gewesen, um das Vertrauen der Märkte in das Land zu sichern. | |
| Ob das gelingt, ist jedoch zweifelhaft. Belgien ist seit mehr als einem | |
| Jahr ohne gewählte Regierung; zudem ist der Staat mit 97 Prozent des | |
| Bruttoinlandsprodukts verschuldet. Die hohe Verschuldung und die politische | |
| Dauerkrise haben die Ratingagenturen bereits misstrauisch gemacht. Durch | |
| die Übernahme von Dexia kommen nun noch höhere Belastungen auf den Staat | |
| zu, was zu einer Abwertung seiner Bonität führen könnte. | |
| Der belgische Finanzminister Didier Reynders versuchte gestern, die Sorgen | |
| zu zerstreuen. Trotz der Stützung von Dexia werde die Schuldenquote unter | |
| 100 Prozent bleiben. Nach dem Euro-Stabilitätspakt erlaubt sind allerdings | |
| nur 60 Prozent. In der Vergangenheit haben die Märkte auch schon Staaten | |
| wie Spanien attackiert, deren Verschuldung deutlich niedriger liegt. | |
| Sollte die Bonität Belgiens herabgestuft werden, so müsste der Staat höhere | |
| Zinsen für seine Schulden zahlen, was den Schuldendienst erschweren und die | |
| Krise verschärfen würde. | |
| Noch folgenreicher wäre eine Herabstufung Frankreichs: Sollte das Land | |
| seine Bestnote, das sogenannte Triple A, verlieren, würde sich dies nämlich | |
| auch auf den Eurorettungsschirm EFSF auswirken, den Frankreich gemeinsam | |
| mit Deutschland und anderen Eurostaaten finanziert. | |
| Die EU-Kommission bemühte sich gestern darum, die Lage zu um beruhigen. Die | |
| Restrukturierung von Dexia habe "stabilisierende Folgen" für die | |
| Bankengruppe und für das gesamte europäische Bankensystem, teilte | |
| Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia mit. Allerdings muss Almunia die Pläne | |
| noch prüfen und genehmigen. Dies kann Monate dauern und mit harten Auflagen | |
| verbunden sein. | |
| Kommissionspräsident José Manuel Barroso hatte sich bereits in der letzten | |
| Woche für die Stützung angeschlagener Banken ausgesprochen und ein eigenes | |
| Konzept angekündigt. Die Brüsseler Behörde will so verhindern, dass sich | |
| die Staatsschuldenkrise auf die Geldinstitute ausweitet und in einen neuen | |
| Crash wie bei der US-Großbank Lehman Brothers mündet. | |
| 10 Oct 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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