# taz.de -- Rösler und Röttgen uneins: Koalition streitet über Effizienz | |
> Wirtschaftsminister Rösler lehnt die Verpflichtung zum Energiesparen ab, | |
> die EU-Kommissar Oettinger plant. Der Umweltminister begrüßt den | |
> Vorschlag. | |
Bild: Suchen jetzt das klärende Gespräch: Wirtschaftsminister Philipp Rösler… | |
BERLIN taz | Bei der Energiewende geht es nicht nur um neue Windparks, | |
Solaranlagen und umweltfreundliche Erzeugung. Wichtig ist auch die | |
schlichte Frage: Was tun die Bürger, um in ihren Haushalten weniger Wärme | |
und Strom zu verbrauchen? | |
Um ein Fünftel soll der Primärenergieverbrauch bis 2020 sinken - so hat es | |
die Europäische Union beschlossen. Allerdings klappt das bisher nicht | |
richtig. Deshalb unternimmt EU-Energie-Kommissar Günther Oettinger nun | |
einen neuen Anlauf. Er hat den EU-Staaten einen Richtlinienvorschlag | |
geschickt. Der entscheidende Punkt: Alle Energieversorger sollen bei ihren | |
Kunden jährlich 1,5 Prozent Energie einsparen im Vergleich zu der Menge, | |
die sie im Jahr zuvor verkauft haben. | |
Weil Oettinger kein freiwillig zu erreichendes Ziel, sondern eine | |
verpflichtende Regelung plant, ist die Bundesregierung nun entlang der | |
bekannten Linie gespalten. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) unterstützt | |
den Vorschlag, Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) lehnt zentrale | |
Punkte ab. Am kommenden Dienstag ist ein klärendes Gespräch im | |
Bundeskanzleramt anberaumt. | |
Was muss man sich konkret vorstellen, wenn Energieversorger bei ihren | |
Kunden Energieeinsparung betreiben? Beispielsweise könnten die Unternehmen | |
die Privathaushalte beraten, sparsame Beleuchtung zu installieren oder den | |
alten Kühlschrank durch einen neuen zu ersetzen. | |
## Ausgleich für Verluste | |
Hausbesitzer würden Unterstützung erhalten, um Wände zu dämmen oder | |
Heizungen zu modernisieren. Derartige Dienstleistungen könnten sich die | |
Energieversorger bezahlen lassen als Ausgleich für Verluste aus geringerem | |
Energieverkauf. | |
Das Wirtschaftsministerium jedoch kann mit Oettingers Plan nicht viel | |
anfangen. "Bei der konkreten Ausgestaltung handelt es sich um eine | |
planwirtschaftliche Maßnahme", heißt es in einer Stellungnahme, die der taz | |
vorliegt. "Artikel 6 in seiner jetzigen Form" - der Passus der Richtlinie | |
mit Oettingers Verpflichtung - "muss daher ersatzlos entfallen", so das | |
Ministerium. | |
Das Ziel der 1,5-prozentigen Energieeinsparung sei "willkürlich | |
festgelegt". Röslers Mitarbeiter befürchten "negative Folgewirkungen, | |
insbesondere steigende Energiepreise, weil Unternehmen ihre zusätzlichen | |
Kosten auf die Endverbraucher umlegen". | |
## Maßnahmen nachweisen | |
Diese Argumentation stößt im Umweltministerium auf Unverständnis. | |
Oettingers Vorschlag sei nicht gemeint als Beschränkung des Energieabsatzes | |
der Unternehmen. Die Firmen sollten nur verpflichtet werden, | |
quantifizierbare Maßnahmen zur Einsparung bei ihren Kunden nachzuweisen. | |
In dieser Sichtweise kann ein Stromunternehmen die Haushalte beispielsweise | |
bei der Wärmedämmung beraten und so seine Verpflichtung erfüllen. | |
Außerdem, so heißt es im Umweltministerium, könnten die Energieversorger | |
und Netzbetreiber das Einsparziel auch gemeinsam als Branche erreichen. Die | |
Verpflichtung beziehe sich nicht in erster Linie auf einzelne Unternehmen. | |
Oettingers Plan liege im Übrigen auf der Linie dessen, was die | |
Bundesregierung bereits in ihrem Energiekonzept beschlossen habe. | |
Ingrid Nestle, Energieexpertin der Grünen, weist darauf hin, dass der | |
sorgsamere Umgang mit Energie auch finanzielle Einsparungen bewirke. | |
Privathaushalte und Firmen könnten jährlich bis zu 20 Milliarden Euro | |
sparen, wenn sie 20 Prozent weniger Energie verbrauchten. | |
18 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
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