# taz.de -- Steuerabkommen mit der Schweiz: Schäuble will Länder kaufen | |
> SPD und Grüne drohen das umstrittene Abkommen mit der Schweiz zu kippen. | |
> Finanzminister Schäuble versucht ihnen nun den Deal schmackhaft zu | |
> machen. | |
Bild: Das Abkommen sorgte für Jubel bei diesen "Steuerhinterziehern". | |
BERLIN taz | Um zu verhindern, dass SPD und Grüne das umstrittene | |
Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz im Bundesrat stoppen, | |
bemüht sich Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) offenbar, den Wünschen | |
der Bundesländer entgegenzukommen. Man versuche derzeit auf | |
unterschiedlichsten Ebenen, sie von dem Abkommen zu überzeugen, erklärte | |
ein Ministeriumssprecher. | |
Zum einen bietet der Bund den Ländern nach taz-Informationen einen höheren | |
Anteil an den erwarteten Nachzahlungen auf Schwarzgeld aus der Schweiz an. | |
Bisher sollen sie - wie bei der Einkommensteuer üblich - einen Anteil von | |
42,5 Prozent erhalten. Weil die im Abkommen vorgesehene Nachzahlung aber | |
auch hinterzogene Erbschaftsteuer abgelten soll, die den Ländern zusteht, | |
könne dieser Anteil erhöht werden, hieß es. | |
Zum anderen versucht der Bund in neuen Gesprächen mit der Schweiz, die | |
Inhalte des Abkommens nachzuverhandeln. Dabei will Schäuble nach | |
Informationen des Spiegel durchsetzen, dass deutsche Behörden öfter als | |
bisher vereinbart Informationen über Steuerhinterzieher aus der Schweiz | |
anfordern dürfen. Bislang ist die Zahl solcher Auskunftsersuchen für die | |
nächsten zwei Jahre auf 999 beschränkt. | |
## Straffreiheit für Nachzahlung | |
Das umstrittene Abkommen, das im September unterzeichnet worden war, sieht | |
vor, dass in der Schweiz angelegtes Schwarzgeld gegen eine einmalige, | |
vergleichsweise geringe Nachversteuerung und eine künftige Abgeltungsteuer | |
legalisiert werden soll. Die Besitzer bleiben dabei weiterhin anonym und | |
können strafrechtlich nicht mehr belangt werden. | |
SPD und Grüne, die im Bundesrat eine Mehrheit haben, hatten das Abkommen | |
scharf kritisiert und eine Ablehnung angekündigt. Dass sie sich nun | |
umstimmen lassen, scheint fraglich. "Bei der Korrektur des Steuerabkommens | |
mit der Schweiz geht es nicht um die Aufteilung des Steueraufkommens | |
zwischen Bund und Ländern", sagte der Finanzminister von | |
Nordrhein-Westfalen, Norbert Walter-Borjans. | |
Es gehe um die Kontrollierbarkeit in Zukunft und Gerechtigkeit für die | |
Vergangenheit. Für Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin zeigen Schäubles | |
Nachverhandlungen, dass seine "Generalamnestie" keine Chance habe. Statt | |
"hilfloser Nachbesserungen eines bilateralen Ablasshandels für | |
Steuerflucht" seien nun aber klare europäische Regeln für die Besteuerung | |
von Kapitaleinkommen unter Offenlegung aller Quellen nötig. | |
15 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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