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# taz.de -- Grüne Fraktionschefin Ramona Pop:: "Viel Porzellan zerschlagen"
> An einer weiteren Eskalation kann niemand Interesse haben, sagt Ramona
> Pop. Sie soll die zerstrittene Grünen-Fraktion nun erst mal ein Jahr lang
> allein führen .
Bild: Ramona Pop mit dem Fraktionsteritmoderatior Wolfgang Wieland (links) und …
taz: Frau Pop, wie haltbar ist der Waffenstillstand, auf den sich die
unterschiedlichen Flügel der Fraktion jetzt offenbar geeinigt haben?
Ramona Pop: Wir haben mit dem neuen Fraktionsvorstand ein gutes Team
gewählt, viele Neue sind dabei. Ich sehe darin den Willen der Fraktion zu
einem Neuanfang. Wir sind es unseren Wählerinnen und Wählern schuldig, dass
wir nach Wochen der internen Auseinandersetzung jetzt zur Politik
zurückkehren.
Eigentlich hätte der Streit am Dienstag in der Fraktionssitzung doch
eskalieren müssen. Immerhin sind bei der Nachwahl zum Vorstand gleich zwei
linke Kandidatinnen durchgefallen …
… und eine linke Kandidatin ist mit einer großen Mehrheit gewählt worden!
An einer weiteren Eskalation kann niemand ein Interesse haben. Wir haben in
den letzten Wochen viel Porzellan zerschlagen. Jetzt müssen wir verlorenes
Vertrauen wieder zurückgewinnen.
Welchen Anteil hat es an der zumindest für den Moment beruhigten Situation,
dass Volker Ratzmann vergangene Woche als Fraktionschef zurückgetreten ist?
Volker Ratzmanns Rückzug war ein sehr honoriger Schritt. Er hat den Weg
frei gemacht für die notwendigen inhaltlichen Klärungen, die wir jetzt als
Partei und Fraktion angehen werden.
Der Beifall für Ratzmann beim kleinen Parteitag jüngst hat gezeigt, wie
groß sein Rückhalt ist. Wie soll es klappen, dass einer, der so lange
Häuptling war, nun in der Fraktion wieder einfacher Indianer ist?
Volker Ratzmann hat sehr viel dazu beigetragen, dass die Grünen in Berlin
in den letzten zehn Jahren von 9,1 Prozent auf 17,6 Prozent bei der
jüngsten Wahl gewachsen sind. Vielleicht ist aber Volker Ratzmann
derjenige, der diese Frage beantworten sollte.
Unterm Strich sind Sie karrieremäßig die eigentliche Nutznießerin des
Flügelstreits: Sie sind jetzt alleinige Fraktionschefin, die einzige Frau
im Abgeordnetenhaus in diesem Job. Wie gefällt Ihnen das?
In allererster Linie weiß ich um die Verantwortung, die ich habe. Nach
innen die Fraktion zusammenzuführen, dass wir gemeinsam arbeits- und
politikfähig werden.
Und nach außen?
Als größte Oppositionsfraktion haben wir eine besondere Verantwortung, die
neue rot-schwarze Koalition zu treiben, aber auch Zukunftsthemen
aufzuspüren und die Oppositionsführerschaft zu erobern. Dieser neue Senat
hat keine Haltung zu zentralen Themen, wie der Energiewende, einer sozialen
Stadtentwicklung und modernen Infrastruktur.
Sie sollen die Grünen-Fraktion erst mal für ein Jahr allein führen. Ist die
Doppelspitze damit de facto abgeschafft, wie bei Grünen-Fraktionen in allen
anderen Landtagen außer Bayern?
Die Doppelspitze bleibt die Regel. Allerdings hat es auch in Berlin bereits
Ausnahmen davon gegeben, es ist also nicht das erste Mal.
23 Nov 2011
## AUTOREN
Stefan Alberti
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