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# taz.de -- Euro-Schuldenkrise: Haarschnitt für Griechenland
> Bis zu 60 Prozent seiner Schulden könnten Griechenland erlassen werden.
> Angela Merkel und Nicolas Sarkozy einigten sich in Berlin zudem darauf,
> Banken weiterhin zu helfen.
Bild: An einem Sonntag im Bundeskanzleramt: Merkel und Sarkozy beraten die Euro…
BERLIN taz | Die Sorge vor einer neuen Bankenkrise wächst, auch bei den
Regierungen der Eurozone. Am Sonntag diskutierten Bundeskanzlerin Angela
Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy daher nicht nur über eine
weitergehende Teilentschuldung Griechenlands, sondern verständigten sich
auch darauf, das Nötige zu tun, um die Rekapitalisierung der Banken
sichzustellen.
Wie die Nachrichtenagentur dpa meldete, erwägt die Eurogruppe zudem einen
Schuldenschnitt von bis zu 60 Prozent für Griechenland. Im Rahmen des
zweiten Griechenland-Hilfspakets war nur von 21 Prozent die Rede gewesen,
auf die die Banken verzichten sollen. "Möglicherweise sind wir im Juli von
einem zu geringen Prozentsatz der Schuldenreduktion ausgegangen", erklärte
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Sonntag.
Für zahlreiche große Banken, die zuvor kräftig in Papiere überschuldeter
Eurostaaten investiert hatten, könnte es eng werden, wenn der Verzicht noch
höher ausfällt und wenn darüber hinaus auch die Anleihen weiterer
Eurostaaten an Wert verlieren. Am Freitag erst hatte die Ratingagentur
Fitch die Bonität Italiens und Spaniens gesenkt. Die Entscheidung darüber,
wie die großen Banken im Notfall mit frischem Kapital ausgestattet werden
können und ob die Hilfsgelder diesen womöglich gar aufgezwungen werden
müssen, soll auf dem EU-Gipfel am 17. und 18. Oktober in Brüssel fallen.
Für die letzten Bankenrettungen nach der Pleite der US-Investmentbank
Lehman Brothers vor drei Jahren hatten sich mehrere europäische
Regierungen, insbesondere die irische und die spanische, finanziell derart
verhoben, dass sie selbst im Schuldensumpf versanken. Eine neue
Rettungsrunde wurde nun gerade eingeläutet: Die belgisch-französische Bank
Dexia, die stark in Griechenland engagiert ist, muss gestützt werden. Das
nahm die Ratingagentur Moody's zum Anlass, die Herabstufung der
Kreditwürdigkeit Belgiens anzudrohen.
## Paris macht sich Sorgen
Jetzt macht sich die Regierung in Paris berechtigte Sorgen über die
französischen Banken, die besonders viele griechische Staatsanleihen in
ihren Büchern haben. Sarkozy lehnte deshalb den deutschen Vorschlag eines
weitergehenden Schuldenschnitts für Griechenland bislang ab. Vielmehr
setzte er sich dafür ein, dass der Rettungsschirm EFSF für angeschlagene
Staaten und Banken seine Mittel von derzeit 440 Milliarden Euro noch durch
Kreditaufnahme aufstocken kann.
Das wiederum hatte Merkel abgelehnt. Ihr zufolge sollen sich die Banken
neues Kapital erst mal von ihren Anteilseignern oder ihren Regierungen
beschaffen und nur im äußersten Notfall auf den EFSF zurückgreifen können.
Bevor irgendwelche Beschlüsse über eine umfangreichere Entschuldung
Griechenlands getroffen werden, soll aber noch die abschließende Bewertung
der sogenannten Troika aus EU-Kommission, EZB und Internationalem
Währungsfonds (IWF) abgewartet werden, die derzeit die griechischen
Finanzen untersucht, hieß es in Regierungskreisen.
Der IWF-Vertreter der Delegation äußerte sich am Sonntag jedoch entsetzt
über die griechischen Reformfortschritte. "Es ist offensichtlich, dass das
Programm nicht aufgeht", schimpfte er in einem Interview. Von einem
positiven Urteil der Troika machen die Staats- und Regierungschefs der
Eurozone die Auszahlung der nächsten Hilfstranche in Höhe von acht
Milliarden Euro für Griechenland abhängig.
9 Oct 2011
## AUTOREN
Nicola Liebert
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