# taz.de -- EU-Gipfel: Besseres Banken-Polster | |
> Die Banken sollen für einen möglichen Schuldenschnitt Griechenlands | |
> gerüstet werden. Die EU-Finanzminister einigten sich darauf, die | |
> Rücklagen der Institute aufzustocken. | |
Bild: Über was Sarkozy und Merkel wohl reden? Das Stichwort Euro wird wohl fal… | |
BRÜSSEL afp/dpa/dapd | Mit einer Krisensitzung nach der anderen hat Europa | |
vor dem EU-Gipfel am Sonntag versucht, eine wirksame Antwort zur Eindämmung | |
der Schuldenkrise zu finden. Die EU-Finanzminister einigten sich am Samstag | |
in zehnstündigen Beratungen darauf, die Kapitalrücklagen der Banken | |
deutlich aufzustocken. Grund ist, dass die Banken auf deutlich mehr ihrer | |
Forderungen an Griechenland verzichten sollen als bisher geplant. | |
Die EU-Länder müssen einen neuen Notfallplan für das am Abgrund stehende | |
Griechenland schmieden und gleichzeitig verhindern, dass sich die Krise auf | |
andere Länder oder den europäischen Finanzsektor ausweitet. Insbesondere | |
befürchten die EU-Staaten, dass die europäischen Banken nicht über genügend | |
Rücklagen verfügen, wenn sie zur Rettung Griechenlands auf die Rückzahlung | |
von Krediten in beträchtlicher Höhe verzichten müssen. Laut EU-Diplomaten | |
sollen die Institute mindestens die Hälfte ihrer Forderungen abschreiben. | |
Im Juli hatten diese nur dem Verzicht auf 21 Prozent ihrer Darlehen | |
zugestimmt. | |
Der Beschluss der EU-Finanzminister sieht vor, dass die Kapitalrücklage der | |
Banken bis Mitte des kommenden Jahres um rund 108 Milliarden Euro | |
aufgestockt werden soll. Dadurch soll die Quote des Eigenkapitals der | |
Banken auf neun Prozent erhöht werden - also das Verhältnis vom Kapital | |
einer Bank zu ihren risikobehafteten Geschäften. Die höhere Beteiligung der | |
Banken an der Griechenland-Hilfe soll auf freiwilliger Basis erfolgen. In | |
den Verhandlungen mit den Banken wurde aber zunächst kein Fortschritt | |
erzielt, wie es am Samstag aus Verhandlungskreisen hieß. | |
Weiteres Element im Aktionsplan gegen die Schuldenkrise ist die nochmalige | |
Stärkung des Euro-Rettungsfonds EFSF, der überschuldeten Ländern zu Hilfe | |
kommt. Dazu hat er 440 Milliarden Euro zur Verfügung. Würde die | |
Schuldenkrise aber auf große Euro-Länder wie Italien oder Spanien | |
übergreifen, könnte das zu wenig sein. Deshalb soll die Wirkung der | |
Fonds-Mittel über einen sogenannten Hebeltrick erhöht werden. Hier wird | |
zwar inzwischen nur noch über zwei Modelle diskutiert, aber dem | |
niederländischen Finanzminister Jan Kees de Jager zufolge gab es am Samstag | |
"noch deutliche Meinungsverschiedenheiten". | |
Zum Beginn des EU-Gipfels am Sonntag verlangte Griechenlands | |
Ministerpräsident Giorgos Papandreou rasches Handeln. "Es ist bewiesen, | |
dass diese Krise keine griechische Krise ist. Diese Krise ist eine | |
europäische Krise", sagte Papandreou. "Deshalb ist es jetzt Zeit, dass wir | |
Europäer entschieden und wirksam handeln." | |
Zudem wehrte sich der Ministerpräsident gegen Vorwürfe, Athen spare zu | |
wenig. "Wir sind stolze Leute. Wir sind eine stolze Nation. Wir verlangen, | |
dass wir respektiert werden für das, was wir tun." Er verteidigte die | |
Entscheidungen seiner Regierung. "Griechenland hat immer wieder bewiesen, | |
dass wir die richtigen Entscheidungen treffen, um unsere Wirtschaft | |
nachhaltig und gerechter zu machen", sagte er. Papandreou fügte hinzu: "Wir | |
nehmen unsere Verantwortung dafür wahr, unter großen Schmerzen aus | |
Griechenland ein anderes Land zu machen." | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat unterdessen die Erwartungen an die beiden | |
Gipfel am Sonntag gedämpft. "Wir bereiten hier die Entscheidungen für | |
Mittwoch vor", sagte sie zum Auftakt am Sonntagmorgen in Brüssel. "Es geht | |
um technische Diskussionen, die sehr kompliziert sind. Damit die | |
Erwartungen richtig eingeordnet werden: Heute ist nicht mit Entscheidungen | |
zu rechnen." | |
23 Oct 2011 | |
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