# taz.de -- Krisenproteste weltweit: Hunderttausende gegen das Kapital | |
> Die Proteste gegen das Finanzkapital haben sich weltweit ausgeweitet: In | |
> mehr als 80 Ländern gehen mehrere Hunderttausend Menschen auf die Straße. | |
> Einige von ihnen besetzen Plätze. Auch in Berlin und Frankfurt. | |
Bild: Occupy Bundestag: Kapitalismuskritiker besetzen die Wiese vor dem Reichst… | |
Mit so viel Resonanz hatten selbst die Veranstalter nicht gerechnet - | |
"Occupy Wall Street" in aller Welt: Millionen Finanzmarktkritiker haben am | |
Samstag in mehr als 1.300 Städten weltweit gegen Auswüchse des Kapitalismus | |
und soziale Ungleichheit demonstriert. | |
Den Beginn der Proteste machten die Kapitalismuskritiker in Neuseeland, | |
Australien und Japan. In Wellington gingen rund 2.000 Menschen auf die | |
Straße, in Sydney waren es mehr als 5.000, im Protest armen Tokio immerhin | |
einige Hundert. | |
Auch in den Finanzvierteln von Seoul, Hongkong und Manila machten Hunderte | |
ihrer Wut Luft über das Gebaren der Banker und das Krisenmanagement der | |
Politiker. | |
In London wurde aus der anfänglich losen Demonstration eine Besetzung. Etwa | |
20 Zelte stehen nun am Rande des Vorplatzes der Kirche „Sankt Pauls“ in der | |
City of London, dem Finanzzentrum. Die Polizeikette um den Platz verläuft | |
nur wenige Meter von den Zelten entfernt. | |
Etwa 2.000 Demonstranten hielten bis zum späten Abend jubelnd die | |
Besetzung. Einige Dutzend würden über Nacht bleiben, schätzten die | |
Organisatoren. Abgesehen von ein paar Rangeleien blieb die Stimmung | |
friedlich. Insgesamt gab es drei Verhaftungen. | |
Zuvor waren mehr als 5.000 Demonstranten durch die Londoner Innenstadt | |
gezogen. Der Plan, die Stock Exchange zu besetzen, scheiterte an den | |
Blockaden der Polizei. | |
Im Streik erprobten Athen kamen rund 7.000 Menschen zu einem Protestkonzert | |
auf dem symbolträchtigen Syntagma-Platz. Viele von ihnen schwenkten | |
griechische Fahnen und skandierten Wutparolen gegen die Troika aus EU, EZB | |
und IWF. Hunderte von Motorradfahrer protestierten mit einem Konvoi gegen | |
die Sparpolitik der griechischen Regierung. Bis zum späten Abend verliefen | |
alle Proteste friedllich. | |
Die [1][größten Proteste fanden in Rom mit rund 200.000 TeilnehmerInnen | |
statt. Dort kam es auch zu schweren Ausschreitungen]. Die Demos waren alle | |
Teil eines weltweiten Aktionstages. | |
In Deutschland folgten nach Angaben der Mitorganisatoren von Attac mehr als | |
40.000 Kapitalismuskritiker in etwa 50 Städten dem Aufruf zum Protest. Max | |
Bank vom Attac-Koordinierungskreis wertete den Protesttag als großen | |
Erfolg. "Der Funke ist übergesprungen, die Bewegung ist da", sagte er. | |
Bei der Demonstration in Berlin mit rund 5.000 TeilnehmerInnen kam es auf | |
dem Weg durch das Regierungsviertel zum Kanzleramt kurz zu Tumulten, als | |
rund 200 Protestler über die Wiese auf den Bundestag zu stürmten. Am Abend | |
gelang es einigen Aktivisten, provisorisch mehrere Zelte zu errichten. | |
[2][Nach gescheiterten Verhandlungen begann die Polizei mit der Räumung.] | |
Die rund 7.000 Demonstranten in der Bankenmetropole Frankfurt machten ihrem | |
Unmut mit Plakat-Parolen wie "Ihr verzockt unsere Zukunft" und "Schranken | |
für Banken" Luft – deutlich mehr als von der Polizei und den Organisatoren | |
des Protests erwartet. Einige riefen lautstark: "Brecht die Macht der | |
Banken und Konzerne." | |
Die Demonstranten zogen in Richtung der Europäischen Zentralbank, vorbei an | |
den Zentralen von Commerzbank und Deutscher Bank. Ein Demonstrant forderte | |
Passanten mithilfe eines Megafons auf, sich dem Protest anzuschließen: | |
„Liebe Frankfurterinnen und Frankfurter, man will ihre Sparkonten | |
plündern!“ | |
Occupy-Frankfurt-Sprecher Wolfram Siener zeigte sich begeistert. „So etwas | |
hat es in der Geschichte noch nicht gegeben“, sagte der Zwanzigjährige. | |
„Auf der ganzen Welt demonstrieren Menschen gegen dasselbe.“ | |
Mit anderen Aktivisten will auch Siener nach Vorbild der New Yorker Wall | |
Street-Besetzer und den Protestcampern von Tel Aviv und Madrid in der Nacht | |
auf Sonntag vor der Zentrale der EZB ein Protestcamp errichten. | |
Genehmigt sind zehn Zelte am Euro-Monument, direkt unterhalb der | |
EZB-Zentrale. Weitere Zelte dürfen nach Angaben der Polizei im angrenzenden | |
Park aufgestellt werden. Bis zum späten Abend standen rund 20 Zelte. „Wir | |
sind gekommen, um zu bleiben“, sagt einer der Camper. Eine Lizenz zum | |
Zelten haben die Aktivisten: Die offizielle Campgenehmigung gilt laut | |
Polizei bis zum 19. Oktober. | |
In München machten etwa 1.000 Demonstranten ihrem Unmut Luft, in Köln zogen | |
nach Polizeiangaben rund 1.500 Demonstranten durch die Innenstadt. In | |
Stuttgart gingen etwa 1.500 Menschen auf die Straße. Bernd Riexinger von | |
Verdi Stuttgart sagte: "Die Wirtschaft muss den Menschen dienen, nicht | |
umgekehrt." | |
Auch in anderen europäischen Städten wie Zürich, Brüssel, Paris, Stockholm | |
und Madrid war das Echo auf den im Internet verbreiteten Aufruf groß. | |
Vorbild der Demonstrationen sind die amerikanische Protestbewegung "Occupy | |
Wall Street" ("Besetzt die Wall Street"), die sich seit vier Wochen gegen | |
das Finanzsystem und große Teile der Bankenwelt wendet. | |
Mit dpa, dapd | |
15 Oct 2011 | |
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## AUTOREN | |
F. Dachsel | |
J. Himmelreich | |
F. Lee | |
J. Papadimitriou | |
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