# taz.de -- 17. Weltklimakonferenz: Letzte Ausfahrt Durban | |
> Am Montag beginnt in Durban die 17. Weltklimakonferenz. Gelingt es nicht, | |
> das Kioto-Protokoll zu verlängern, droht dem Klimaschutz unter dem Dach | |
> der UN das Aus. | |
Bild: Greenpeace-Aktivisten stellen ein Windrad auf. | |
BERLIN taz | Kurz vor dem Beginn der Weltklimakonferenz in Durban machte | |
die UN-Umweltorganisation Unep den Klimaverhandlern noch einmal Mut: "Die | |
Welt hat bereits die Lösungen, um einen gefährlichen Klimawandel | |
abzuwenden", heißt es in einem aktuellen Bericht. | |
Mehr erneuerbare Energien, Energieeffizienz, der Umstieg auf andere | |
Brennstoffe, mehr öffentlichen Verkehr und Änderungen in der Landwirtschaft | |
könnten dafür sorgen, dass der globale Temperaturanstieg unter 2 Grad | |
Celsius bleibe. Bis 2020 könnten die Emissionen so stabilisiert werden, das | |
sei eine "Botschaft der Hoffnung und ein Aufruf zum Handeln". | |
Die Hoffnung bei den Verhandlern ist begrenzt. Ein umfassendes | |
Klimaschutzabkommen ist nicht in Sicht. Nach wie vor stehen sich Vorreiter | |
und Bremser gegenüber, die Finanzkrise hat die Sache nicht einfacher | |
gemacht. Dazu drängt die Zeit: Ende 2012 laufen die Verpflichtungen des | |
Kioto-Protokolls aus. Finden die Staaten keinen neuen Fahrplan, droht das | |
gesamte System des internationalen Klimaschutzes unter dem Dach der UN zu | |
zerbröckeln. | |
## Folge Extremwetter | |
An Warnsignalen ist kein Mangel: Ein aktueller Bericht des UN-Klimarats | |
IPCC warnt vor zunehmenden "Extremwettern" wie Starkregen, Dürre und | |
Überschwemmungen. Die globalen CO2-Emissionen stiegen 2010 so stark wie | |
noch nie, der Anteil des CO2 an der Atmosphäre liegt auf einem Rekordhoch. | |
Und erstmals sehen Forscher Hinweise darauf, dass ein Wetterereignis - die | |
Dürreperiode im Sommer 2010 in Russland - direkt auf den Klimawandel | |
zurückgeht. | |
Doch im Kongresszentrum von Durban wird all das nur nachrangig sein. Die | |
Verhandlungen beginnen entlang klarer Fronten: Die EU und Länder wie | |
Norwegen, Schweiz, Neuseeland und Australien wollen ein zweites Leben für | |
das Kioto-Protokoll. | |
Sie würden sich zu weiteren Verpflichtungen verpflichten (wie es die EU mit | |
ihrem Ziel, bis 2020 die Emissionen um 20 Prozent zu verringern, bereits | |
intern getan hat), wenn die anderen Länder mitziehen: Es sollte eine | |
Einigung über den "Grünen Klimafonds" geben, der den armen Ländern beim | |
Klimaschutz helfen soll; auch die Schwellenländer wie China und Indien und | |
vor allem die USA sollen dem Plan zustimmen, bis 2015 oder 2020 ein | |
umfassendes Klimaabkommen zu verhandeln. | |
Die USA allerdings werden sich nur bewegen, wenn sie wirtschaftliche | |
Vorteile sehen und ihr Hauptkonkurrent China eingebunden ist. China tut | |
sehr viel zu Hause, will aber keine internationale Verpflichtung eingehen. | |
Ähnlich argumentieren Indien, Brasilien und Südafrika. Die Inselstaaten, | |
denen das Wasser bis zum Hals steht, oder traditionelle Quertreiber wie | |
Bolivien dagegen sind immer für eine Überraschung gut. | |
## Was passiert, wenn es kein Kioto II gibt? | |
Wie der Gastgeber mit solchen Vorstößen umgeht und ob er - wie Mexiko 2010 | |
- durch kluge Allianzen und richtiges Timing einen Konsens erreichen kann, | |
ist fraglich. Manche Diplomaten blicken besorgt auf die südafrikanische | |
Konferenzführung. | |
Was passiert, wenn es kein Kioto II gibt? Die Juristen sind sich nicht | |
sicher. Klar scheint aber: Die Staaten wären nicht mehr völkerrechtlich zu | |
Reduktionen verpflichtet, ihrem Handel mit Emissionsrechten wäre der Boden | |
entzogen. | |
Tatsächlich würde sich aber in der Praxis wohl nicht viel ändern, sind die | |
Experten in Umweltverbänden und Ministerien überzeugt: Der | |
EU-Emissionshandel ist bis mindestens 2020 festgelegt. Auch wären die | |
Länder weiterhin verpflichtet, ihre Emissionen zu erfassen und zu | |
berichten. "Der politische Schaden durch ein fehlendes Kioto II wäre | |
deutlich größer als der wirtschaftliche", sagt Sven Harmeling von der | |
Klimaschutzorganisation Germanwatch. | |
Für Martin Kaiser von Greenpeace ist entscheidend, ob die USA überhaupt | |
noch beim Klimaschutz dabei bleiben. "Wenn die USA und China nicht dabei | |
sind und es keinen Fahrplan für 2015 gibt, dann kann man in diesem Format | |
nicht weiterverhandeln." Dann müsse eine "Koalition der Willigen" | |
vorangehen und auch über Schutzzölle gegen Staaten nachdenken, die nicht | |
beim Klimaschutz mitmachen. "Dann landet das Thema bei der | |
Welthandelsorganisation WTO", sagt Kaiser. "Und da gehört es auch hin." | |
28 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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