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# taz.de -- Generalstreik in Griechenland: Alle Flugzeuge fliegen … nicht!
> In Griechenland hat ein zweitägiger Generalstreik gegen die Sparpläne
> begonnen. Schulen, Geschäfte, Banken blieben zu. Die Polizei bereitet
> sich auf einen Ansturm der Demonstranten vor.
Bild: Unten bleiben: Am Athener Flughafen geht nichts mehr.
ATHEN dapd/dpa | Mit dem größten Streik seit vielen Jahren habe mehrere
zehntausend Beschäftigte in Griechenland das öffentliche Leben lahmgelegt.
Zum Auftakt ihres zweitägigen Generalstreiks gegen das Sparprogramm der
Regierung haben Arbeiter und Angestellte in Griechenland für weitgehenden
Stillstand im öffentlichen Leben gesorgt.
Der Flugverkehr kam am Mittwochvormittag komplett zum Erliegen. Auch
mehrere Dutzend Flüge aus und nach Deutschland wurden verschoben, tausende
Reisende waren betroffen. Neben dem griechischen Luftverkehr wurden
Ministerien und staatliche Unternehmen sowie viele Banken, Apotheken,
Tankstellen und Bäckereien bestreikt. Schulen, Geschäfte und Praxen waren
geschlossen, der Nahverkehr litt unter Beeinträchtigungen.
Wegen des schon seit zwei Wochen andauernden Streiks der Müllabfuhr liegen
in den meisten griechischen Städten Zehntausende Tonnen Müll auf den
Straßen. Ärzte behandeln in Krankenhäusern nur Notfälle. Auch bei Bussen
und U-Bahnen in Athen gibt es immer wieder Behinderungen.
Mit einem Großaufgebot bereitete sich die Polizei in Athen auf einen
Ansturm von Demonstranten vor. Bei einem zweitägigen Ausstand im Juni war
es zu heftigen Zusammenstößen zwischen Protestierenden und
Sicherheitskräften gekommen. Bis Mittag versammelten sich Tausende Menschen
vor dem Parlament in Athen. Zehntausende kamen in anderen Stadtteilen
zusammen und planten, um die Mittagszeit zum Zentrum zu marschieren. Die
Demonstrationen verliefen zunächst friedlich.
An den Demonstrationen in der Athener Innenstadt beteiligten sich laut
Augenzeugen Vertreter aller Arbeitnehmerverbände und auch viele
Freiberufler: "Wir sehen Maurer, Lehrer, Ärzte, Staatsbedienstete, Händler
– alle sind dabei", sagte Teilnehmer Theodoros Ioannidis.
## Größter Streik seit Jahrzehnten
Ein Radiosender nannte den Arbeitskampf den "größten Streik seit
Jahrzehnten", der Nachrichtensender Skai sprach von der "Mutter aller
Streiks". Die Veranstalter erwarteten eine der größten Demonstrationen der
vergangenen Jahre: "Wir rechnen mit mehr als 200 000 Menschen", sagte ein
Sprecher der Gewerkschaft des staatlichen Bereichs (ADEDY) der dpa.
Das Athener Parlament plant am Donnerstag ein Votum über neue unpopuläre
Sparmaßnahmen, mit denen Griechenland sich weitere internationale
Finanzhilfe sichern will. Selbst einige Abgeordnete aus den Reihen der
regierenden Sozialisten haben angedeutet, dass sie möglicherweise gegen
Teile des Sparplans stimmen wollen. Sollte Griechenland jedoch nicht bald
eine dringend benötigte weitere Kredittranche erhalten, kann es nach
eigenen Angaben schon im November keine Gehälter und Pensionen mehr zahlen.
Wegen der dramatischen Lage schlug Ministerpräsident Giorgos Papandreou
Oppositionschef Antonis Samaras vor, gemeinsam zum EU-Gipfel nach Brüssel
zu reisen, hieß es aus Kreisen der Regierung. Der Chef der bürgerlichen
Oppositionspartei Nea Dimokratia (ND) habe dies aber abgelehnt. In Athen
sind bereits mehrfach Versuche gescheitert, angesichts der tiefen Krise
eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden.
19 Oct 2011
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