# taz.de -- Australischer Medienmogul: Murdoch schlägt Aktionärsrevolte nieder | |
> Wichtige Aktionäre der News Corporation begehren gegen Rupert Murdoch | |
> auf. Doch letztlich sind sie machtlos gegen den Patriarchen. | |
Bild: "Feuert die Murdoch-Mafia" steht auf Schildern von Demonstranten in Los A… | |
Von diesem Mann können Despoten auf der ganzen Welt noch etwas lernen. Auf | |
dem Papier genügt das US-Aktienrecht höchsten demokratischen Ansprüchen. In | |
der Praxis schafft es ein Rupert Murdoch auch im schwierigsten Jahr seiner | |
News Corporation, die Jahreshauptversammlung trotz aller kritischen Fragen | |
in knapp 90 Minuten hinter sich zu bringen. Wegen des Telefon- und | |
Computer-Hacking-Skandals stehen der 81-Jährige Konzernchef und sein Sohn | |
und Kronprinz James massiv unter Druck - doch das "Annual General Meeting" | |
war 2011 sogar noch etwas kürzer als sonst. | |
Trotzdem sinkt der Stern der Murdochs beim bislang erfolgreichsten globalen | |
Medienunternehmen unaufhörlich. Zwar galt Rupert Murdochs Wiederwahl als | |
Vorstandschef wie die der anderen Direktoren aufgrund der | |
Stimmrechtsverhältnisse bei der News Corporation von vornherein als sicher. | |
Doch das konkrete Ergebnis muss so knapp ausgefallen sein, dass der Konzern | |
die exakten Voten erst am Montag veröffentlichen will. | |
Und schon draußen vor den Fox Studios in Hollywood, wo am Freitagabend | |
deutscher Zeit das Aktionärstreffen abgehalten wurde, hatten Hunderte gegen | |
die Murdochs protestiert. Drinnen verlangten erstmals auch Vertreter | |
institutioneller Investoren wie der mächtige Kalifornische Pensionsfond | |
Calpers, dass Murdoch die Doppelrolle aus Vorstandschef (CEO) und | |
Aufsichtsratsvorsitzendem (Chairman) endlich abgeben solle. | |
Im entsprechenden Antrag hieß es, ein unabhängiger Chairman solle "die | |
Stellung der Aufsicht gegenüber der Familie Murdoch aufwerten". Mehrere | |
Investoren-Vertreter forderten außerdem eine Debatte über die Leistungen | |
der anderen Vorstände - insbesondere von Murdoch-Sohn James. Denn der trägt | |
als Zuständiger für die britischen Zeitungen des Konzerns zumindest formal | |
die Verantwortung für die Abhör- und Hacking-Skandale, die im Juli zur | |
Einstellung des Sonntagsblatts News of the World und zur Verhaftung der | |
ehemaligen Chefredakteure Rebekah Brooks und Andrew Coulson geführt hatten. | |
## Pro Frage eine Minute | |
Doch hier blockte Murdoch, der als Chairman über Redezeiten ("Jede Frage | |
darf maximal eine Minute dauern") und Tagesordnung ("Ich schließe die | |
Debatte. Wir wählen jetzt!") befand, jede Diskussion ab. Zwar beteuerte er | |
wiederholt, alles aufzuklären und dabei eng mit der Polizei | |
zusammenzuarbeiten, auf Details ließ er sich aber nicht ein. Das bekam auch | |
der britische Labour-Abgeordnete Tom Watson zu spüren, der extra Aktionär | |
geworden war, um auf der Versammlung Rederecht zu haben. Fragen nach neuen | |
Erkenntnissen, nach denen nicht nur Telefone, sondern auch Computer von | |
NoW-Mitarbeitern routinemäßig gehackt worden seien, wich Murdoch sichtlich | |
nervös aus - der alte Mann sagte inhaltlich zwar nichts, klopfte aber wie | |
schon vor dem britischen Parlamentsausschuss im August zur Bekräftigung | |
seiner Position heftig den Tisch. | |
Eine typische Murdoch-Abfuhr holte sich auch der australische | |
Aktionärsvertreter Stephen Mayne: Murdoch habe seine Aktionäre schon immer | |
"wie Idioten" behandelt, es sei "beschämend, dass ein Medienkonzern, der | |
weltweit auf freie Meinungsäußerung pocht, diese Debatte so undemokratisch | |
abwürgt", rief Mayne. "Ich denke, wir können das aushalten", gab Murdoch | |
zurück. | |
Nach der Sitzung teilte News Corp. in einer schmallippigen Pressemitteilung | |
mit, alle Vorstände seien wiedergewählt worden, dem "Antrag auf einen | |
unabhängigen Chairman wurde nicht stattgegeben". Murdoch, der eigentlich | |
nur 12 Prozent des Konzerns direkt besitzt, aber 40 Prozent der Stimmrechte | |
kontrolliert, konnte sich dabei auch auf einen in Deutschland nicht ganz | |
unbekannten Weggefährten verlassen: Der ehemalige ProSiebenSat.1-Besitzer | |
Haim Saban hatte Murdoch demonstrativ unterstützt und in der Debatte | |
demonstrativ gefragt, "warum hier nur über diese Verrücktheiten geredet | |
wird und nicht über die tollen Geschäftsergebnisse". Sabans Verzweiflung | |
muss leider noch etwas anhalten: Mitte November darf in London Murdoch-Sohn | |
James schon wieder vor dem Parlamentskomitee aussagen. | |
23 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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