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# taz.de -- Kommentar Griechenland: An den Ansprüchen gescheitert
> Das Referendum ist vom Tisch, aber der Abstimmungstermin im Dezember
> könnte durchaus wahrgenommen werden - und zwar für vorgezogene
> Parlamentswahlen.
Bild: Anti-G20-Demonstration in Nizza.
Eins hat der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou mit der
deutschen Bundeskanzlerin gemeinsam: Beide halten ihre Politik für
alternativlos. Bis vor wenigen Tagen schien Papandreou damit auch
durchzukommen. Doch spätestens seit der hastig angekündigten
Volksabstimmung über die Brüsseler Gipfel-Entscheidungen und der
schallenden Ohrfeige von Cannes wissen die Wähler: Papandreou ist an seinen
eigenen Ansprüchen gescheitert.
Zuverlässigkeit, Seriosität, eine europafreundliche Grundhaltung und ein
kühler Kopf bildeten das politische Kapital von Giorgos Papandreou, das
nunmehr aufgebraucht ist. Nach Cannes wird der griechische
Ministerpräsident selbst von seinen Anhängern nicht mehr als alternativlos
betrachtet.
Zumal auch die verschlafene oder sogar destruktiv agierende konservative
Opposition Morgenluft wittert und sich erstmals moderat und gesprächsbereit
gibt: Eine Regierung der nationalen Einheit würde sie auf jeden Fall
unterstützen, falls Papandreou bereit wäre, als Premier zurückzutreten,
ließ am Dienstag Oppositionsführer Antonis Samaras verlauten. Man sei sogar
bereit, im Parlament für die jüngsten EU-Gipfelergebnisse zu stimmen, so
die Opposition zur allgemeinen Überraschung.
Das Referendum ist schon mal vom Tisch, aber der angekündigte
Abstimmungstermin im Dezember könnte durchaus wahrgenommen werden - und
zwar für vorgezogene Parlamentswahlen. Denn jetzt geht es vor allem darum,
eine Regierung zu bestimmen oder wählen zu lassen, die das Land zur Ruhe
bringt und auch die EU-Partner erst einmal beruhigt. Viel Zeit bleibt den
Politikern nicht, den Befreiungsschlag zu suchen, denn spätestens Mitte
Dezember braucht Griechenland dringend frisches Geld.
3 Nov 2011
## AUTOREN
Jannis Papadimitriou
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